Mittwoch, 28. Januar 2009

Kongopost 2

Mail von Richard Iyema aus der République Démocratique du Congo an die Teestube in Dhünn.
Halleluja und Preis dem Herrn.
Ich grüße euch, meine lieben Geschwister der schönen Gemeinde Teestube.
Heute ist ein ruhiger Tag, wo ich ganz besonders an euch denke und euch auch mal schreiben will, was so passiert.
Ich, euer Bruder Richard, der Feldwebel der Armen, zusammen mit meiner Frau Nanella, wir beten jeden Tag für euch. Ich habe euch ja gesehen und euch angefasst, darum habe ich euch in guter Erinnerung.

Ich denke besonders jeden Sonntagabend an euch. Dann bete ich um halb acht zusammen mit euch. Wenn wir auch viele tausend Kilometer auseinander sind, aber das geht. Ich überlege mir, wie unsere Gebete sich dann unterwegs langsam immer näher kommen und zuletzt als Ganzes bei unserm Vater im Himmel landen, darüber kann ich mich dann jedes Mal noch freuen.

In diesen Tagen war ich wieder in dem Dorf Bakungu, wo Leute wohnen, die schon immer Bäume fällen und davon Bretter sägen können. Eigentlich müsste es den Menschen da viel besser gehen, als den anderen, denn sie hatten schon immer die Möglichkeit, viel Geld mit ihrer Arbeit zu verdienen. Aber Bakungu sieht am schlechtesten aus von allen Dörfern umher. Für andere sägen sie Bretter, aber man findet in kaum einer Hütte einen Tisch oder Stühle, so arm sind sie.

Ich würde ja überhaupt nicht dahingehen, aber es gibt da viele Leute, die behindert sind oder ganz alt, und manche haben schlimme Krankheiten. So fahre ich regelmäßig mit dem Fahrrad dahin, um mit den Armen und Kranken und Behinderten zu sprechen und, wenn möglich, auch zu helfen.

Jetzt habe ich Lomboto wieder getroffen. Sie bekommt auch regelmäßig etwas von dem Geld, das Tata Peter schickt. Lomboto leidet an Epilepsie und wenn sie ihren Anfall hat, fällt sie manchmal ins Feuer oder verletzt sich sonst irgendwo. Oft kann man auch gar nicht richtig mit ihr reden, dann hat sie ihren schlimmen Tag.
Ich habe ihr auch von euch und den Behinderten in Deutschland erzählt. Da hat sie mich jetzt gefragt: „Ich, die behinderte Lomboto, wenn ich für die Behinderten in Deutschland beten würde, die so krank sind wie ich, glaubst du, dass Gott im Himmel an mein Gebet denken würde?“
Ich sagte: „Ich bin sicher, dass Gott schon die ganze Zeit nur darauf wartet, dass du endlich anfängst und du sie und dich mit deinem Gebet heilst.“
Da hat sie sofort gebetet: „Gott, ich merke dass du uns Kranke hier in Bakungu und die in Deutschland genau sehen kannst. Du kannst alles! Heile und helfe mir und den anderen! Ich warte ab jetzt auf deine Antwort. Amen!“
Dieses Gebet hat mich bange gemacht. Wie oft verbringe ich meine Zeit unnütz, und wenn ich mal bete, ist es oft dekoratives Geschwätz. Aber diese arme Lomboto hat im festen Glauben ein klares Bekenntnis über Gott als Heiler und Helfer gesagt, und was sie von Gott erwartet und hat versprochen, geduldig auf die Antwort zu warten.
Ich habe sie noch gefragt, ob sie sicher sei, dass Gott ihr antworten wird. „Ja sicher“, hat sie gesagt, „immer bekomme ich Antworten von ihm, wenn ich ihn frage!“
Danach habe ich ihr 10 $ für Medikamente gegeben, und sie hat gelacht und gesagt: „Siehst du, da antwortet Gott schon wieder, wie hätte ich denn sonst wohl diese 10 $ bekommen können?“
Das Erlebnis hat an meinem Glauben gerüttelt, denn ich habe gelernt, dass ich vom wirklichen Glauben noch fast nichts begriffen habe.

Euch schreibe ich das alles, damit ihr auch wisst, Gott hört immer alle unsere Gebete. Er sieht auch eure wunderschönen Gottesdienste in der Teestube. Aber eigentlich sollte doch mal einer oder auch zwei hierher kommen. Dann fahren wir zusammen nach Bakungu, die Lomboto zu besuchen.
Es soll euch allen gut gehen. Es grüßt euch alle, euer Bruder in Christus, Richard Iyema.


Oben ein aktuelles Bild von Lomboto in deren sozialem Umfeld. Dazu ein Foto von der Weihnachtsfeier der Teestube.
-----------------------------------------------------------------
Nachsatz von mir:
In Deutschland könnte man sich über diese Geschichte freuen, wenn am Ende stände: Nach dem Gebet hatte Lomboto plötzlich ein Strahlen im Gesicht und hat jetzt schon 6 Wochen keinen Anfall mehr bekommen. Sie kommt regelmäßig zum Gottesdienst und singt seit einer Woche im Chor oder arbeitet in einem Umweltprojekt unserer Kirche.
Aber, wenn ein behindertes Urwaldmädchen, das nie zur Schule gehen konnte, Gott in einer 10-Dollar-Note erkennen kann, wo für mich nur irgend ein verschimmelter, amerikanischer Präsident drauf zu sehen ist, dann ist das ein ganz außerordentliches Wunder.
Wie lange müsste man wohl dafür Theologie studieren?
Gruß, Peter.

gohlep (ät) web (.) de

5 Kommentare:

  1. Wow! Ohne Worte. Ich bin echt platt.

    AntwortenLöschen
  2. ohne Worte?!?
    Das will ja was heißen bei Dir.... ;)

    AntwortenLöschen
  3. In Afrika kann man wirklich großen Glauben finden. Und ich hab oft den Eindruck, je weniger Menschen besitzen, je weniger Möglichkeiten sie haben, desto größer scheint der Glaube zu sein. Vielleicht weil einem gar nichts anderes übrig bliebt asls auf Gott zu vertrauen. Was mich aber wirklich bewegt hat, ist dass Lomboto nicht nur für sich selbst gebetet hat, sondern in ihrer Not and ie Kranken hier in Deutschland denkt. Wir oft denken wir an unsere GEschister in Afrika oder anderen Teilen der Welt? Und dabei geht es uns so gut. Da beten Menschen in Afrika für uns- und das wo sie mehr Grund zum klagen hätten als wir.

    Bin übrigens auf Mazes Link hin auf deinem Blog gelandet:)

    AntwortenLöschen
  4. Indien trifft Kongo!
    Jetzt sind wir kreuzverlinkt. (Gibts das Wort?)



    Hier könnte Ihre Werbung stehen

    AntwortenLöschen
  5. na klar. es gibt schließlich auch KREUZGALOPP.

    AntwortenLöschen

Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.