Freitag, 20. März 2009

Kongopost 7

An Tata Mokili.
Hast du eigentlich gehört, dass am 8.3.2009 internationaler Tag der Frau war?
An diesem Sonntag haben die Frauen in allen Kirchen in und um Basankusu die Gottesdienste übernommen. Vor allem in allen evangelischen und katholischen Kirchen war das so.
Ich habe vielleicht gestaunt. Ich bin in Bongunda in die große Kirche gegangen. Alles war anders. Aber meine Verwunderung wurde riesengroß, als ich sah, dass die Mama José zum Predigen aufstand. Du kennst sie doch, sie ist die Frau des pakistanischen Händlers Yousouf. Zudem hat die Mama Marie Claire Ngolo den ganzen Gottesdienst geleitet. Alles ist in großem Frieden und guter Ordnung verlaufen. Es haben nur Frauenchöre singen dürfen. Auch die Predigt war sehr eindrucksvoll und tiefsinnig.
Ja, es ist wahr: Eine neue Zeit hat angefangen. Die Frauen sind hier nicht mehr die Sklavinnen ihrer Männer, wie unsere Mütter es noch waren. Wir sehen, dass derselbe Geist Gottes auf Frauen, wie auf Männer kommen kann und sie mit Weisheit und Kraft ausrüstet.
Die Kirche in Bongunda ist ja wirklich groß und war ganz voll Menschen und diese Frauen standen vorne, ganz ohne Komplexe und redeten mit klarer Stimme. Das hat mich ganz und gar verwundert. Eine große Freude hat die ganze Gemeinde ergriffen und alles ist in Frieden zu Ende gegangen.
Am Nachmittag kamen noch Frauen aus vielen umliegenden Dörfern und alle Frauen und Mädchen haben sich in der Stadt formiert, ja die ganz kleinen Mädchen hatten sogar eine eigene Gruppe, und dann sind sie durch ganz Basankusu gezogen. Sie hatten alle Blusen angezogen und zwei Maputas (Umschlagröcke) und waren stolz, wie nie.
Selbst beim Tag der Unabhängigkeit habe ich nie so viele Frauen beim Défilé marschieren gesehen, wie an diesem Sonntag.
Hunger, alle Sorgen, den vergangenen Krieg und auch Monkey-Pox, diese neue, unbekannte Epidemie, die in den letzten Tagen hier jetzt schon viele Leute getötet hat, hat man bei diesem Défilé einen Moment ganz und gar vergessen.

Aber wir haben auch noch eine andere Freude:
Die Leopards haben gegen die Mannschaft aus Ghana gewonnen, und wir, die République Démocratique du Congo, sind jetzt nach 37 Jahren endlich wieder Fußballchampion africain.
Es soll dir auch gut gehen.
Dein Freund Jean Paul.

Ich glaube nicht, hier schreiben zu können, welch eine riesige Entwicklung bei diesen Frauen stattgefunden hat. Jeder Dackel in Deutschland hat jedenfalls mehr Rechte, als früher die einfachen Arbeitsfrauen mit ihren Urwaldfeldern und Fehlgeburten hatten.
Zudem ist die Predigerin, Mama José, die Frau von Yousouf, dem pakistanischen Händler in Basankusu. Ob sie nun Muslimin ist, kann ich nicht wirklich glauben, aber sie gibt regelmäßig samstags Almosen an viele Arme, und einmal hat sie sogar mir eine große Büchse Milchpulver für eine sterbende, unterernährte Frau geschenkt, die von Richard betreut wurde, dann aber doch gestorben ist.
Wo das wohl alles noch hinführt?
Hans-Peter und Elisabeth Gohl.

gohlep (ät) web (.) de

2 Kommentare:

  1. hey juppi! Sprichst du arabisch? Ich will nur ein bisschen bisschen können, weil ich in zwei Wochen nach Marokko fahre und dort nicht gerade an den touristischen Orten sein werde.

    AntwortenLöschen
  2. nein, außer der vorangegangenen Angeberei kann ich kein arabisch.
    Ich könnte Dich an eine aus meiner Gemeinde vermitteln, die ein halbes Jahr oder so in Marokko war, auf Missionseinsatz, .... glaub ich
    aber Marokko ist doch Maghreb, da kommst Du mit französisch auch immer gut durch, schätze ich.

    Aber, nebenbei, mit Salam aleikum (=Friede mit dir!) machst Du Dir jedenfalls Freunde. Das ist wichtig.

    AntwortenLöschen

Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.