Donnerstag, 4. Februar 2010

Einchecken für Anfänger

Es gibt ja eine Menge Dinge, über die sich früher niemand Gedanken gemacht hat und die jetzt samt und sonders verboten sind. Besonders, wenn mal einer in die Luft gehen will.
M und V haben das vor. Reiseziel sind ausgerechnet die . Das Land der Freiheit. Der unbegrenzten Möglichkeiten. Wo jeder binnen Sekunden ein Star, ein Millionär, ein Terrorist oder eine Leiche werden kann. Auch wenn er was ganz anderes geplant hatte.
M und V stellten einen Antrag an die Wissensvermittlungsabteilung des Vorgartens, ein bisschen zu recherchieren, was sie besser nicht tun und was lieber sein lassen sollten.

Besonders verdächtig macht man sich heutzutage,
wenn man ohne Rückflug reist
wenn man seinen Flug in bar bezahlt
wenn man ohne Gepäck unterwegs ist oder nur mit sehr kleinem Handgepäck
wenn man Angehöriger der Frisörinnung ist und sein Handwerkszeug mit auf die Reise nimmt
wenn man Eisschnellläufer ist und die kostbaren Kufen nicht dem Gepäcksortierband überlassen will
wenn man ein dunkelhaariger Typ ist und sich in der Eile des Losfahrens zuhause nicht rasiert hat
wenn man zuhause viel zu spät aufgestanden ist und mit um den nassen Kopf geschlungenem Handtuch am Flughafen erscheint
wenn man ein Buch über die Schönheit der türkischen Sprache ins Flugzeug mitnimmt, das noch dazu auffällig knallrot ist
wenn man ohne ersichtlichen Grund das Buch über die Schönheit der türkischen Sprache im Flieger aus dem Handgepäck nimmt
wenn man das Buch über die Schönheit der türkischen Sprache beim Flug liest
wenn man über dem Lesen einschläft und das Buch über die Schönheit der türkischen Sprache auf den Schoß sinkt
wenn man den zuhause gekochten Kamillentee mit ins Flugzeug nehmen will, um ihn dann zu trinken, weil er gut hilft gegen die Reiseübelkeit
wenn man vorm Flug Kaugummis gekauft hat, die nach einer Viertelstunde im Mund aussehen wie Plastiksprengstoff
wenn man das kleine Klappmesser in der Handtasche vergessen hat
wenn man auf die Idee kommt, irgendwelchen anderen alltäglichen Mist zu machen, der mir gerade nicht in den Sinn kommt. Ich habe nämlich leider nicht viel Ahnung davon, denn ich bin bisher erst einmal mit einem Flugzeug unterwegs gewesen, zu Zeiten, als sich Flugsicherheit noch auf den technischen Zustand der Maschine bezog.

Das waren nun viele Dinge, die M und V besser lassen würden.
Da V aber unbedingt den Flug dazu nutzen will, ihre Kenntnisse in der türkischen Sprache zu erweitern und wer weiß, wie entspannt die lieben Freunde am Flughafen ankommen, hier noch ein paar Tipps, wie sie es trotz allem schaffen, in den Flieger zu kommen. Und wie sie hinterher bestimmt wieder ausreisen dürfen.

  • Nimm zuhause zwei Streifen Glanzpapier in gold und schwarz und klebe sie sinnvoll um das Sprachbuch. Mach es bitte ordentlich, damit es aussieht, als müsste es so aussehen.
  • Lege dir rechtzeitig vor Abflug farbige Kontaktlinsen zu. Idealerweise nimmst du keine hellblauen. Das fällt dann auch wieder auf. Wenn du auf dem Passfoto Brille trägst, nimm Linsen ohne Sehstärke.
  • Dusche nicht am Abreisemorgen. Dann hast du keine nassen Haare und brauchst kein Handtuch.
  • Das gilt NICHT fürs Rasieren. Auch im Land der unbegrenzten Einschränkungen solltest du dich spätestens am Tag der Rückreise wieder rasieren. (Dieser Hinweis ist nicht für V.)
  • Da du weder Eisschnellläufer noch Frisör bist, lass Schlittschuhe und Scheren zuhause. Im Zweifelsfall kannst du so was ausleihen.
  • Verwende Kaugummi mit starkem Geschmack, z.B. Pfefferminze. Plastiksprengstoff schmeckt bitter.
  • Du bist nicht MacGyver. Lass das Taschenmesser zuhause.
  • Reiseübelkeit solltest du aus Gründen religiöser Überzeugung ablehnen. Ansonsten helfen Kaugummis.
  • Lies deine türkischen Vokabeln leise. Falls dich ein Sicherheitsbeamter darauf anspricht, warum du das tust, sage, dass du den „Feind“ (hierbei die Stimme senken und verschwörerisch gucken) verstehen lernen willst, um gewappnet zu sein.
  • Wenn du merkst, dass du einschläfst, leg das Buch weg. Es schläft sich besser, wenn einem der Geist von Kemal Atatürk, dem Vater aller Türken und wohl auch Türkischbücher, nicht dabei zuschaut.
  • Bestelle den Rückflug schon vorher. (nein, bitte zwei!) Dann kommst du auch nicht in Verlegenheit, am Flughafen in bar bezahlen zu müssen. Und das Gepäck… das ist nicht klein, denn den Freunden in Amöhrika bringst du Sachen mit und denen in Deutschland hinterher hoffentlich auch. Zumindest mir.

Sind damit alle Klarheiten beseitigt?
Gut. Dann steht einer ausgelassenen Reise mit heiterer Heimkehr nichts mehr im Wege.
(besuchst du im Urlaub den Vorgarten? Falls nein, lach bitte auf Vorrat und lies das noch mal.)
(Vielen Dank, liebe Cee, für Deine Reiseimpressionen.)

10 Kommentare:

  1. Wann hatte ich schon mal so einen langen Beitrag? Bis zum Hamster!

    Kurz war ich versucht, den Artikel in die Rubrik "Polli + Tick" einzuordnen. Aber ich habe es gelassen, weil man schlafende Heimatschutzministerien nicht wecken soll.

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  2. Yeah! Danke, Juppi! Super Eintrag wiedermal!

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  3. Falls V und/oder M an Ohrenschmerzen bei der Landung leiden wegen dem Druckunterschied - falls ihr das nicht schon in D'land findet, könnt ihr in den USA spezielle Druckausgleich-Ohrstöpsel kaufen. Nicht mal allzuteuer. Und da lohnt sich JEDER Preis (jedenfalls bei meinen Schmerzen). In Redding findet ihr die an der Ecke Court/Eureka, im Walgreens.
    Kaugummis helfen auch. Ein bisschen.


    Auch wenn ich beim Hinflug nichtmal nach den Securitychecks Wasser kaufen und mitnehmen durfte - in den USA wars dann kein Problem. Falls ihr ohne Getränke ein Flugzeug besteigt: Immer schauen, dass ihr die mit Wasser vorbeilaufenden Flight Attendants nicht verpasst.

    Bei der Immigration als Besuchsgrund NICHT sagen "visiting churches"!! Mein Vater sagte das und wurde eine Stunde lang verhört!

    Falls ihr nach der Landung in den USA einen Connecting-Inlandflug habt: Nehmt die Ohrhörer, die ihr beim Atlantik-Überflug gekriegt hat, mit. Bei Inlandflügen muss man diese meist kaufen.

    Adapter! Aufladegeräte für Kamera (ich dachte: jaja, der Akku reicht längstens! denkste...)

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  4. danke für die hilfreichen Ergänzungen.
    Jetzt kann ja fast nix mehr schief gehen.
    Und was schief geht, nennen wir hinterher "Abenteuer" und lachen drüber, okay?

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  5. Hahaha! Sehr gut!!! V und ich haben herzlich gelacht!
    Juppi, Juppi, Du bist wieder mal die Beste! Vielen, vielen Dank für
    die hilfreichen und kreativen Tips! Beim letzten Mal habe ich ja
    tatsächlich gelernt, dass man(n) seinen Rasierer auf Reisen doch
    besser öfter benutzt, außer man(n) hat Lust auf eine zusätzliche
    (intensivere) Befragung und Untersuchung der mitgeführten
    Gepäckstücke. Es hat einen Hauch von Peinlichkeit, wenn man direkt am
    Gate (nach allen regulären Überprüfungen!) noch mal von der Sicherheit
    angesprochen und vor den Augen aller Mitpassagiere zur Seite genommen
    wird.
    Aber ich bin ja lernfähig und werde mich zukünftig vor Flügen brav
    rasieren. Und zusätzlich haben wir da ja noch eine gute Freundin, die
    uns mit gutem Rat und brillanten Einfällen zur Seite steht um unsere
    Reise so reibungslos wie möglich zu gestalten.

    Ich bin dann mal los.
    Glanzpapier für die Liebste kaufen!
    Und ein vielleicht ein Büchlein, in dem wir unsere lustigen
    "Abenteuer" niederschreiben können. hehehe

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  6. Liebe cee, danke für den super Tip! Ich bin Gott echt dankbar, dass
    ich selbst mit den Ohren keine Probleme habe. Wir werden auf jeden
    Fall versuchen, für V bereits welche in Deutschland zu bekommen. Wenn
    das nicht klappt, wissen wir jetzt wenigstens, wo wir sie bekommen.
    Danke vielmals!

    Hinsichtlich des Wasser hat sich folgendes Vorgehen bewährt:
    Nimm beim nächsten Mal eine oder zwei leere (!) 0,5-Liter
    Plastikflaschen mit. Die kann man dann prima nach den
    Sicherheitsüberprüfungen ? entweder an den Trinkbrunnen oder im
    Waschbecken - auffüllen und mit in den Flieger nehmen. Das hat sowohl
    bei der letzten Amerikareise als auch auf der Missionsreise in die
    Slowakei einwandfrei funktioniert.

    Danke für den ?visiting churches? Tip. Das hätten wir bei unserem
    Urlaubsprogramm ja nun auch tatsächlich sagen können.

    Apropos Kamera-Akkus: Wir haben uns beim letzten Mal die Kamera von
    Freunden aus Arizona leihen müssen, da der Akku unserer Digitalkamera
    nach einer Handvoll Fotos seinen Geist aufgegeben hatte. Dieses Mal
    werden wir uns gleich hier eine mit 2 (!) Akkus ausleihen.

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  7. Marco,
    "...Es hat einen Hauch von Peinlichkeit, wenn man direkt am Gate (nach allen regulären Überprüfungen!) noch mal von der Sicherheit
    angesprochen und vor den Augen aller Mitpassagiere zur Seite genommen wird."

    Das muss es nicht. Deine Einstellung ist das Entscheidende.
    Wenn Du den mitreißenden Mitreisenden vermittelst, das hier ist wichtig, denn ICH bin wichtig, die Securitys müssen gerade was mit mir abklären, ...
    dann sieht es ganz anders aus. Niemand der anderen Fluggäste käme auf die Idee, dass mit Dir was nicht in Ordnung sein könnte. Eher werden sie Respekt vor dir haben.

    Versuch das mal, rasier dich entgegen aller guten Vorsätze nicht und sag den Securitys dann, wie sehr sie von Gott geliebt sind.

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  8. oh, noch ein Hinweis: Eine Freundin von mir musste kürzlich auf einem US-Flughafen umsteigen, und als sie Schlange stand vor den Sicherheitschecks, musste sie dringend auf Klo. So verliess sie die Schlange und ging Richtung Klo. Sofort wurde sie von Securities abgeholt und eine halbe Stunde lang verhört!

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  9. die sind ja echt paranoid.

    stellen erst mal alle unter Generalverdacht.
    Und das will das Land der Freiheit sein...
    na vielen Dank.
    Ich mach weiter Urlaub in Holland.

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  10. GANZ schlimm ist es auch wenn man von Kapstadt nach München fliegt und durch die Kontrolle geht und einen kleinen Holzelefanten mit Mini Stoßzähnen im Handgepäck hat. Man könnte ja jemanden damit erschlagen....;)

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Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.