Dienstag, 25. November 2014

Frittenbude.2

Er stützt die Ellbogen auf den Tisch, lehnt sich ein bisschen zu mir herüber und fasst meine Hände.
Ich ziehe meine Hände zurück, aber als er noch meine Finger in seinen hat, packt er zu und hält mich fest. „Es gibt etwas, das du über mich wissen musst.“
„Aha. Warst du im Knast? Oder hast du irgendwo Kinder aus einer früheren Beziehung?“
„Weder noch. Sei so gut, quatsch mir mal nicht dazwischen, ja?“
Ich nicke.
Er atmet tief durch. „Das, was ich dir über mich sagen will, will ich dir jetzt sagen, weil ich möchte, dass du mir vertraust. Dass es ernst ist mit uns. Du sollst nicht eines Tages, wenn du alte Freunde von mir triffst und die immer noch sauer auf mich sind, irgendwelche Dinge über mich erfahren, die unsere Vertrauensbasis zerstören könnten. Deswegen sage ich dir die Geheimnisse schon jetzt.“
„Hast du viele alte Freunde, die immer noch sauer auf dich sind?“, unterbreche ich und erst als ich es gesagt habe, fällt mir wieder ein, dass ich ihn ja ausreden lassen wollte. „Sorry, red weiter.“
„Die meisten meiner alten Freunde sind immer noch sauer auf mich, ja. Das hat mit einem bestimmten Ereignis in meinem Leben zu tun … wobei es kein einzelnes Ereignis gewesen ist, sondern eine Zeitspanne von fünf Monaten und siebenundzwanzig Tagen. In diesem knappen halben Jahr war ich mit einem Mann zusammen.“
„Ich war auch schon mal mit einem Mann zusammen, wo ist das Problem?“, platzt es aus mir heraus.
„Das ist jetzt ziemlich albern.“
„Stimmt. Sorry.“
Die Luft riecht immer noch nach Frittenbude, genau wie vorhin, bevor er sein Geständnis angefangen hat. Und türkische Musik dudelt aus dem Radio. Alles wie immer.
Aber irgendwie … nee. Ich schaue ihm ins Gesicht. „Auch wenn das vielleicht wieder albern klingt, wüsste ich gerne: warst du dazu noch im Knast und hast auch ein paar uneheliche Kinder?“
„Nein. Ich sagte ja, weder Knast noch Kinder.“ Er lässt meine Finger wieder los, vor allem, weil jetzt unser Essen gebracht wird.
„Bist du schwul?“
„Ich glaube, man nennt das eher bisexuell. Als ich mit dem Mann zusammen war, habe ich mich irgendwann schwul genannt. Allerdings hatte ich vorher schon einige Beziehungen zu Frauen gehabt.“
„Waren das so Versuche, die Erwartungen zu erfüllen? Ein normaler Mann zu sein?“
„Nein, es war ehrlich. Ich steh auf Frauen. Ich mag sie. Sie fühlen sich toll an.“
„Und der Mann damals“, fange ich unentschlossen an.
Er nickt. „Der auch.“
„Hatte der nen Namen?“
„Sascha.“

2 Kommentare:

Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.