Heute mit einer Einladung für eine etwas weitere Reise.
Wenn du hinfährst, erzähl bitte hinterher davon. Du kriegst auch nen Eintrag in dieser Rubrik.
Richards Bericht über das Leben in Basankusu.
Ich habe so viel über die Menschen hier geschrieben, jetzt will ich einmal über Basankusu schreiben, und wie wir hier leben.
Es geht uns gut, hier in Basankusu, mitten im großen Dschungel, in der Provinz Équateur, in der Demokratischen Republik Kongo. Gott ist mit uns.
Vor dem Krieg, 1999, lebten in Basankusu ungefähr 22.000 Einwohner sehr einfach, aber wer fleißig, gesund und bei klarem Verstand war, konnte am Leben bleiben. Es gab einige Arbeitsstellen, aber die meisten Leute lebten von ihren Urwaldfeldern, der Jagd oder dem Fischfang.
Basankusu liegt am Lulongafluss, einem Nebenfluss des Kongo, und so konnte man unsere Produkte bis Kinshasa verkaufen. Es gab auch eine Straße, 500 km, bis zur Provinzhauptstadt Mbandaka und eine Flugzeugpiste für kleine Propellermaschinen.
Es gab viele Autos, aber die meisten gehörten einigen weißen Händlern oder den Missionaren katholisch oder evangelisch. Die waren wegen des Evangeliums und als Entwicklungshelfer hier und haben viele Jahre eine große Arbeit gemacht. Sicher gab es auch mal Kolonisation, aber zuletzt herrschte hier ein Zusammenleben in beiderseitigem Respekt. Die Missionare haben uns wirklich etwas von der Liebe Christi vermitteln können, und man kann sagen, dass wir in Harmonie zusammen lebten, und die unterschiedliche Hautfarbe spielte keine Rolle mehr. Wir gehörten irgendwie alle zur Rasse Jesu.
Aber dann ist 1999 der Krieg gekommen, und das Leben und alles hat sich verändert. Wir wussten hier nicht was Krieg ist, obwohl wir davon gehört und gelesen hatten. Die Menschen wurden wie die Tiere geschlachtet. Kinder sind einfach verschwunden und die, die überlebten, waren lange traumatisiert. Alle Habe ist geplündert worden. Ein Menschenleben hatte keinen Wert, und es gab keinen Sinn und keine Hoffnung mehr für das Leben. Wenn du dich abends legtest, wusstest du nicht, ob sie dich nicht nachts holen würden oder ob du am Morgen lebendig erwachtest, und wenn man morgens aufstand wurde, konnte die ganze Familie schon am Abend ermordet und tot sein.
Die Moral war gesunken und alle hungerten. Es gab nicht mal mehr ein Fahrrad in Basankusu und auch kein Auto, und wir lebten schlechter als die Tiere. Niemand traute sich noch in den Wald zu gehen, um sein Feld zu bearbeiten, und alle Haustiere waren längst gestohlen worden. Meine Frau und ich hatten 23 Hühner, 12 Enten und auch ein Schwein. Meine Frau hat sehr geschimpft, als die Soldaten sie wegnahmen, aber ich habe gesagt: „Sei still, wenn sie uns nur am Leben lassen. Gott sieht es und wird wieder helfen!“
Gott hat geholfen. Kabila und Bemba haben Frieden geschlossen, und der Krieg endete. Die Uno kam und half dabei. 2002 konnten wir das erste Schill der UNO mit Gütern der Welthungerhilfe sehen, das unbeschadet den Fluss heraufkam. Dann landete zu ersten Mal auch wieder ein Flugzeug aus Kinshasa, und wir erlebten, dass unser Bruder, Hans-Peter Gohl kam, um uns in dieser Situation zu besuchen. Er war ein lebendiges Zeichen, so wie die Taube, die nach der Sintflut mit einem grünen Zweig im Schnabel, zu Noah zurückkam. Da haben wir uns sehr gefreut, und er hat gepredigt: „Gott kennt euch und hat euch nicht vergessen!“
Damals wurde ja noch geschossen, aber es begann eine positive Entwicklung, obwohl wir noch alle barfuss liefen. Als es möglich wurde, flohen die Menschen aus den kleinen Dschungeldörfern hier nach Basankusu, wo die UNO war, und 2005 zählte man schon 54.000 Einwohner in Basankusu. Die Lebensmittel waren knapp und es gab Ärger mit den Soldaten, die noch nicht abgezogen waren.
Ein großes Problem entstand später, als die "Ärzte ohne Grenzen" wegzogen, die hier viele Jahre eine sehr gute Arbeit und das Gesundheitswesen gemacht haben.
Unsere Kirche hat dann aber die Abteilung Diakonie eröffnet. Christen aus Deutschland haben da bisher finanziert. Denn wenn hier Leute ernsthaft krank werden, können nur ganz wenige das Geld für den Transport und eine Operation in der Stadt zusammen bringen.
Der Zustrom hat noch nicht aufgehört, und Basankusu hat jetzt schon 78.000 Einwohner. Man hat Lehmhütten mit Blätterdächern gebaut und so sind ganz neue Stadtteile entstanden und die Nahrungsbeschaffung für die vielen Menschen macht Probleme. Manche Leute müssen 15km weit laufen, um ihr Feld zu erreichen, und zurück müssen sie dann große Lasten tragen. Säcke mit Mais hängt man auch ans Fahrrad, um es zum Hafen in Basankusu zu schieben. Über die kaputte Straße wird ganz Basankusu gefüttert. Wenn es wenigstens Schubkarren oder mehrere Maniokmühlen gäbe, denn für die vielen Menschen gibt es aber hier nur 2 Mühlen. Es gibt nur ganz wenige Leute mit einem festen Gehalt.
Aber wir haben hier Frieden und Freiheit und wenn die Reise auch manchmal einen ganzen Monat dauert, können wir jetzt wieder mit dem Schiff bis Kinshasa reisen. Es gibt wieder über 100 Fahrräder, 25 private Motorräder und 5 Autos. Zudem hat die katholische Kirche noch Autos und Motorräder, und die Evangelischen haben jetzt auch ein Auto, 7 Motorräder, 3 Außenbordmotoren und 22 Fahrräder.
Caritas aus Belgien hilft hier auch im Gesundheitsdienst und besonders unterernährten Kindern, und dann laufen hier noch die Affenforscher rum.
Ich wollte einen kleinen Einblick in unser Leben vermitteln, mit einigen unserer Probleme, aber auch mit den vielen Segnungen Gottes. Ich habe das aus besonderem Grund geschrieben: Wir leben hier im Dschungel so furchtbar isoliert. Es wäre für viele eine riesige Freude, wenn wir schon mal Besuch bekommen würden. Niemand braucht Angst zu haben, hier herrscht absoluter Frieden, und ich gebe mein Ehrenwort, dass wenn jemand kommt, wir ihn empfangen und ihm überall helfen werden.
Ganz herzliche Grüße, euer Richard Iyema, Directeur - Département - Diaconie.
Sehr interessant!
AntwortenLöschenBin gespannt auf die nächste Post.
Marco, ich dachte, du packst jetzt die Koffer und reisest hin....
AntwortenLöschenso ich hatte jetzt auch ma zeit das zu lesen.
AntwortenLöschenWenn ich Geld hätte würde ich dahin gehen. Aber ich hab keins.
Hehehe... reizen tut es mich tatsächlich!
AntwortenLöschenAber als nächstes ist erstmal Kalifornien dran.
Ah, Kalifornien.
AntwortenLöschenWomöglich Reddington?
Einige Mitglieder der Bethel School of super...(dingsbums! Mir fällt nur supernational ein, aber das ist es natürlich nicht...) jedenfalls- Ministries besuchen?
:-D
AntwortenLöschenEs wäre ja schlimm, wenn der Schokoladennachschub versiegen würde. Zu viele Bioäpfel sind ja auch nicht gut. hihihi
supernatural, das war das Wort.
AntwortenLöschenJa, und wenns da sowieso keine Krankheiten mehr gibt, kann man ja auch Schokolade essen statt Äpfeln.
Ein sehr interessanter Bericht. Reizt dazu, dahinzureisen. Aber so eine Reise ist natürlich nicht ganz ohne und sollte deshalb wohlüberlegt sein. Aber soviel sei gesagt, es ist auf jeden Fall in naher Zukunft geplant, zusammen mit meiner Familie!
AntwortenLöschenHallo Benjamin!
AntwortenLöschenWie schön, dass Du hier liest und schreibst.
Willkommen in meinem Vorgarten.
Sei mein Gast, fühl Dich wohl.