Samstag, 18. April 2009

Frau Helene

Nachdem ich also hier (und an drei oder vier anderen Stellen) bewiesen habe, dass ich auch ganz anders kann, möchte ich das heutige minnetaugliche Gedicht dir, meinem geschätzten Leser, widmen.

Schließlich gibt’s mal wieder was zu feiern: den 400. Eintrag.

Frau Helene hatte viel zu erdulden
zwar adelig, besaß sie doch keine Gulden
von ihres Vaters Plan, sie reich zu vermählen,
wusste nur die Chronik zu erzählen.
Und auch sonst war das Glück ihr nicht hold,
so hatte sie doch viele Kinder gewollt!
Mit ihrem Gatten Albrecht Kilius
hatte sie nur einen Filius.
Dieser – Melchior – war ein arger Tollpatsch
machte viel kaputt und fiel oft in den Matsch.
Platsch.

Melchiors Mutter war ihm ständig auf der Spur,
schrie ihm nach, „Wie machst du’s nur?
Was du anfasst, geht in Scherben,
du stürzt und alle ins Verderben,
du Kuckuckskind, du fremdes Wesen,
kannst nicht mal deinen Namen lesen!
Ich glaub, die Feen haben dich gebracht
in einer sturmumtosten Neumondnacht!“
Vor seiner Mutter Tyrannei
floh Melchior im Mai.
Tanderadei.

Weit im Süden in einem andern Land
war von seinem Unglück nichts bekannt.
Melchior hielt in einem großen Ort,
der Graf von St. Uttgart residierte dort.
Eines Tages ließ der Herr Graf im Lande verbreiten,
er erlaube, dass Mannen um seine Tochter freiten.
Diese Tochter war sein Ebenbild,
schön und groß und ziemlich wild.
Und dennoch war sie eine Dame
– Agnes war ihr holder Name.
Und, was keinem Mensch verborgen blieb,
ihr Herr Vater hatte sie sehr lieb.
Piep.

Melchior hörte von der holden Maid
und dachte sich, „Du liebe Zeit!
So eine Frau müsste ich haben!
Fortan würde sich keiner mehr laben
an meinen blöden Missgeschicken,
nur noch auf sie würden sie blicken!“
Er meldete sich zum großen Turnier
für zwei Schillinge und der Pfennige vier.
Die Pfennige man ihm nahm,
weil er nicht aus dem Ländle kam.
Infam.

Das Werben wurde hart und heftig,
Melchior tönte laut und kräftig,
er wage jedes Wagnis
für seine liebste Agnes.
Doch schon bald nach Beginn wurde er vertrieben
vom Tun der Taten fürs Herz seiner Lieben.
Man rief ihm nach: „Du Dilettant!
Weg mit dir, ab in den Sand!“
Statt seiner kam ein großer Ritter,
das war aus Köln: der Dicke Pitter.
Bitter.

Melchior wusst’, er war ‘ne kleine Nummer,
doch das war zuviel für seinen Kummer.
Er ließ den Turnierplatz in der Ferne,
suchte Vergessen in ‘ner Taverne.
Die Nacht wurde lang und länger,
schlimm erging ‘s dem Einzelgänger
und als der Morgenruf erscholl,
war Melchior sternhagelvoll.
Toll.

Es mochten Stunden vergangen sein oder Tage,
da erwachte er in misslicher Lage.
Er war bedecket von altem Struh,
auf sein’m Gewand stand eine Kuh.
Ein nasser Strahl traf seinen Kopf,
er sprach zu sich: „Ich armer Tropf.
Nicht nach dem Weisen heiß ich Melchior,
sondern nach dem Schicksal: Milch im Ohr.
Ich Tor.

Ende Ostermond anno 2003 zu Dhünn

1 Kommentar:

  1. meine herrn ist das dramatisch mit dem ;-)!
    400? soso. Herzlichen!
    und schönes Wochenende noch.
    litha

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Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.