Sonntag, 31. Mai 2015

Der Sonntagsgang

Der Sonntagsgang muss kein Kirchgang sein. Die Frage "Wem dient der Gottesdienst?" ist erlaubt. Wenn es dir Stress macht, mach blau. Viel wichtiger ist nämlich nach dem Gedöns der Woche der Müßiggang. Manch einer kommt Gott näher, wenn nichts los ist.
Genau. Einfach mal nichts tun. Schmartfohn weglegen oder es offline schalten, ähm ... Computer aus und nicht bloggen ... gerne auch einen Gang durch die Natur veranstalten, aber ohne Veranstaltung drumherum, denn die muss meist organisiert werden, was neuen Stress bedeutet. Loriotfreunde dürfen sitzen. Den Sonntag reizarm gestalten.
Nichtstun ist das Gebot der Stunde.
In der FAZination zum Freakstock 2014 schrieb ich einen Artikel übers NichtsTun. Angelehnt war er an das Workshopprogramm dieses Tages, bei dem jemand einen Kurs "Grundlagen im WingTsun" anbot. Ich weiß nicht mehr, wie der Mensch hieß, aber sein Name enthielt alle Buchstaben des für meinen Text ausgedachten Workshopleiters.
Wahrscheinlich hatten wir in der Redaktion schon einen handfesten Lagerkoller.


GRUNDLAGEN IM NICHTSTUNEin Seminar von Willsse A. Niks

NichtsTun ist die Kunst der Entschleunigung. Die Anfänge dieser Lebensweise gehen ins vierte Jahrtausend vor Christus zurück, man vermutet aber, dass NichtsTun so alt ist wie die Menschheit selbst. Willsse A. Niks betreibt NichtsTun seit einigen Jahren und gilt als anerkannter Fachmann, denn er tut den ganzen Tag nichts anderes. Ich habe Willsse vor dem Workshop getroffen.
Hallo Willsse, bist du aufgeregt vor deinem ersten Workshop?
Willsse: Nööö ...
Wie hast du dich auf das komplexe Thema vorbereitet?
Tja ... ich hab mit den Kumpels rumgehangen ... da kam das so.
Worauf müssen die Interessierten sich einstellen, wenn sie dein Seminar besuchen?
Hm ... eigentlich ... also wäre schon praktisch, wenn sie nicht so nervös sind. Diese Hektik, das ganze Rumgerenne. Nä! Da wirste ja total atemlos!
Du machst einen ziemlich entspannten Eindruck. Wie schaffst du das, diese Einstellung während des Hochbetriebs beim Freakstock beizubehalten?
Och ... das ist einfach. Einfach ma ... nix tun. Runterkommen. Und nicht überall mitmachen wollen. Nicht alles mitkriegen müssen. Für NichtsTun brauchste Zeit, sonst haste nichts davon. Und vor allem, total wichtig: schlafen. Nix kann so wichtig sein, dass es dich vom Pennen abhält.
Danke!

Samstag, 30. Mai 2015

präzise Angaben

Wie viel Spinat nehm ich denn, frag ich meine Mutter am Telefon.
Das kommt drauf an, wie viel es werden soll, sagt sie. Nur für dich?
Ja, aber ich will das nicht nur heute essen, sondern da soll auch was übrig bleiben. Ich koch jetzt vor.
Wie lange willst du denn davon essen?
Heute und morgen und übermorgen und wenn dann noch was übrig ist, auch überübermorgen noch.
Aber Kind, du kannst doch nicht vier Tage hintereinander dasselbe essen!
(Man kann so alt werden wie man will -- man bleibt das "Kind".)
Natürlich nicht. Ich frier die Soße ein und koche nur die Nudeln jedes Mal frisch.

Das Gericht, über das wir sprechen, heißt
Nudeln mit Spinat
und blickt in meiner Familie auf eine lange Tradition zurück.
Telefonprotokoll
Ich hoffe, du kannst alles lesen und auch die Abkürzungen sind dir schlüssig.
Mengenangaben gibt es wie üblich keine. Kommt halt drauf an.
Die Nudeln werden in einem anderen Topf gekocht, deswegen stehen sie hier nicht. Aber es ist ja logisch, dass welche dazu gehören.
Beim Kochen hab ich übrigens Saure Sahne vergessen (Kunststück, ich hatte gar keine da) und auch keinen Jogurt beigefügt. Es geht auch ohne, weiß ich jetzt.
Selbstverständlich geht es auch ohne Tomaten (für Histaminfeinde) oder ohne Speck (für Vegetarier) oder ohne Spinat. Dann musst du es aber anders nennen.

Freitag, 29. Mai 2015

Kongopost 90

Bonjour Tata Ezali Mokili. Es geht uns gut. Heute ist Sonntag, ein spezieller Tag des Friedens für uns Christen, zum Auszuruhen und um wieder mal Zeit für Gott zu haben.
Nanella und ich lagen heute Morgen noch schlafend in der Kammer, als jemand wie wild an die Türe klopfte. Daida, eins unserer Enkelkinder schrie: Los raus, Oma und Opa, die Sonne ist schon aufgegangen. Steht auf und kocht uns endlich Tee. Wir wollen frühstücken und spielen! Ergebnis: Der Frieden der Nacht war weg. Daida ist ja so schön, und man kann sie nur lieb haben, aber sie ist auch total wild.
Nanella kümmerte sich um das Feuer und ich sah mal nach, ob denn schon Besucher auf dem Hof wären.
Wer keine Matratze hat, ist froh wenn die Nacht vorbei ist, und Leute kommen schon früh um irgendwas zu betteln.
Aber heute Morgen war die Mama Lomanga gekommen, um sich zu verabschieden.
Sie war ja im Krankenhaus gewesen (sie und ihre drei Kinder hatten schrecklichen Durchfall, ein Kind war sogar gestorben) und hatte nun eine Mitfahrgelegenheit in einem Einbaumboot, den Lopori- und den Motokafluss hinaufzupaddeln, um wieder in ihr Dörfchen zu kommen. Eine Reise von mehreren Tagen.
Da saß sie nun und war zwar noch traurig, dass eins ihrer Kinder gestorben war. Aber noch größer war ihr Dank gegen Gott, dass sie und die beiden anderen noch lebendig sind. Sie wollte sich aber auch bei mir und allen bedanken, die dazu beigetragen hatten. Dem Tod ist sie ja ganz nah gewesen, und wir konnten zuletzt zusammen beten und Gott von ganzem Herzen loben und ihm danken.
Als wir später alle in der Kirche waren, hat der Pastor über "Wäre der HERR nicht bei uns..." gepredigt (Psalm 124). Ja, wie könnten wir denn überhaupt ohne Gott leben? Er vergibt Sünden, heilt Krankheiten und ernährt uns alle Tage wie die Vögel im Wald. Wenn Gott nicht wäre, könnten wir doch die Mama Lomanga mit den kleinen Kindern nicht einfach wieder so in ihr Dorf reisen lassen. Wenn der Herr nicht bei uns wäre, sollten wir hier flüchten, nach Kinshasa oder noch viel weiter.
Nein, hier sind wir, und hier ist Gott bei uns. Amen!
Aber jetzt erzähle ich dir auch noch was Schlimmes:
Sie machen hier jetzt Werbung für den Militärdienst. Vielleicht 500 Rekruten warten hier auf ein Schiff, dass sie nach Kinshasa bringt. Jeden Morgen trainieren, laufen und schwitzen sie.
Alle Kinder freuen sich und rennen hinterher. Ein Rekrut lief heute aber schneller als die anderen, und der Trainer blieb dicht hinter ihm, damit der nicht abhaut. Der wollte aber gar nicht weglaufen. Wegen Durchfall suchte er dringend eine Toilette. Dann wurde aber bei ihm der Druck so stark, dass es zur Explosion kam und der arme Trainer, im Windschatten, die ganze Kackladung ins Gesicht bekam. Darüber freut sich jetzt ganz Basankusu.

Hier sieht man das Klo, das Richard mir zu Ehren zimmern ließ.
Mein Hintern wurde da viereckig, und die Umstellung war schwierig, als ich wieder nach Deutschland musste. Übrigens, Lachen verbindet Kulturen.
Gruß, Richard und Peter.

Donnerstag, 28. Mai 2015

Ich bin ein ganz normaler Typ

Wer hätte das gedacht! Ich bin wie alle!
Kaum fang ich eine richtige Arbeit an, gibts auf dem Blog nur noch Luftblasen!
Mein Tag ist gefüllt mit
essen
24,4 km Autobahn fahren
arbeiten
wieder Autobahn fahren
noch mehr essen
schlafen
Es ist körperlich sehr anstrengend (der Geist hingegen hat viel frei und denkt sich dann tolle Überschriften aus zu Beiträgen, die nicht geschrieben werden). Selten hatte ich ein Wochenende so nötig wie heute. Leider ist morgen erst Freitag.
Aber es ist gute Arbeit und ich will keine andere.

Montag, 25. Mai 2015

Zuwachs

Es gibt gewisse Gesetzmäßigkeiten, die sich nicht ändern lassen. Eine davon:
Sobald ich feststelle, dass ich doch nicht "gar keinen Platz" habe, kaufe ich eine neue Pflanze (oder bekomme eine geschenkt). Begünstigt wird das, wenn ich vorher noch mal alle Pflanzen vor eine weiße Fläche stelle und Fotos mache und sie hinterher anders zurückstelle -- zum Beispiel ein bisschen näher zusammen. Die meisten Pflanzen haben keine Individualdistanz wie wir höheren Lebensformen. Gut so!
Der neueste Zuwachs gehört in die Kategorie botanische Besonderheit.
Ich brachte sie von Firma K mit. (Mir fällt ein, jetzt könnte ich ja den Namen nennen ... aber, nein: dies ist ein werbefreier Vorgarten.) Aufgrund der letzten personellen Entwicklungen konnte man mir da nur "ist ne Orchidee" sagen. Die Zimmerpflanzenexpertin hat Himmelfahrtsfreitag ihren letzten Arbeitstag gehabt, Kollegin S hatte frei, Kollege W ist krank. Aber ich habe Mister Guggel gefragt, der wusste es.
Es ist eine Promenaea.
Und ein Pflanzenregal ist eine unerhört praktische Angelegenheit.

Samstag, 23. Mai 2015

der Turbo

Dienstag erhielt ich einen heißen Tipp von meiner gut informierten Kontaktperson im AAmt. "Rufen Sie mal bei Frau S an ..." Ich rief an. Frau S klang sehr freundlich, nein, an Unterlagen sei sie nicht sonderlich interessiert, es sei nicht wichtig, ob ich vor zehn Jahren im Büro oder wo sonst gearbeitet hätte. (Woher weiß sie das, dachte ich kurz.) Ein Gespräch würde ihr mehr liegen.
Ich bot an, am nächsten Tag um acht auf der Matte zu stehen und auch ein bisschen zur Probe zu arbeiten. Damit war sie einverstanden und der Termin fix.

Mittwoch traf ich pünktlich ein, eine Kollegin schaute mich erstaunt an, wie ich da stand: in Arbeitsklamotten mit Erdspuren. "Vorstellen oder direkt mitarbeiten?", fragte sie lachend. "Von mir aus gleich loslegen", lachte ich mit.
Frau S und ich unterhielten uns (aber gut vorbereitet wie ich bin hatte ich natürlich auch Unterlagen dabei) und dann zog ich mit Kollegin E los, ein Zeugnis meiner Arbeitsfähigkeit abzugeben.

Donnerstags ging um 15:49 eine SMS ein mit folgendem Inhalt: wann wir telefonieren könnten zwecks Terminabsprache zur Vertragsunterschrift?
Ich war mit den Gedanken woanders (bei der Arbeit) und steckte das Handy wieder weg. Fünf Minuten später: WAS stand da?!?

Freitag die Kündigung für Firma K. fristgerecht für den 5. Juni fertig gemacht und abgegeben.

Heute in der Morgenrunde bekannt gegeben, dass dies mein letzter Arbeitstag sei.
Die Chefin: Und die zwei Wochen Kündigungsfrist? (Subtext: du kannst nicht einfach gehen, wenn es dir passt!)
Ich: Da nehm ich meinen restlichen Urlaub. Die neue Chefin will mich schon am Dienstag haben. (Subtext: ja, ich habe das absichtlich vor allen Kollegen gesagt, damit du keine Diskussion anfängst.)

Keine Arbeitssamstage mehr.
Keine Hin- und Herschieberei mehr im Dienstplan, wie es der Chefin gerade passt.
Keine saudoofe Spätschicht mehr.
Kein Freitags-Spät mit nachfolgendem Samstags-Früh mehr.
Kein Gekämpfe um einen freien Tag mehr.
Kein Angemeckert-werden mehr, weil ich Dinge tue, die sie für schwachsinnig hält.
Keine Anschuldigungen mehr, ich sei arbeitsscheu, unordentlich, unkollegial, inkompetent, zu langsam, nicht dies, dafür das, blablabla...
Keine Verbannung ins Lager mehr, um mich von den Kunden fernzuhalten, die ich alle falsch berate oder ihnen Schwachsinn erzähle. (Deswegen haben Frau Walli und andere Suchende mich nie bei der Arbeit gesehen.)
Keine lächerlichen 15 Arbeitsstündlein pro Woche mehr und keinerlei Perspektive auf mehr oder andere Arbeit im Gschäft.

Die ganzen Ärgernisse, von denen ich dir hier nie selten was geschrieben habe, weil ich meinen Vorgarten sauber halten wollte:
Seit heute vorbei.

.
Und. KEIN. ARBEITSAMT. mehr.
.

Donnerstag, 21. Mai 2015

!!

Ich hab den Job !!!
Ade, Firma K! Arbeitsamt ade! In Zukunft werd ich vollzeitlich in Friedhofsbeeten wühlen.

Mittwoch, 20. Mai 2015

Drittelpfingsten

Im Garten befinden sich drei Pfingstrosen.
Die Knospen der beiden anderen sehen aus, als würden sie gleich platzen. Kann sein, dass sie weiß oder hellrosa blühen werden.

Dienstag, 19. Mai 2015

Die Gießkännchenfrage

Die Gießkännchenfrage ist natürlich eine Gretchenfrage. "Sag, wie hältst du es mit dem Gießen deiner Orchidee?" Und da bin ich gleich beim versprochenen ultimativen fachübergreifenden Phalaenopsis-Tipp von Kollegin S angelangt.
Das ist keine Phalaenopsis, sondern eine Lamelloblume.
Wenn sie nicht ins Zimmer guckt, guckt sie raus.
Sofern du beim Kauf einer Phalaenopsis auch Beratung erhältst, lernst du, dass du die Pflanze nicht im Wasser stehen lassen sollst, das mag sie nicht, sondern alle zwei Wochen wässern. Das heißt, gießen, aber den Blumentopf nach einer Weile (Stunde oder so) wieder ausleeren. Und ansonsten gerne mal ansprühen.
Soweit ist das nicht falsch.
ABER.
(Dieser Vorgarten wäre ja nicht dein Lieblingswissensvermittlungsvorgarten, wenn hier kein Aber käme!!)
Wer sagt mir denn, dass die Phali, wie ich sie gern mal nenne, in den zwei Wochen keinen Durst kriegt und dann darbend und lechzend auf den Wassertag hofft? Oder umgekehrt, wer sagt mir, dass sie nach zwei Wochen schon durstig ist?
Ist das nicht wie bei allen Lebewesen eine individuelle Angelegenheit, die außerdem noch vom Standort abhängt? Nordseite ohne Heizung unterm Fensterbrett braucht weniger Wasser als ... na ja, andere Standorte! Nicht jeder kann seiner Phali so einen Platz bieten, manch einer hat vielleicht nur am Südfenster eine Fensterbank? Da reichen doch die Zwei-Wochen-Wasser-Intervalle nicht aus?
RICHTIG.
Ich war mit meinem kümmerlichen Orchideenlatein bis an diese Stelle gekommen, als Kollegin S mir endlich den ultimativen fachübergreifenden Phalaenopsis-Tipp gab.
Der geht so:
Guck dir die Wurzeln an!
Die Wurzeln der Phali sind seltsam grünlich-grau, hier dick, da wie getrockneter Regenwurm.
Die Wurzeln sind das Kommunikationsorgan.
Zwischen den beiden folgenden Bildern liegen gut zwei Stunden Zeit.
Was vorher ein halb vertrockneter Regenwurm war, ist hinterher eine dünne grüne Gummischlange, denn Phali hat die zwei Stunden in der Gießkanne verbracht:
Diese Methode setzt natürlich voraus, dass du dir keine zweiwöchentliche Erinnerung "Orchidee wässern" in deinen analogen oder digitalen Kalender schreibst, sondern dass du sie auch zwischendurch mal anguckst. Sonst kriegst du nämlich nicht mit, in welchem Stadium sich ihre Regenwurmwurzeln befinden.

Vielleicht willst du jetzt noch Erfahrungswerte wissen? Ob es auch wirklich funktioniert? Tut mir leid, das kann ich nicht bieten. Phali ist erst meine zweite Orchidee, und die erste war wegen falscher Pflege und schlechter Qualität eingegangen -- das stellte mein hinzugerufener Orchideenbruder aber erst fest, als schon nichts mehr zu retten war.
Bis eigene Erkenntnisse vorliegen, wirst du dich auf die fachübergreifende Kompetenz meiner Kollegin S verlassen müssen.

Freitag, 15. Mai 2015

der gesellschaftliche Baum

Ich las etwas über Espen.
(nein, nicht Elspe, das ist ein Städtchen im Sauerland mit Freilichtbühne)
Die Espe, auch Aspe oder Zitterpappel (populus tremula) ist eine Pflanze aus der Gattung der Pappeln.
Die verschiedenen Namen ergeben sich aus der Tatsache, dass sie in anderen Gegenden einen anderen Namen hat. Pflanzen, mit denen ein Volk nichts "macht", erhalten keinen eigenen Namen.

Ich las:
Die Espe gilt als Folgeart in Ginster- und Schlehengesellschaften und tritt an ihren Standorten häufig mit Salweiden, Weißbirken, Eichen und Besenginster vergesellschaftet auf.
So ein Baum ist halt auch nicht gern allein.

Bodenschätze

Ich gucke nicht automatisch in jedes Beet. Das hängt von Bewuchs und Pflanzung ab (der Unterschied? Bewuchs kommt meist von alleine...), aber auch von meiner Aufmerksamkeit auf diese oder andere Dinge.
Heute guckte ich abgelenkt in ein Straßenbeet, an dem ich vorbei ging und fand einen knitterigen Fünf-Euro-Schein.

Donnerstag, 14. Mai 2015

Gärtnerische Erkenntnis

Was bringt eine Astschere, die daheim auf dem Wohnzimmertisch liegt und nicht zur Hand ist, wenn man die Forsythie vom wuchernden Riesenbusch zu einem Sichtschutz am Zaun reduzieren will?

Nix bringt sie, aber das ist nicht schlimm, wenn man stattdessen eine arbeitsfreudige Kataba (片歯) mitgenommen hat. Die kriegt alles kurz und klein.

Montag, 11. Mai 2015

Grüngürtel

Der Grüngürtel ist kein grüner Gürtel, der dazu dient, eine Hose an Ort und Stelle zu halten.
Als Grüngürtel werden die eine Stadt oder einen Stadtkern umgebenen Grünanlagen zusammengefasst. Natürlich gehören die sich in der Stadt befindlichen Anlagen dazu. Wie sollte man sie auch sonst nennen, Grünbauch vielleicht?
Egal. Lassen wir das. Es ist Anfang Mai, Zeit für die Zählung der mich umgürtenden grünen Anlagen.
Seit der ersten Zählung sind übrigens fünf Pflanzen noch dabei. Na ja, streng genommen vier, und die fünfte ist der vegetative Urahn einer Pflanze, die bei der ersten Zählung dabei war.

Die Dioneae wirkt ein bisschen verbissen. Sie hat letzte Woche die Blüte beendet, vielleicht liegts daran. Vielleicht hat es einen anderen Grund; ich hab ihn noch nicht verstanden. Red mal mit zugebissenen Zähnen!

Rhipsalis kuechenschrankia hatte ich ja neulich schon vorgestellt, deshalb heute nur ihre neuen grünen Spitzchen. Die macht sie gerade sehr fleißig, scheint so, dass es ihr gefällt im hängenden Würzdöschen.

Na, die kennst du schon. Sie ist ganz schön gewachsen, stelle ich gerade fest. Sofern du Pflanzen hast, solltest du sie auch mal alle an einem Tag fotografieren und nach einem und drei Jahren noch mal. Ich sag dir, das ist ein Erlebnis. Nicht nur, sie alle vor die Linse zu räumen und hinterher zurück an ihren Ort.

Clusia Major. Die grüne Filzblume gehört ihr. Sie besteht darauf. Davon abgesehen ist sie sehr pflegeleicht. Alle paar Wochen oder Monate kriegt sie etwas Wasser, ansonsten passiert nichts. Ich hab mir jetzt gedacht, ich müsste mal ein Fädchen ums oberste Blatt legen, damit ich sehe, ob sie überhaupt was tut. Im Gewächshaus der Wilhelma traf ich baumgroße Artgenossen von ihr. Na ja. Vielleicht hat sie einfach sehr, seeehr viel Zeit.

Das Geldbäumchen, crassula ovata. Ich habs gerade im Zimmerpflanzenlexikon nachgeschlagen und bin erschlagen! Crass! Da erwartet mich ja einiges. (So ab meinem Siebzigsten ungefähr...) Kollegin P hat sie mir geschenkt.

Die Sahelzone mit wechselnden Sedums. Die fünf vorne links wollen wohl als nächstes blühen. Sowas hab ich ja noch nie gesehen. Der Fink versteckt sich.

Die kleine Chlorophytum ...
... und die große
Wenn man die große nicht neben der kleinen sieht, ist die kleine auch schon ganz schön groß.

Die schnellste Palme diesseits des Rheins.

die kleinblättrige Tradeskantie, die auch Frau Wupperwasser ins Haus brachte. Sie gedeiht prächtig.

Die Clivie. Sie sprengt den Rahmen, das siehst du am rechten und linken Bildrand. Ich habe eben ein paar ernste Worte mit ihr gesprochen und sie daran erinnert, dass ihre Artgenossen einmal im Jahr blühen. Mal sehen, ob sie sich das zu Herzen nimmt. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann sie sich zuletzt als Blühpflanze gegeben hat.

Die Spatiphyllum, die immer noch im gelben Topf wohnt und damit außer zum Fototermin und gelegentlichen Duschbesuchen im Schlafzimmer steht. Oh ja, dort ist sie eine Einzelpflanze.

Die kleine Pepperomia obtusia, die am selben Tag wie die Clusia zu mir kam und auch ungefähr so wuchsfreudig/pflegeleicht ist. Sie wohnt in der Küche.

Die Coffea arabica, die auch in der Küche wohnt ... und gerade irgendwie nicht so repräsentativ aussieht.
Ach was, repräsentativ! Sie ist trotzdem toll und arbeitet, glaube ich, gerade an der ersten Verzweigung ohne vorherigen Schnitt.

Ach ja, und es gibt ja neben den reichlichen Grünpflanzen (und blühenden Grünpflanzen) auch noch zwei Quoten-Blühpflanzen.
Zum Beispiel diese riesengroße uralte Kalanchoe. Ich bekam sie von U., die Pflanzen aus der Wohnung aussortierte, weil sich ihr Freund in selbige hineinsortierte.
Sie blüht wie verrückt.

Und nachdem ich fachübergreifend von einer Baumschulgärtnerin den ultimativen Phalaenopsis-Tipp bekam, habe ich es auch mit so einer noch mal versucht und es klappt prima. Seit März. Da wurde sie mir zugeschoben.
Ich könnte ihr mal ein passendes Glas besorgen, fällt mir ein. Wobei ... so gehts auch. Sie ist ja eher schüchtern und mag es nicht, wenn so ein Brimborium um sie veranstaltet wird.
Den ultimativen Phalaenopsis-Tipp der Baumschulgärtnerin verrate ich dir beim nächsten Mal.

Hier noch, wie angekündigt, die Vergessenen aus dem Treppenhaus:
Philodendron scandens. Früher war in dem Hängetopf eine grüne Tradeskantie. Sie ging ein und ich wollte etwas robusteres haben. So ein Philo ist da eine gute Wahl.
Die Aloe hat schon in fast jedem Zimmer meiner Wohnung gestanden. Zuletzt war sie in der Küche und hat beim Krippenspiel den Stern festgehalten.
Eine tragende Rolle!

Der Rapper unter den Singvögeln

Es gib wenige Vögel im Siedlungsraum, die so unbeliebt sind wie die Elster. Zu Recht, findest du? Die sind Nesträuber und rotten die Singvögel aus und machen den ganzen Tag Lärm. Drecksbiester, alle abschießen!
Waffe runter, Hirn anschalten!
Quelle: NABU, Fotograf: Frank Derer
Die Elster ist der erste Vogel gewesen, dessen ornithologischen* Namen ich wusste: Pica pica. Warum das so ist, kann ich dir nicht mehr sagen.
Sie rottet die Singvögel schon im eigenen Interesse nicht aus -- sie ist selber einer. Entgegen landläufigen Gerüchten ist sie nicht das Weibchen des Raben.
Tante Wiki hat einen sehr ausführlichen Bericht verfasst, den ich dir nicht abschreiben oder zusammenfassen werde, lies ihn selbst.
Dort findest du auch eine Gesangsprobe von ihr. Die beim NABU finde ich allerdings hübscher. Wenn du das nicht Gesang nennen kannst, hast du Pech und die falsche Wahrnehmung. Rap ist auch Gesang, nur mit weniger Melodie.

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*= ornithologisch ist sprachlich gesehen so was wie botanisch, aber für Vögel

Samstag, 9. Mai 2015

Annas Gyros? Nein, Laburnum anagyroides

Goldregen.
So heißt der Baum, den ich seit Ostern kritisch beäuge und nicht wusste, wer er ist (Pflanzen außerhalb des botanischen Gartens führen ja selten bis nie so ein informatives Schildchen mit sich, auf dem ihr Name steht).
Den Verdacht hatte ich schon seit zwei Wochen, seit er die kleinen Blütendolden gemacht hatte, aber erst seit heute weiß ich es. Um ein bisschen klugzusch***en habe ich auch noch fix den botanischen Namen wikipediert.
So ist es nämlich oft. Ich weiß das alles gar nicht so genau, bevor ich hier drüber schreibe. Aber für den Vorgarten recherchiere ich es gewissenhaft und dann glauben alle, ich wäre so schlau.
Der Laburnum anagyroides sieht so aus:
Oftmals wird er mit dem Ginster (Genista) verwechselt, hier rechts im Bild.
Du merkst den Unterschied spätestens, wenn du dran knabberst.
Ginster ist giftig, Goldregen ist es auch. Vom Goldregen stirbst du allerdings schneller.
Knabber also bitte nicht dran.
Ach, schau doch selbst nach. Goldregen, Ginster, Geißklee.

Die Fotos sind alle heute im Garten entstanden, in dem ich seit Ostern wühlen darf.
Neben Goldregenginstergeißklee gibts da noch blaue und weiße Blümchen zu bestaunen,
Iberis sempervirens

und pinke
und rote, rosa, hellrote, dunkelrote
blau-gelb-orange-weiße
noch mehr weiße
und noch mehr blaue
(Das Foto ist allerdings schon zwei Wochen alt.)

Und diese.
Eine Weigelia. Mein Herz lacht.

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falls du übrigens meinst, die Mehrzahl der Bilder wäre irgendwie verwackelt oder unscharf, so geb ich dir ausnahmsweise recht. Es war recht windig und die Pflanzen haben bevorzugt nicht stillgehalten.

Freitag, 8. Mai 2015

Denk es nicht!

Redet dir gerade jemand ein, du wärst zu dick, zu groß, zu was weiß ich, du würdest dich vor der Arbeit drücken?
Wenn du weißt, dass der Mensch die falsche Wahrnehmung hat, dann denk es nicht mal, was der über dich sagt. Wiederhol es nicht.
Lass keinen einzigen Gedanken dieses Menschen in deinen Kopf hinein.
Halt dich an dem fest, was du über dich weißt -- vielleicht weil es dir jemand gesagt hat, der dich viel besser kennt als der "Verurteiler".
Vertraue der Wahrheit.

mehr als 65.000.000 Menschen

verloren ihr Leben im Zweiten Weltkrieg, der heute vor siebzig Jahren zu Ende ging.

Dienstag, 5. Mai 2015

Gras im Mund ist ungesund

Jüngst bei Firma K.
Keine Ware ist da, auf die man Preisschilder kleben könnte, also darf ich was anderes tun. Der Kollege mit den Blumentöpfen, Düngerflaschen, Saatguttütchen, Vogelfuttersäcken und dem ganzen Krempel schreit am lautesten und ich darf ihm daraufhin zur Hand gehen.
Ich räume Gießkannen ins Regal, birkemassive Meisenhäuser, bringe zwischendurch immer mal Verparckungsmarteriarl weg und erkläre Kunden, was sie so wissen wollen (bitte jahreszeitlich entsprechend anpassen).
Schließlich ist noch eine Gitterbox mit Rasensamenbeuteln zu füllen. Der Karton, in dem sie geliefert wurden, ist sehr voll und in der Box nicht viel Platz. Was mach ich mit dem Rest?, erkundige ich mich vorher.
Die musst du aufessen, sagt der Kollege. Dann wächst dir das Gras aus dem Mund. Sieht bestimmt gut aus.
Nee, sag ich, Gras ist ein Lichtkeimer, he? In meinem Mund ist es meist dunkel.
Ähm, stimmt, sagt er, Lichtkeimer.

Lichtkeimer, sagst du, da war doch mal was!? Richtig!!
Lichtkeimer sind übrigens auch Violala und Cornutata, ebenso die ganze bunte Blumenwiese und viel anderes Zeug.

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p.s.: ich weiß nicht, ob Gras im Mund ungesund ist. Es wächst halt nicht.

Frage zum Tage 83

befasst sich wiedermal mit dem Thema der Wörter ohne Gegenteil.

Wenn man erstarken kann ... warum gibt es dann kein Erschwachen?

Wenn es Unrat gibt, warum ist Rat was ganz anderes als "kein Müll" --- und warum ist dann mancher Rat zwar teuer, aber trotzdem nicht zu gebrauchen?
Muss sich fügen, wer keinen Unfug macht?
Wie geharmt ist einer, der nicht harmlos ist?
un-soweiter...

Samstag, 2. Mai 2015

Experiment beendet

Manche Experimente finden nicht zum gewünschten Ergebnis.
Zantedeschia -- erst hoch gelobt als nun wirklich letzte pflanzliche Begehrlichkeit, dann eingegangen und beiseite gestellt. Dennoch unregelmäßig mit einen wänzigen Schlock Wasser bedacht.
15. Januar: Ob sie mir mit den grünen Spitzen etwas sagen will? Ich setze sie mal in Erde.

6. Februar: Ooooohh!! Da passiert tatsächlich was!
bis zum 15. April ist noch viel mehr passiert
Zum Vergleich einen Blick auf die Artgenossen bei Firma K.:
Aber da ist ja noch viel möglich.
Doch statt zu wachsen und mehr Blätter zu machen und vor allem mal zu blühen, denn sie ist ja eine Blüh- und keine Grünpflanze, schafft sie sich Haustiere an und versaut das neue Pflanzenregal
und die Clivie darunter und sogar die Yucca mit den Hinterlassenschaften ihrer Biester. Heute hab ich sie weggeschmissen.
Hatte keine Lust mehr auf sie.
Ich weiß natürlich, dass man Biester mit Biesterzeug bekämpfen und in den meisten Fällen auch loswerden kann. Aber ich hab im Moment reichlich anderen Kram zu tun. Die grünen Freunde sollen gut aussehen und sich mit Wasser, Sonnenschein, gelegentlichen Düngergaben und guten Worten zufrieden geben.
Ich weiß noch nicht, wer den neuerdings leeren Platz besetzen wird. Eigentlich ist der Vorgarten ja wegen Überfüllung geschlossen.