Der Sommer ist da, das Gemüse wächst auf dem Balkon* und der Hobbygärtner freut sich. Bis – ja, bis das Ungeziefer auch gemerkt hat, dass es auf dem Balkon etwas Gutes gibt.
Dann ist des Gärtners Freude bald gegessen. Von den anderen.
Viele Balkongärtner berichten von der Blattlausinvasion, häufig sind auch winzige Spinnen, die alles verweben und Zuckerwatteimitationen hinterlassen. Oder Raupen mit großem Appetit.
Aber wieso kommen die Biester alle auf deinen Balkon? Könnten sie nicht auch außerhalb ein feines Leben haben?
In Prinzip, ja. Viele Biester bleiben auch draußen, das heißt in der freien Wildbahn oder in all den anderen Gärten.
(Stell dir vor, die kämen
alle zu dir…)
Um auf die besonderen Gegebenheiten der Balkongärtnerei eingehen zu können, zeige ich erst mal die Unterschiede auf zwischen deinem und den Gärten, die zu ebener Erde liegen.
Als erstes ist da der geschützte
Standort zu nennen. Kaum eine Schnecke verirrt sich zu dir, außer du bringst sie im Pflanzgefäß mit oder sie ist deutscher Meister im Betonwandklettern.
Und dann der
Regen. In trockenen Jahren muss jeder gießen. In nassen Jahren kannst du die Feuchtigkeit wesentlich besser dosieren als die „Freilandgärtner“.
Die liebe
Sonne. Wenn dein Balkon nicht gerade an der Nordseite des Hauses ist, hast du immer lecker Sonnenschein. Außer sie scheint nicht. Aber das geht allen Gärtnern so – ist also kein Unterschied und gehört nicht in diese Liste.
Aber warum hast du dann die Biester zu Gast, ohne sie eingeladen zu haben? Die Liste sieht doch bisher so aus, als sei der einzige Nachteil des Balkongärtners der, das ihm keine 100 qm (oder mehr…) zur Verfügung stehen?
In Prinzip, ja.
Der Regen macht nämlich doch den Unterschied.
Viele der bei mir Biester genannten Lebewesen reisen mit dem Wind oder anderen Insekten von Ort zu Ort und werden da von der Waschanlage der Natur vom Blatt geputzt.
Mit dem Wind kommen sie auf deinen Balkon – und niemand putzt die Blätter. Denn es regnet bei dir nicht.
Neuer Wind, neue Biester. Und auf einmal hat jede Pflanze ein paar Tiere, so viele Insektenfallen kannst du gar nicht aufstellen.
Moment mal, sagst du, natürlich gieße ich!
Sicher. Du gießt in die Töpfe, auf die Wurzeln, und nicht auf die Blätter, denn das Wasser soll ja nicht im Hof oder auf Nachbars Balkon landen.
Was kann helfen?
Erstens.
Werde Ersatzwaschanlage und gieße täglich mit der Brause auf der Kanne über die Blätter oder verwende einen Sprühzerstäuber. (Wenn du viele Pflanzen hast, nimm einen mit
Pumpe…)
Zweitens.
Lass es nicht nur mit Wasser regnen, sondern benetze deine grünen Freunde auch mit Seifenlauge. Das macht die Oberfläche der Blätter und Stiele rutschig und die Blattläuse kommen nicht mehr rauf.
Drittens.
Es gibt jede Menge Pflanzen, die die Biester nicht mögen – Lavendel zum Beispiel. Der stinkt ihnen. Oder Pflanzen, die die Biester ganz besonders gerne mögen – Klimmöppe
(für hochdeutsche Balkongärtner Kapuzinerkresse). Sofern du die nicht selber essen willst, pflanz sie neben den Salat, dann sitzen die Windreisenden dort und nicht im Salat.
Viertens.
Starke Pflanzen können sich wehren. Ein paar Biester verkraftet jede gesunde Pflanze. Also gib ihnen regelmäßig Dünger, das stärkt die Pflanze und fördert das Wachstum. Es gibt Düngersorten für jeden Zweck und auf jeder steht eine Gebrauchsanleitung. Da kann fast nichts schief gehen.
Fünftens.
Frag doch mal den Fachmann! Gärtner haben all diesen wunderbaren Kram gelernt. Die wissen zu fast allem einen Rat.
Letztens.
Gift solltest du nur in letzter Konsequenz anwenden – schließlich willst du die Erzeugnisse
essen und nicht als Sondermüll entsorgen.
Und wenn das alles nicht hilft, ist es vielleicht einfach zu spät. Dann sei nicht traurig und versuch es im nächsten Jahr etwas früher. Gemüseanbau ist und bleibt ein Feldversuch, egal in welcher Etage.
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* = „Balkon“ wird hier synonym verwendet für alle Kleinstgärten unter diesen Bedingungen. Falls du auf der
Fensterbank gärtnerst, fühl dich bitte ebenso angesprochen.