Montag, 23. Juli 2018

Was ich tun werde, wenn es wieder Regen gibt

Ich präzisiere: Es geht nicht um den Regen, der zweimal im Monat bei günstiger Gewitterlage herniederfällt und auf dem überhitzten Asphalt gleich wieder verdunstet.
Ich meine regelmäßigen Regen. Genauso den sanften bergischen Landregen, der uns mal eine graue Woche beschert oder zwei, wie auch die Sturzflut vom Himmel, die Bäche in Wildgewässer verwandelt und Brücken von unten nass macht.
Wenn das typische Bergische Wetter also wieder da ist, dann will ich folgende Dinge tun -- rechnest du damit, dass es um Gartentaten geht? Du rechnest richtig.

Projekt 1:
Ich will das Teichufer neu gestalten.
Die Alchemilla ist mir da zu dominant geworden, ich will sie in den Kampf gegen den Giersch schicken, da kann sie mal beweisen, was in ihr steckt. Insgeheim nenne ich sie ja lange schon "Ludmilla" nach irgendeiner rumänischen oder weißrussischen Kugelstoßerin.
Stattdessen wünsche ich mir mehr Teichtigkeit am Leich. Die rosa und rote Schafgarbe, die viel zu dicht in den beiden Kübeln am großen Hochbeet stehen und dem Tod durch Verdursten schon unzählige Male ins Gesicht geblickt haben, muss ich sowieso längst teilen (hätte längst teilen müssen). Dazu einige filigrane hohe wie niedrige Frühlingsommerherbststauden, die das Sortiment neben Lavendel, Heuchera, Gräsern und der immer noch nicht definierten Wunderstaude farblich und jahreszeitlich abrunden.
Der Alchemilla würde es nicht langweilig, denn der Giersch lebt und sprießt rund ums Grundstück an der langen Kirschlorbeerhecke und an der Zaunseite zu den neuen Nachbarn. Nur aus meinem Gemüsebeet hinterm Gewächshaus konnte ich ihn bisher vertreiben. (Nein, der Arme-Leute-Spinat ist bei mir kein Gemüse, ich helfe ja auch nicht den Ackerschachtelhalm zu dezimieren, indem ich Tee mit dem Kraut kaufe.)

Projekt 2:
Auf dem kleinen Absatz an der Straßenseite des Gartens will ich nach dem Umsetzen der letzten von sechs Hortensien diverse niedrige Gräser und Bergenien sesshaft werden lassen. Links und rechts der künftigen breit- und schmalblättrigen Gesellschaft stehen ein wuchsfreudiger Hasel sowie einige Forsythien, die den Hortensien alles Licht geraubt hatten. Hinter ihnen natürlich auch ein Stück Natursteinhecke (so nenne ich Kirschlorbeerhecken, weil sie ja das ganze Jahr gleich immergrün aussehen).
Bisher stehen da schon Bergenien, aber auf dem Boden ist Unkrautvlies. Den Hortensien war das egal, die Bergenie weiß bald nicht mehr wohin mit sich selbst, da sie sich nicht ausbreiten kann.
Natürlich würde auch die letzte Hortensie gründlich zurückgeschnitten, um den Preis, dass sie nächstes Jahr nur grün sei. Die Büsche sollen im (vorm Sommer begonnenen) Hortensienbeet ein dichtes Blätter- und Blütendach bilden. So lang ausgeschossen kann ich sie ohnehin nicht ausgraben, dazu ist es zwischen Hasel und Hecke zu eng.

Projekt 3:
Die Helleborus, Astilben, Hosta und Päonien, die sich in Konkurrenz mit Kirschlorbeer, rotem Zierahorn und, na was schon? Giersch befinden, will ich auch umsetzen: die Schattenfreunde unter die Blutpflaume zu den anderen ihres Gleichen und die Päonien gerne an den Teichrand. Falls den Plänen etwas entgegen steht, könnten sie auch noch ein eigenes Beet bekommen, wo sie reich und rosa, magenta, weiß blühen könnten, weil sie endlich genug Platz hätten. (So eine Päonie mag es nicht beengt.) Der Garten hat bislang eine Menge Rasenfläche, aber der Mann, der erst den Mäher bewegt und hinterher den Rasenschnitt entsorgt, hätte nichts dagegen, wenn es weniger wird.

Dieses ganze Spatenballett, das in einem normalen bergischen Sommer durchaus machbar wäre, kann ich dieses Jahr seit Ende April nicht tun, weil mir alles verdorren würde. So viel kann man gar nicht gießen, dafür ist die Ressource Trinkwasser zu kostbar. Denn die Regenzisterne enthält viel zu oft nicht die möglichen 1.700 Liter, sondern -- weniger.

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p.s.: natürlich würden mir noch ein paar andere Projekte einfallen. So eine Liste ist nie abgeschlossen.

Dienstag, 10. Juli 2018

Die Gießkanne, das soziale Wesen.

Gießkannen, das glauben viele, sind hohle Gegenstände aus Plastik, Zink oder anderen Materialien, mit denen man (zumeist) Wasser von einer wie auch immer gearteten Quelle zu einem Ort trägt, an dem man den nassen Inhalt ausgießt.
Aber so eine Gießkanne ist ein soziales Wesen. Sie hat Bedürfnisse nach Nähe und Gesellschaft wie du und ich. Wird sie einzeln gehalten, verkümmert sie, ihre Farbe wird dumpf und sie zieht sich zusammen, bis höchstens noch fünf Liter hineinpassen.
Wenn es erst mal so weit gekommen ist, dauert es lange, bis eine Gießkanne sich wieder erholt.

In großen Gruppen hingegen blüht sie förmlich auf, ihre Farbe wird hell und freundlich und ihr Fassungsvermögen groß.
Schau nur, wie gelassen und zuversichtlich sie dort zusammen stehen und in ihrer stillen Gießkannensprache tuscheln.