Donnerstag, 8. August 2013

Kongopost 74

Sorgenkind Mado-Bosala.
2011 hatte ich Alain, nach vielen Jahren, tief im Dschungel wieder getroffen und mich gefreut, dass es ihm so gut ging und er und Henriette ein Baby hatten. Aber das kleine Mädchen war mit ganz verformten Füßchen zur Welt gekommen und würde wohl nie ordentlich laufen können. Da ist sie im Urwald leider nicht die Einzige.
Danach haben Richard und ich in Kinshasa gute Leute gefunden, die Henriette und Mado-Bosala aufnahmen und dafür sorgten, dass sie operiert wurde. Koste es was es wolle.
Nach langer Zeit kamen sie zurück, und wir haben uns alle wie wild gefreut.
Aber nach mehreren Monaten ist Richard mit dem Motorrad da vorbeigekommen und hat dieses furchtbare Foto von Klein-Mado gemacht und geschrieben: „Diese Urwaldfrauen kümmern sich um nichts. Henriette hatte genaue Anweisungen, wie die Füßchen ein Jahr lang bandagiert werden müssen. Wenn Alain da gewesen wäre, hätte ich ihn verdroschen. Bei Henriette ging das ja nicht.“
Wütend hat Richard die ganze Familie nach Basankusu geholt, wo Doktor Iloko praktizierender Christ ist. Der hat dann längere Zeit versucht, die Füßchen gerade zu biegen und zu bandagieren. Für das Kind eine schreckliche Folter.
Als das aber nichts half, hat Iloko gehört, dass gerade ein Spezialist in Mbandaka wäre, der auch bereit sei für ein paar tausend Dollar zu helfen.
Richard fand ein Boot, das 2 Tage lang dahin fährt. Aber Jerry musste mitfahren, weil Alain nicht bis 3 zählen kann.
Freund Jérémie hat da alle aufgenommen und der Médecin spécial in Mbandaka konnte röntgen und sah, dass die Ärzte in Kinshasa nur Geld genommen und geschnipselt haben aber gar nicht richtig operiert haben.
Heute sollte nun operiert werden, und bald könnten sie mit eingegipsten Beinchen wieder zurückfahren, wo sich Doktor Iloko um den Rest kümmern würde. Wir bekamen neue Hoffnung, und alle unsere Gebete umschwirrten Mado.

Aber gestern hat Freund Jérémie geschrieben, dass Jerry im Sterben liegt. Der Blinddarm ist geplatzt. Er ist wohl operiert worden, und übrig bleibt uns unser erbärmliches Gebet.
Richard und ich haben eine Glaubenskrise, und ich schreibe das alles jetzt, um es mal der Reihe nach loszuwerden.
Wenn Beten nicht hilft, was dann noch?
Gruß, Hans-Peter Gohl.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.