Das Geheimnis des Speers.
Das ist Papa Jean, der mir die uralte Speerspitze geschenkt hat.
Er war sehr alt, wohnte zwei Dörfer weiter und gehörte zu unsern speziellen Freunden. Alle zwei bis drei Tage kam er und tauschte irgendwelche Früchte gegen Petroleum, Seife oder Geld. Er war so schrecklich mager, und sein Hauptwort war Nzala (Hunger). Dann zeigte er mir die Stelle, wo andere den Bauch haben, und ich meinte dann immer, ich könnte die Wirbelsäule durchschimmern sehen. „Ohne Bauch kannst du doch gar keinen Hunger haben“, war mein Spruch, und wir lachten dann beide.
Bevor Papa Jean gestorben ist, hat er mir den Speer gegeben und erzählt:
„Wir Baphoto-Pygmäen sind die Ureinwohner im Dschungel, und wir lebten nur von der Großwild- und Elefantenjagd. Dieser Speer hier stammt von meinem Großvater, und ich gebe ihn dir, weil du mein letzter richtiger Freund bist.
Der Speer ist breit und macht eine große Wunde. Unser Nganga-Nkisi machte früher einen Zauber mit Marihuana und Elefantenkot und verwandelte uns in Baumstümpfe oder andere Dinge. Dieser Speer hat einen sehr langen Schaft, und man versteckte ihn im Laub, direkt am Weg der Elefanten. Wenn dann die Elefanten kamen, war man ganz Baumstumpf oder so. Den letzten Elefant stach man dann ins Hinterbein. Es gab nur diese eine Bewegung, und dann war man gleich wieder Baumstumpf. Elefanten riechen und hören gut, können aber schlecht sehen. Die Herde zog dann weiter und wir folgten einige Tage, bis der Verwundete schwach und allein war. Dann machten wir ihn fertig.
Für die Kolonialherren mussten alle Leute Kautschuk oder Palmnüsse abliefern. Wir Baphoto brauchten das nicht. Wir sollten für Elfenbein sorgen und wurden dafür auch bezahlt. Aber da wirkte unser Zauber bald nicht mehr, und es starben viele Männer. Wir waren fast ausgerottet, als die Herren sagten, wir sollten damit aufhören. Der Rest unseres Stammes lebt hier im Dorf, fängt Fische und isst Maniok und Bananen.
So ist es hier auch mit dem Glauben unserer Kirche. Da war mal eine geheime große Kraft, aber irgendwann wurde der Glaube strukturiert und kommerziell gehandelt. Es entstanden Konfessionen, die kraftlos dahin siechen. Man begnügt sich heute mit Predigen, lautem Singen, Tanzen und langen Gebeten, und man denkt über alte Geschichten und über Geld nach.“
Mit meinem Glauben ist es hier oft ebenso. Ich versuche ja, ein christliches Leben zu führen – so für mich alleine. Wahrscheinlich komme ich so auch mal in den Himmel.
In Europa ist das gemütlich, aber damit ziehst du ja nicht mal einen Fisch vom Teller. So suche ich wieder nach der alten, geheimnisvollen Kraft der Kinder von Gott, und ich will mit dem Suchen niemals aufhören. . . . . . . . . . . . . Gruß, Peter. gohlep[ät]web.de
Große Freude!?
vor 1 Tag
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Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.