Sonntag, 4. Juni 2017

Mutig am Beetrand

Christina steht seit Tagen mutig am Beckenrand. Das hat mit Selbstannahme zu tun und anderen Dingen, lies es selbst. Mein aktuelles Problem ist nicht mangelnde Selbstannahme, sondern ein Mangel an Entschlussfreude. Ich kann mich einfach nicht entscheiden, tu ich erst dies und dann das oder wäre es andersrum klüger? Und so tue ich im schlechtesten Fall gar nichts -- im zweitschlechtesten fange ich dies an und wechsle dann zu jenem und habe hinterher zwei Baustellen und keine beendet.
Und dann die Risiken, die es zu bedenken gibt! Furchtbar viele Dinge könnten passieren, wenn ich mich so oder so entscheide! Das blockiert mich zusätzlich.
(Ich würde hier kein Wort darüber verlieren, wenn es immer so wäre, mitnichten!; der Zustand nervt mich total, weil mir die Zeit wegrennt.)
Am vergangenen Wochenende weilte ich in einem Tal bei Schalkau und unternahm einen Waldspaziergang. Beim Aufstieg auf den Berg kam ich an einem Waldweg vorbei, der sich an der Flanke des Berges talwärts wand.
Gott meinte: "da kannst du ja dann beim Rückweg hergehen."
Normalerweise finde ich unbekannte Wege sehr interessant, aber diesmal hatte ich nur ein abweisendes Argument parat: "Und wenn da Brennnesseln stehen? Ich hab ne kurze Hose an!"
Ich ging weiter den Berg hoch und als ich genug aus der Puste war, setzte ich mich auf den Weg und trank das gute Thüringer Leitungswasser. Es war wunderschön.
Und der Gott des Friedens gab keine Ruhe: "Dieser Weg da unten…"
"Ich habe dir meine Meinung dazu gesagt!", torpedierte ich das Gespräch.
Und dann fing er an mir zu sagen, wie doof er das findet, dass ich so vorsichtig geworden bin und mich nichts mehr traue und überhaupt keine Lust mehr auf Abenteuer mit ihm habe und dass es ihm langweilig ist mit mir, und zum Kuckuck noch mal, auf dem Weg zum Paradies könnten auch Brennnesseln wachsen, verzichtest du dann aufs Paradies?!
Ich habe mein Wasser ausgetrunken und bin wieder vom Berg runter gegangen und in besagten Waldweg rein.
Brennnesseln gab es, aber ich konnte ihnen ausweichen. Ein handfestes Wunder habe ich erlebt, aber das erzähl ich dir vielleicht ein andermal.

Gestern Abend war ich noch im Garten zum Gießen und schaute im Gewächshaus auf die große Pflanzkiste, in der seit geraumer Zeit die Zucchinis, Gurken und Kürbisse sitzen und von Mal zu Mal größer und unzufriedener werden.
Zustand der Gesellschaft am 20.Mai
Aber ich kann sie nicht auspflanzen, draußen lauern die Schnecken und fressen alles weg!
Du musst! Du kannst sie nicht in den Töpfchen sitzen lassen und dann erwarten, dass sie schön groß werden und Frucht bringen!

Ich glaube, ein kleines Bisschen der Paradiesweg-Lektion habe ich begriffen. Ich habe mich mutig an den Beetrand gehockt und sie alle eingepflanzt und Begrüßungsdrinks mit der Gießkanne ausgegeben, Stöckchen in die Erde gesteckt, damit sie nicht umkippen, Pflanzsegen ausgesprochen und Schneckenkorn gestreut …
… und den Schöpfer gebeten, seinen Schnecken auszurichten, dass sie meinen Garten verschonen sollen.

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Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.