Donnerstag, 10. Juni 2010

Kongopost 25

Équilibre = Gleichgewicht


Mpoma-Lodjingo war im Kongo-Zaïre früher unser Nachbardorf, und Elisabeth und ich sind oft dahingegangen, denn wir hatten da allerlei gute Freunde.


Wenn es wie so oft regnet, pflückt man unterwegs einen Schirm ab.
Hier in Mpoma gibt es keinen Herzinfarkt, aber wer nicht arbeitet, bekommt auch nichts zu essen.


Eine christliche Jugendgruppe hat sich angemeldet, die hier missionieren will. Da haben die Frauen viel zu kochen, und alles muss aus den Dschungelfeldern herbeigeholt werden.


Freundin Amba wohnt auch hier. Trotz ihrer Kinderlähmungsbeine hat sie damals einen schönen kleinen Jungen zur Welt gebracht und im Dreck dieser Hütte aufgezogen. Nach dieser Aufregung ist damals mein Schnurrbart weiß geworden.


Das ist ein Foto aus guten alten Zeiten: Elisabeth mit ihrem Fanclub. Marocain der Schneider im Rollstuhl hatte uns allen neue Hemden genäht. Er selbst hat natürlich auch eins bekommen.
Katholisch ist er, und er hat mir später schöne Briefe geschrieben. Es scheint, dass gerade die Behinderung und alle Entbehrungen in ihm einen ganz großen Glauben haben wachsen lassen.


Richard war nie evangelisch-zimperlich und hat Marocain in die evangelische Diakoniehilfe aufgenommen. Einmal konnten wir sogar für ihn einen neuen Rollstuhl organisieren.
Dafür hat Marocain mir voriges Jahr im Oktober noch meine Tasche genäht.



Schön war später auch, zu sehen, mit welchem Schwung die jungen Christen mit Singen, Tanzen und der Trommel die Frohe Botschaft von der Liebe Christi leibhaftig vorgeführt haben.
Das geht in Mpoma-Lodjingo und wohl in ganz Afrika so laut und fröhlich zu, dass nur Fanatiker sitzen bleiben können. Dazu braucht man auch kein Geld, - aber man braucht echte Freude im Herrn.


Aber jetzt hat Richard geschrieben:

Gestern habe ich die Bedürftigen in Mpoma-Lodjingo und Umgebung besucht und da unsern gemeinsamen Freund Marocain gefunden. Er ist ganz schlimm krank, so dass er nicht mal mehr in seinem Rollstuhl sitzen kann. Er liegt auf seinem Bett und sagt kein Wort, will auch nichts essen und winselt leise, wie ein sterbender Hund. Er kann sich da auch nicht selbst umdrehen. Als ich das tat, sah ich, dass er an einigen Stellen keine Haut mehr hat.
Ich habe jetzt schon mit dem Krankenpfleger in Ikau gesprochen, und der hat Medikamente aufgeschrieben, die ich in Kinshasa bestellt habe. Denk bitte daran, dass dann unsere Medizinkasse bei Pastor Bokombe in Kinshasa leer sein wird.

Das Foto, das Richard dazu schickte, ist hier:, absichtlich ganz klein zusammen geschoben. Wer es sehen will, soll es selber aufmachen.
Die Jugendevangelisation mit der großen Trommel und allen Segenssprüchen fand keine 50 Meter von der Hütte statt, worin Marocain liegt.
Singen und Beten alleine ist ganz sicher nicht genug, wenn jemand Jesus nachfolgen will. Ich meine, dass Jesus auch keine Trommel dabei gehabt hätte.
Klar ist aber, wie wichtig Richards Werben im Namen Jesu für die Diakonie-Idee ist.
So, wie ich aber den Marocain kenne, kann es durchaus sein, dass der bei all seinen Schmerzen jetzt schon die Stimme hören kann, die sagt: Heute wirst du mit mir im Paradies sein! Das ist ja auch was.
Équilibre ist das französische Wort für Gleichgewicht. Je mehr Mission und Diakonie, Wort und Tat, ins Gleichgewicht kommen, je mehr können Menschen heil werden, heil an Leib und Seele.
Das wünsche ich mir erst mal selber.
Gruß, Hans-Peter Gohl.


Infos bei: gohlep (ät) web (.) de

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