Montag, 28. Juni 2010

Kongopost 26

1960 war für viele Staaten Afrikas das Ende der Kolonialherrschaft und somit der Beginn der Unabhänigkeit. 2010 ist das 50 Jahre her, aber ist das automatisch ein Grund zum Feiern?
Hier kannst du was unabhängiges zur Unabhängigkeit lesen.

Ansonsten habe ich noch einen persönlichen Beitrag - allerdings nicht von mir persönlich.
RDC heißt République Démocratique du Congo.

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Brief zur Fünfzigjahrfeier der Unabhängigkeit der RDC.

Nkoko Mokili - Opa Peter. Ich grüße dich in Deutschland. Wie geht es euch da? Meiner Familie und mir geht es gut, denn wir versuchen jeden Tag auf Gott zu sehen und zu glauben, dass er doch alles richtig macht. Das ist aber nicht immer so einfach.
Im Moment ist der ganze Kongo in Erwartung der Fünfzigjahrfeier der Unabhängigkeit am 30. Juni von der belgischen Kolonisation.
Ja ich bin Kongolaise, und ich freue mich, dass wir 50 Jahre unabhängig sind.
Aber ich will meditieren und beten.
Ich will Gott für 50 Jahre politischer Unabhängigkeit danken, aber ich bitte ihn inständig auch für wirtschaftliche Selbständigkeit. Wirtschaftlich sind wir hier in Armut und in Sklaverei, fast wie in der Kolonialzeit.
Zu den Feierlichkeiten werden Politiker und große Leute aus Europa und der ganzen Welt eingeladen, und es werden ungeheuere Summen dafür ausgegeben. Aber die kleinen Leute leben in großer Armut. Lehrer und andere einfache staatlich Angestellte haben hier jetzt schon wieder 3 Monate lang nicht mal ihr mageres Gehalt bekommen.
So wird dieses Jubiläum für sehr viele Leute kein Fest sein. Wie könnte jemand denn feiern, wenn er Hunger und Sorgen hat?

Das ist traurig, und ich nehme diese Gelegenheit, um euch zu bitten, am 30. Juni mit uns für eine wirkliche Unabhängigkeit und Freiheit in unserm Land zu beten. Ich wüsste nichts, was uns außer Beten noch helfen könnte.
Oder, werden wir wirklich erst im Himmel frei sein, wenn wir hier gestorben und dann zu neuem Leben auferstanden sind? Hätten wir aber auch diese Hoffnung nicht, gäbe es überhaupt keine Freude, und das Leben wäre vergeblich.
Ich werde niemand in der Gemeinde daran hindern an den großen Aufmärschen in unserer Stadt teilzunehmen, aber sie sollen wissen, dass wir Abhängige mitten in der Unabhängigkeit sind. – Sklaven mitten in der Freiheit.
Politisch sind wir in Afrika bei den Großen, aber wirtschaftlich sind wir unten.
Wirkliche Freiheit fängt aber im Herzen an. Wer ist schon frei von Neid, Habgier, Rechthaberei? Wie viele Menschen sind geknechtet von Fetischismus, Magie und Versicherung durch die Ahnen?
Wir brauchten eine ganz andere Hilfe als nur eine finanzielle.


Arm und Reich sind im Kongo so unvorstellbar weit auseinander.
Jemand hat mal gesagt: Wenn ich will, dass Gottes Reich auf der Erde sichtbar wird, muss ich bei mir selbst anfangen, für Gottes Geist einen Landeplatz zu schaffen.
Erst dann kann ich auch wissen, was und wo ich wirklich etwas tun kann.

Gruß, Hans-Peter Gohl. gohlep [ät] web [punkt] de

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