Mittwoch, 21. Januar 2015

Altersbeschwerden

Mein Oldtimer wird bald achtzehn.
Achtzehn ist ganz sicher nicht vom Hersteller vorgesehen.
Kein Wunder, dass heutzutage keine anständigen Autos mehr gebaut werden und die meisten alten Firmen längst pleite gegangen sind. Das konnte sich keiner leisten.

Mein oller Oldtimer lässt ganz schön nach.
Die meisten Dichtungen sind Undichtungen geworden und man kommt sich vor wie in einem fahrenden Aquarium. Nach frostigen Nächten sind die Innenseiten der Scheiben gefroren. Der Teppich im Kofferraum ist klitschnass und das Salzeimerchen ist inzwischen eher ein Tümpel als ein Lufttrockner.
Was im Auto aufbewahrt werden muss und nicht nass werden darf, sollte unterm Dach aufgehängt werden.
Die Lüftung kommt gegen die Wassermengen natürlich nicht mehr an. Ich führe immer mindestens ein großes Abtrockentuch zum Wischen mit.
Es gibt keine Innenraumbeleuchtung mehr, bloß weil Fahrer- oder Beifahrertür auf sind. Hinten geht das noch besser, aber die Tür hinten rechts knirscht und kracht gar scheußlich, wenn man sie bewegt.
Im Leerlauf rumpelt die Maschine bisweilen sehr unregelmäßig. Manchmal auch mit deutlich überhöhten Umdrehungen.
Ist es Bluthochdruck? Herzrhythmusstörung? Man kommt kaum drumherum, das Gefährt zu vermenschlichen. Nur dass der Arzt da nix tun kann -- wo sollte man das Blutdruckmessgerät anlegen? Wo die Brust abhorchen?
Wenn der Gefährt mehrere Tage herumgestanden hat, klemmt der erste Gang. Die Kupplung an roten Ampeln einfach durchgedrückt zu lassen ist keine Option, weil einem sonst der Fuß abbricht. Das macht das Anfahren schwierig.
Auf dem Datenträger hatte ich anfangs sechs Ordner mit Automusik (es ist mittlerweile ein anderer Usbstick), doch aus hörgenüsslichen Gründen habe ich einen wieder gelöscht. Davon will der Oldtimer nichts wissen, er beharrt auf sechs Ordnern und spielt die darin enthaltene Musik stur weiter ab, obwohl sie gar nicht mehr vorhanden ist. Denk ich.

Aber was soll das Lamentieren?
So ein Auto ist kein Musikabspielgerät, man kann eine Taschenlampe verwenden, wenn es drinnen duster bleibt (Innenraumbeleuchtung wird überschätzt) und Leerlauf ist eh' für Langweiler.
So ein Auto ist ein Fahrzeug!
Und das klappt noch gut.
Nicht mehr so sehr schnell, kurz nach 115 km/h ist vorsichtshalber Schluss, und bei Lüftung und Motorgedröhne hilft dann auch nur noch laute Musik.
Aber was wollen wir denn?
Er ist halt ein Renntner.
Und rennt und rennt und rennt. Wie ein Hirsch.

2 Kommentare:

Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.