Manchmal werde ich gefragt: „Was essen die Leute denn im Urwald?“ Oder: „Ist es da nicht gefährlich?“ Aber selten wird gefragt: „Wie und was glauben die Menschen in ihrer Armut und Abgeschiedenheit denn?“
„Lernen die da auf der Universität am Äquator nur Griechisch und Hebräisch oder was?“
Auf unserer Flussreise haben wir den Vizepräsident der Cadelukirche, Rektor der Universität Protestante d’Équateur und Docteur der Theologie Kondemo Mum’Epondo nach Mbandaka mitgenommen. Er war zur Ratsversammlung nach Basankusu gekommen, und man hatte kein Geld für den Rückflug.
Trotz all seiner Titel ist Tata Kondemo ein umgänglicher Mensch geblieben und wir haben uns gut verstanden. Und das nicht, weil er Angst haben könnt, wir würden ihn unterwegs über Bord werfen.
Kondemo ist vom Stamm der Ngombe, und sein Heimatdörfchen, tief, tief im Dschungel hat der Professeur de Théologie nicht vergessen.
Ich habe aber auch seine „Universität“ besucht und Fotos gemacht, die ich aber nicht zeigen will. Wenn man von Basankusu den Fluss herabgekommen ist, meint man, dass das da so geht. Wenn man aber aus dem Fußgängerampel-Deutschländchen kommt, hat man ja ganz andere Augen.
Vor den Ferien haben sie in der Universität 2 Tage der geistlichen Besinnung gemacht, an der alle Lehrer und Studenten teilnahmen. Auf meine Bitte hat Kondemo mir das Programm geschrieben, das ich sehr gekürzt und übersetzt habe. Uni scheint nicht Uni zu sein.
Viele Grüße, Hans-Peter Gohl.
Kondemo hat geschrieben:
Beginn: Samstag, 1. August. Thema: Sieg ist bei dem, der sich ganz fest an Gott hält.
Wir haben gesungen und zwischendurch mehrere Psalmen gelesen, bis alle mit den Psalmisten zusammen gesungen und Gott für all seine Güte und tägliche Hilfe gelobt und gepriesen haben. Zuletzt haben alle in großer Freude über den Herrn getanzt und laut geschrieen.
Danach haben wir über 2. Chronik 26, 1-20 meditiert und das in 4 Abschnitte geteilt.
1.) Verse 1-4: Usija wurde mit 16 König und regierte 52 Jahre und gehorchte dem Herrn.
2.) 5-10: Er gehorchte dem Priester um Gottes Willen zu kennen. So konnte er alle Feinde besiegen.
3.) 10-15: Er war nicht faul und hatte ein Entwicklungsprogramm, landwirtschaftlich und militärisch.
4.) 16-20: Er wurde zuletzt stolz und überheblich und von Gott bestraft und verworfen.
Danach hatten wir eine Zeit des Gebetes, Sünden zu Bekennen und um Vergebung zu bitten. Aber wir haben auch gedankt, dass er uns bereits längst gnädig ist und vergeben hat.
Da konnten wir auch gleich um die Hilfe durch den Heiligen Geist für unsere Schwachheit bitten.
Wir beteten für unser Land Kongo mit allen Problemen, für die Provinz Équateur, für die Gesamtkirche und unsere CDCC und CADELU. Wir beteten für alle Kranken und Schwangeren, die uns einfielen, für alle Witwen und Waisen und für alle, die Hunger haben in unserer Umgebung.
In der Nacht hatten wir 5 Gruppen, die jeweils einen anderen Bibeltext hatten, den sie später vortragen sollten.
1.) Daniel blieb Gott treu, der ihn vor den Löwen bewahrte.
2.) Elia blieb Gott treu und erlebte Gottes Feuerwunder bei den Baalspriestern.
3.) Daniels Freunde wurden im heißesten Ofen nicht verbrannt, weil sie Gott treu blieben.
4.) Weil Paulus und Silas fest am Herrn hingen, krachte das Gefängnis auseinander.
5.) Das war die Gruppe der Lehrer, die gemeinsam eine spezielle Sonntagspredigt ausarbeiteten.
Den Sonntag begannen wir wieder mit großem Lobgesang, Tanz, Trommeln und Jubelgeschrei, und danach kam das Gebet für all die vielen Probleme unserer Universität. Oft haben wir ja auch keinen Frieden untereinander.
Der Abschlussgottesdienst der Lehrer handelte über Hiob in seinem ganzen Elend. Er blieb Gott trotz allem treu und wurde am Ende rehabilitiert. Da hat er Gott erst mal wirklich kennen gelernt.
Sieg ist bei dem, der sich ganz fest an Gott hält.
Zuletzt ging alles in ein riesiges, fröhliches und hoffnungsvolles Singen, Tanzen und Trommeln über.
Und zu allerletzt habe ich für die Zukunft unserer Universität an das Petruswort erinnert: „Herr, wohin sollen wir denn sonst wohl gehen, nur du hast Worte ewigen Lebens!“
Und dann habe ich mit einem Segensgebet abgeschlossen.
Sicher blieben viele Fragen offen, aber unser Herr weiß bereits alle Antworten.
Wir haben ihn hoch gepriesen und sind fröhlich auseinander gegangen, und der Herr ging mit jedem einzelnen.
Wenn Gott will, und wir das Geld zusammen kriegen, wollen wir jedes Jahr solch ein geistliches Wochenende machen.
Ich, Pasteur Kondemo Mum’Epondo.
_____________________________________
Freund der Kongopost, Bewohner von Fußgängerampel-Deutschländchen und seiner Nachbarländer!
Willst du auch wissen, wie eine Universität am Äquator aussieht?
Vielleicht kriegen wir den Peter überredet, die Fotos doch rauszurücken…
Gib mir Senf oder schreib ihm:
gohlep (ät) web (.) de
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.