Es war die Ausgabe August/September 2008.
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Die Wahrheit da draußen
Neulich schlief ich tief und fest, bis ich aufwachte. Was aber dann passierte, war sehr ungewöhnlich. Eine Stimme sprach zu mir: „Juppi!!!“
Mir war gleich klar: so klingt nur Gott. Also schnappte ich mir Stift und Papier, das immer griffbereit an meinem Bett liegt (den Seinen gibt’s der HERR im Schlaf und das will zeitnah notiert sein) und meldete mich: „Ja!“
„Guck zu“, sagte Gott.
Dann flackerten in rascher Folge bunte Bilder über die Raufasertapete. Ich sah Raumschiffe und ferne Galaxien, Cape Canaveral, die Steppe um Baikonur, sah die gesamte verfilmte und tatsächlich geschehene Geschichte der Raumfahrt durch mein Schlafzimmer düsen und ebenso plötzlich wie das übernatürliche Kinoerlebnis begonnen hatte, verlosch das Licht und es war wieder so dunkel wie zuvor.
Als ich morgens aufwachte, zierte der Abdruck des Ringblockes meine Wange und der Füller hatte sich ins Kissen verausgabt. Verwirrt stand ich auf. Was war mir eingefallen, in so herzlicher Umarmung mit meinem Schreibzeug zu schlafen?
Als ich unter der Dusche angekommen war, fielen mir Details der letzten Nacht ein. Komische Geschichte! War es wirklich Gott gewesen, der mich da geweckt hatte? War ich überhaupt wach gewesen?
In der Bibellese beim Frühstück war Matthäus 28,16-20 an der Reihe. Ich las den bekannten Text und blieb auf einmal an der Formulierung „geht hinaus in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur“ hängen. Geschätzte zehntausend Mal hatte ich das schon gelesen und gehört. Aber erst zwischen Himbeergelee und Himmelfahrt kapierte ich, was damit gemeint war. Gott hat ja die ganze Welt geschaffen – nicht nur die Erde. Wir sollten das Evangelium aller Kreatur predigen, das heißt, allem Lebenden. Francesco d’Assisi hatte schon einen konsequenten Schritt auf die restliche irdische Schöpfung zu getan und die gute Nachricht auch Zwergwal und Riesenwolfsspinne gepredigt. Aber konnte das alles sein? Wer sagte denn, dass sich das Lebende nur auf der Erde tummelt?
Die Frage beschäftigte mich während meines ganzen Arbeitstags und als ich wieder zuhause ankam, war ein Plan in mir gereift. Ich ersteigerte ein russisches Raumschiff (die amerikanischen mit ihrem ganzen blinkenden und piepsenden Elektrokram sind zu störungsanfällig) und einen Kanister Zweitaktergemisch, und im letzten Tageslicht startete meine Weltraum-Mission von der Wiese hinterm Haus.
Bei der ISS hatte ich meine erste Pause geplant, und bis dahin war ich längst mit Hebeln und Pedalen vertraut. Ich feierte mit den Forschern Abendmahl und ein russischer Kosmonaut eröffnete, wenn es mir nichts ausmache, würde er gerne mit mir kommen.
Mit vielen guten Tipps versehen brausten der Anhalter und ich weiter durch die Galaxis. Der Russe und das Raumschiff verstanden sich auf Anhieb, sodass ich mich um andere Dinge kümmern konnte, zum Beispiel den Extraterrestrischen ein Extraterrestrischer zu werden. So was lernt man ja leider nicht in der Grundschule.
Kurz darauf erreichten wir den ersten bewohnten Planeten. Leider hatte Gagarins geistiger Enkel die himmelskörperliche Gravität völlig falsch berechnet und unsere Kosmo-Kutsche schlug so hart auf dem Boden der außerirdischen Tatsachen auf, dass mir die Sinne schwanden.
Ein anhaltender Warnton schaffte es schließlich, mich aus der tiefen Bewusstlosigkeit zu wecken. Ein Warnton in meinem Weltraumgefährt?, dachte ich irritiert, und fand mich auf meinem Bettvorleger wieder.
Juppi vom Frediter
wollte früher Astronaut werden, aber als sie erfuhr, dass das Schwerelosigkeitstraining unter Wasser stattfindet, nahm sie Abstand von den Plänen.
Seitdem greift sie nach anderen Sternen.
Seitdem greift sie nach anderen Sternen.
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Ja. Auch zu sowas war ich mal in der Lage.
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