Dienstag, 12. Juni 2012

Kongopost 59

Liebe Kongofreunde, Freund Jérémie hat jetzt diesen Brief aus dem Kongo geschrieben.

Lieber Mokili. Wenn du Geld finden kannst, dann hilf uns bitte. Wir haben zwei Waisenmädchen, Fifi und Mado, 15 und 16 Jahre alt, hier bei uns und die Kleine muss unbedingt am Blinddarm operiert werden. Das kostet gut 200 €.
Ich will dir erzählen, wieso wir die Mädchen haben.
Sie wohnten früher am Hafen. Als aber Ostern die Enyele-Rebellen nach Mbandaka kamen ist die ganze Familie mit Nachbarn in ein Einbaumboot gesprungen, um zu flüchten. Das Boot war so überladen dass sie weit unten gekentert sind.
Außer den beiden Mädchen sind alle ertrunken,
Fischer von einer Insel haben versucht zu retten, aber nur die beiden Mädchen sind lebendig geblieben. Die wurden dann aber aufs grausigste vergewaltigt. Irgendwann mitten in der Nacht haben sie die Mädchen auf einer anderen Insel abgesetzt und sind geflüchtet.
Die Mädchen, in großer Angst noch weiter misshandelt zu werden, hielten sich lange versteckt, wurden dann aber von barmherzigen Insulanern entdeckt und zuletzt zurück nach Mbandaka ins Zentralkrankenhaus gebracht.
Ganz notdürftig hat man angefangen ihre Verletzungen zu versorgen, aber du weißt ja: wer kein Geld hat, wird auch nicht behandelt.
Mama Bebe und ich fanden die Mädchen, als wir Kranke unserer Gemeinde besuchen wollten.
Weil ich ja Pastor bin, haben sie mir und meiner Frau Bebe die ganze schreckliche Geschichte ihres Lebens erzählt. Das hat uns im Herzen wehgetan, und meine Frau hat zuletzt noch mehr geweint als die beiden.
Als sie dann erzählten, dass sie noch immer große Angst hätten und auch gar nicht wüssten, wo sie hingehen könnten, weil die ganze Familie tot sei, hat meine Frau angefangen, mich zu fragen, ob sie nicht bei uns wohnen könnten.
Ich wollte nicht, weil wir ja selbst nicht immer satt zu essen haben und erst mal an unsere eigenen Kinder denken müssten.
Dann hat sie aber unter Tränen gesagt. „Wenn du mich nur ein bisschen lieb hast, dann lass sie bei uns wohnen, egal was kommt. Ich bin doch auch eine Waise.“ Das hat mein Herz getroffen und erweitert. Ich dachte nach, wie die mit den anderen Waisenkindern hier auf der Straße überleben müssten.
Jetzt sind sie bei uns. Sieh sie auf dem Foto. Fifi mit dem Blinddarm liegt und Mado sitzt.
Ich, dein Bruder Jérémie.
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Ich habe in den letzten Tagen so viel Geld bekommen, dass ich die Blinddarmoperation gut bezahlen konnte.
Aber ein wirklich armer Rentner und uralter Freund, hat begonnen, jeden Monat 20 € zu geben, von seinem winzigen Taschengeld und dem seiner Frau.
Ich habe mich geschämt, musste es aber zuletzt dann doch wohl annehmen, denn im Psalm 33 steht: Der Herr schaut vom Himmel und sieht alle Menschenkinder. Von seinem festen Thron lenkt er ihnen das Herz.
Ich kann nur sagen: „Danke für alles, lieber Vater im Himmel.“
Herzliche Grüße, auch von Elisabeth, euer Hans-Peter Gohl.

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