Mittwoch, 26. November 2014

aber Moment, da war doch ... ?

Die Zahl der Mitbringsel in meiner Küche reduziert sich ebenso wie die der aus dem Urlaub mitgebrachten Lebensmittel, und da fällt mir ein, dass ich dir dringend noch ein paar Geschichten nachreichen muss.
Der Urlaub war ja nicht nur "Radfahren" und "Strandfotos".
Nach der 40-km-Tour vom zweiten Urlaubstag teilte mir die Herbergswirtin mit, dass für den nächsten Tag Regen angesagt sei. Ich nahm das als willkommenen Anlass, eine Fahrradpause einzulegen. Das Auto sollte ja auch was sehen von der weiten Welt!

Ich habe dir hier einen Kartenausschnitt von meiner eigenen Straßenkarte abfotografiert, sie ist von 1981, weshalb ich sie zuhause gelassen hatte.
Da unser westlicher Nachbar ja gelegentlich die Grenzen zwischen Wasser und Land ändert, ist es ratsam, nicht allzu alte Karten mitzuführen.
Diese Tour hätte ich nämlich 1981 nicht ohne Schiff machen können. Da war das Oosterschelde-Sturmflutwehr noch nicht fertig gebaut.
Gut -- das hätte ich auch ohne die Karte gewusst. Ich bin da sogar schon mit dem Fahrrad drüber gefahren, was kein großer Spaß ist, weil die Straße fast zehn Kilometer über Wasser führt und es immer ziemlich windig ist.

Früher war Zierikzee eine wichtige Hafenstadt, aber dann versandete die Durchfahrt zwischen den Inseln Schouwen und Duiveland, es entstand Schouwen-Duiveland.
Sint-Lievens-Monstertoren -- echt ein Monster!
Dieser zierliche Kirchturm war vor dem Brand im Jahre ? doppelt so hoch und er wurde zugleich als Leuchtturm genutzt. Das sagt mein Vatter, ich habe aber die Jahreszahl vergessen. Du kannst ihn selbst fragen, er weiß auf fast alles eine Antwort. Hinterlasse aber bitte eine der Frage angemessene Münze in seiner Hemdtasche.
Alles hat seinen Preis.


Als ich Zierikzee genug angeschaut hatte, fuhr ich über die Zeelandbrücke weiter nach Goes. Von Einheimischen wird das wahlweise Kuhs, Chus oder Hus ausgesprochen, such dir was aus.
Die Zeelandbrug ist noch unangenehmer zu fahren als das Oosterscheldekering, weil sie nämlich zu ihrem schnurgeraden Verlauf auch noch sehr eng ist.
Und um mal mit allen Vorurteilen über die friedlichen und gelassenen Niederländer aufzuräumen: sie können sehr ungehalten werden, wenn du außerhalb der Urlaubssaison (also der Zeit, in der sie gnädig mit der Haupteinnahmequelle ihres Landes umgehen) mit 80 km/h vor ihnen herfährst und 90 km/h erlaubt sind.
Deswegen war ich am nächsten Tag wieder als Radfahrer unterwegs.

Nach Middelburg, nach Vlissingen, auf die Fähre, nach Breskens!
22 Jahre nach Druck der Karte wurde die Autofähre abgeschafft, weil andernorts ein Tunnel gegraben war
Die Fähre, die da jetzt verkehrt, ist eine reine Personenfähre, aber weil wir ja nach wie vor in den Niederlanden unterwegs sind, dürfennatürlich mit an Bord!
Eigentlich wollte ich nur nach Breskens, um dieses Foto
Bild von 2010
noch mal aus besserer Perspektive aufnehmen zu können. Und mit Sonnenschein.
Na ja, und um dort gewesen zu sein und Fähre zu fahren (sieben Euro hin und rück!) und überhaupt.
UND um eine Flaschenpost abzuschicken!
Es gibt kaum eine bessere Gelegenheit dafür als eine Fahrt über ein gezeitenabhängiges Gewässer. Da weiß man nämlich nicht genau, in welche Richtung die Flaschenpost geschwemmt wird.
Natürlich habe ich das ganze Dings als wissenschaftliches Experiment deklariert und weil man ja tatsächlich nicht weiß, wo die Post schließlich ankommt, den Text auf englisch verfasst. Das, was ich für englisch halte! Es ist nämlich leider so, dass immer nur eine Fremdsprache in meinem Kopf Platz hat. Denke ich niederländisch, gibts keine englischen Wörter in meinem Oberstübchen. Das war ganz schön schwierig.
Hoffentlich habe ich das Glas fest genug verschlossen.
Sollte ich eines Tages Antwort bekommen, erfährst du davon.

1 Kommentar:

  1. ich habe auch mal eine abgeschickt. Da war ich auf der Borkumfähre, und die Post ist eine Woche später auf Sylt gefunden worden.

    AntwortenLöschen

Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.