Die Spalterei der Evangelischen.
Um Geld nach Basankusu schaffen zu können, brauche ich zuverlässige Freunde in den Städten, wo es Banken gibt. Jérémie Nkole Ekombe in Mbandaka hat oft geholfen, aber ich habe ihn jetzt zum ersten Mal gesehen. Er ist Baptistenpastor und hat im Außenbezirk von Mbandaka eine ganz neue Baptistengemeinde gegründet, obwohl es hier schon einige, ganz unterschiedliche Baptisten und unzählige andere evangelische Denominationen gibt.
Schon hatten wir uns wegen der Spalterei der Evangelischen in der Wolle.
Ich musste aber wieder mal lernen: es ist zuwenig, wenn man nur Recht hat.
Pastor Jérémie hat mir erzählt:
„Gott hatte mir den Wunsch schon lange ins Herz gegeben, aber dann hat unsere Baptistenkirche in Kinshasa mich wirklich nach Mbandaka ausgesandt, um in der Äquatorregion die erste neue Gemeinde unserer Kirche zu gründen.
Unter einem Baum haben wir damals angefangen. Zuallererst kamen nur Kinder zu uns, aber bald waren es schon 22 Erwachsene, die regelmäßig mit uns Gottesdienst feierten. Dann hat uns jemand eine Zeltplane gegen die Sonne geliehen.
Als wir 70 Personen waren, bekamen wir die Idee, eine Kirche zu bauen.
Wir hier im Außenbezirk haben Platz für Gemüsefelder. Das Gemüse verkaufen wir in der nahen Stadt. Wir haben auch Felder extra für den Kirchbau gemacht.
Zuerst baut man hier immer auf Stützen das Dach. Da hatten wir dann schon einen schönen schattigen Platz, aber bald konnten wir auch ungebrannte Steine kaufen und unter dem Dach mauern.
Jetzt sind wir 135 Christen. Natürlich kommen auch noch Freunde und Kinder dazu.
Unsere Baptistenkirche in Kinshasa hat damals das Ticket für das Schiff bezahlt, sonst nichts. Jetzt kommt auch schon mal ein bisschen in die Kollekte, aber anfangs gab es ja noch keine Gemeinde mit Kollekte, und auch jetzt wird noch fast alles Geld in den Kirchenbau gesteckt.
Wir leben hauptsächlich von der Arbeit meiner Frau, die ja gläubig ist.
Als sich hier die ersten Leute bekehrten, wollten wir sie auch taufen, aber viele haben Angst in dem großen Fluss untergetauft zu werden. Das ist auch nicht ungefährlich, wegen der Strudel und der starken Strömung.
Viele haben keine Bibel, denn 80% sind arbeitslos.
Vielleicht geschieht mal ein Wunder und wir bekommen Hilfe von außen.
Wir haben auch keine Bänke in der Kirche. Wer sitzen will, soll was von Zuhause mitbringen. Manche Frauen breiten ihr Umschlagtuch aus und sitzen mit ihren Kindern auf dem Boden, um Gottes Wort zu hören.
Aber über dem allen preisen wir den Herrn, dass er mich zum Pastor hierher berufen hat und, dass wir ihm hier am Äquator in dieser Gemeinde dienen dürfen.
Aber die Leute hier freuen sich auch, dass wir hier sind.
Wir erleben hier doch richtige Wunder: Manchmal werden Leute durch unser Gebet gesund oder frei von Depressionen, oder familiäre Probleme lösen sich ganz plötzlich.
Ja, Gott mit seinem ganzen Segen steht bei uns und hat bisher immer geholfen.
Einmal im Jahr gehe ich in den Dschungel bei Ingende, wo meine Mutter geboren ist. Da mache ich Evangelisation unter den Pygmäen, die noch nie etwas von Jesus gehört haben.
Gott, der Geber aller Weisheit, schafft Zeichen und Wunder, und so wächst unsere Gemeinde ganz natürlich weiter. Amen!“
„Ach ja, du wolltest ja wissen, wieso ich eigentlich Baptist geworden bin.
Ich schäme mich, das zu erzählen und will auch keine Einzelheiten.
Ich bin in Kinshasa aufgewachsen und später Alkoholiker und kriminell geworden und war oft im Gefängnis. Einmal bin ich besoffen vor einer Baptistenkirche liegen geblieben, und als am frühen Morgen der Pastor aufschließen wollte, hat er sich erschrocken und mich gefragt, ob ich ein Ndoki (Gespenst) wäre. Ich habe gesagt, dass ich kein Ndoki sei. Aber dann habe ich ihm da vor der Türe mein ganzes kaputtes Leben gebeichtet. Er hat geduldig zugehört, aber dann so mit mir gebetet, dass ich von da an regelmäßig in diese Kirche gegangen bin. Ich wurde anders, und zuletzt haben sie mich zur Bibelschule geschickt und später hierher.“
Mein Kommentar: Zersplitterung hin oder her. Jetzt freue mich wie Paulus. Der geschrieben hat: Wichtig ist allein, dass die Frohe Botschaft von Jesus Christus verbreitet wird; mag das nun unter einem Vorwand oder in ehrlicher Absicht geschehen. Wenn nur jeder erfährt, wer Jesus Christus ist! Darüber freue ich mich!
Mit dieser Paulusfreude grüßt herzlich euer Hans-Peter Gohl.
P.S. Wenn jemand mal dem Pastor Jérémie schreiben oder sonst was will, ich übersetze alles. gohlep (ät) web (.) de
Kommen und Gehen sei gleich? Alle gehen, einer kommt!
vor 23 Stunden
Es ist schön, dass du uns auf dem laufenden hälst, was Peter und seine Erlebnisse in Kongo angeht. Ich lese die Berichte immer wieder gerne und freue mich jedesmal, wenn es wieder Neuigkeiten gibt. Danke!
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