mit dem Herzen lesen

Es gibt Bücher, die mich glücklich machen. Die mir schon beim Lesen der ersten Zeilen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Das mich während des ganzen Buches ausschließlich nur verlässt, um einem herzhaften Lachen Platz zu machen.
Weil mein Bücherregal nun wieder Leerstellen hat, hab ich mir gestern so ein Buch gekauft.

So fängt es an:

Mit diesem Tag war überhaupt nichts anzufangen, das wusste der Commissario sofort, als er das Fenster des Schlafzimmers öffnete. Es war dunkel, bis zum Morgengrauen dauerte es mindestens noch eine Stunde, doch war die Dunkelheit nicht mehr ganz so undurchdringlich, immerhin war schon, voller dunkler Regenwolken, der Himmel zu erkennen und jenseits des hellen Sandstrandes das Meer, das aussah wie ein Pekinese.

Ich mag die Vergleiche, die mein Schriftstellerkollege anstellt, ich mag die langen Sätze, die er schreibt, ich mag, wie er die Umgebung abbildet und ich mag diesen Commissario. Dies ist der Beginn seines vierten Falls, "Die Stimme der Violine", und geschrieben hat es der unvergleichliche Andrea Camilleri. Übersetzt hat es die ebenso unvergleichliche Christiane von Bechtolsheim.

Zum Glück las ich als erstes Buch damals nicht Commissario Montalbanos ersten Fall, sondern ein Buch mit Kurzgeschichten über ihn. Der erste Fall (und zum Glück nur der) ist von jemandem übersetzt worden, der dem Buch jegliche Seele geraubt hat.
Bestimmt hat er gewissenhaft und grammatikalisch korrekt vom Italienischen ins Deutsche übersetzt, aber es kommt keine Leidenschaft mehr rüber; nicht ein Funken.
Mit der Übersetzung steht und fällt der Erfolg eines Buches.