Die Ameisenschule
Hochschullehrer Botay hat schon lange einen Briefwechsel hier nach Deutschland und durch kleine regelmäßige Spenden einer deutschen Schule können im Kongo einige Waisen und sogar gehbehinderte Kinder das Staatsexamen machen.
Botay unterrichtet an einer katholischen Schule, die Bafumba = Ameisen heißt. Schon über 40 Jahre besteht diese Schule mit rund 250 Schülern.
Botay hat mir jetzt aber unter anderem geschrieben:
Wir haben gar keinen qualifizierten Lehrer für das Fach Mechanik. So fuhr bisher jeden Samstag ein Lehrer mit dem Motorrad auf der unbefestigten Straße die 20 km nach Lisafa zur Ölpalmplantage, um da einen Techniklehrer zu leihen.
Kürzlich lief nach 1 km Fahrt eine verrückte Frau auf die Straße und wurde von dem Motorrad erfasst. Frau und Fahrer wurden verletzt, und das Motorrad war auch kaputt. Aber die behinderte Frau hatte ein Bein gebrochen. Wir liefen zum Unfallort und brachten später die Frau zu einem Heiler, der sich mit Knochenbrüchen auskennt. Er nahm unser Geld um der Frau zu helfen. Als es ihr aber nach einiger Zeit besser ging, humpelte sie davon, und ihr Bein wurde ganz schlimm. Die Sache wurde bekannt und bald kam die Polizei und verhaftete den Fahrer in der Schule. Wir bezahlten das Lösegeld, aber das Bein der gestörten Frau eitert jetzt, und sie kann überhaupt nicht mehr laufen und hat große Schmerzen. Inzwischen liegt sie hier im Krankenhaus, aber die Ärzte sagen, dass sie ihr nicht mehr helfen können und haben eine Überweisung nach Kinshasa geschrieben.
Der arme Chauffeur wurde erst mal verurteilt, die Kosten zu tragen, aber er jammerte: „Ich habe doch nur meine Pflicht der Schule gegenüber getan.“
Unsere Schule ist zwar vom Staat anerkannt, funktioniert aber hauptsächlich durch das Geld, das die Eltern der Schüler aufbringen müssen.
Der Direktor wird im Moment mit Verhaftung bedroht, das Motorrad ist kaputt, mit dem sich sowieso keiner mehr trauen würde zu fahren. Die technische Abteilung unserer Schule hat keinen Unterricht mehr, und unser Finanzsystem ist hin, denn jetzt soll die Schule für die Kosten aufkommen. Einige mitfühlende Eltern von Schülern besuchen die Frau im Krankenhaus und versuchen zu helfen, wo es geht. Wir sind so verzweifelt, dass wir schon ernsthaft dafür beten, dass ein Wunder geschieht und unsere Schule nicht eines Tages tatsächlich geschlossen werden muss. Ich Lehrer Botay.
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Ob oder wann das Wunder geschieht, weiß man noch nicht, aber Beten hat im Kongo schon sehr oft geholfen. Eins ist hier aber sicher: Elisabeth und ich wollen Gott immer mehr danken, dass unsere Enkelkinder in solch einem schönen Land wie Deutschland zur Schule gehen können.
Es geht uns so gut, dass wir am Sonntag sogar ohne Angst und Zweifel zur Wahl gehen können. Egal, wer auch immer unser Kreuzchen kriegt.
Ganz herzliche Grüße, Peter und Elisabeth.
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Falls du Mechaniklehrer bist und mal was anderes sehen willst als deine ordentliche saubere deutsche Schule, melde dich doch für ein Schuljahr im Kongo: gohlep (ät) web.de
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