Dienstag, 21. August 2018

Womit hab ich das verdient?-2

Womit hab ich das verdient?
Diese Frage höre ich oft, wenn ich Leuten etwas schenke. Und ich bin sicher, der Höchste hört sie noch viel öfter.
Dabei ist es ja verrückt: Was man geschenkt bekommt, kann man nicht verdient haben, denn es ist ein Geschenk! Ich denk mal, die Leistungsgesellschaft (die älter ist als die Industrialisierung) hat es verrückt, verschoben, in eine ganz falsche Ecke gedrückt.
Übrigens ist völlig unerheblich, ob das Geschenk eine Sache ist oder zum Beispiel ein Lob. Es gibt viel zu viele Menschen, die kein Lob annehmen können, ohne zuerst einmal ihre Nachteile, Schattenseiten und so weiter aufzuzählen, und warum das Lob gerade heute ungerechtfertigt ist, weil die gelobte Sache ja sonst ehrlich viel besser ist als ausgerechnet jetzt.
Ein Beispiel: Ich sage zu Ida, alleinerziehende Mutter von Robin (9): Du hast deinen Jungen wirklich gut hinbekommen.
Ida: Na jaa, der ist halt gerade … der war übers Wochenende bei seinen Großeltern, jetzt ist er mal brav, aber wenn wir gleich zuhause sind … Der kann ja auch ganz schön aufdrehen.
Ich: Ich mein das ernst. Du hast deinen Jungen wirklich gut hinbekommen.
Mütter werden wenig gelobt (ist das Kind quengelig, braucht es Konsequenz, ist die Mama konsequent, ist es "ach, das arme Kind!") und Alleinerziehende erst recht, weil die Verwandtschaft der Gegenseite auch noch alles besser weiß.
Aber sie sind nicht die Einzigen, die wenig Übung haben im gelobtwerden. Insgesamt gilt ja "nicht geschimpft ist genug gelobt". Welch ein Armutszeugnis.

Fang doch mal an, die Menschen deines Umfeldes zu loben. (Lob hat den Vorteil, dass es im Gegensatz zu vielen Geschenken nichts kostet.) Das verändert den Blick auf deine Mitmenschen, lenkt ihn auf das Positive.
Und lerne, Lob freundlich entgegen zu nehmen, "Danke, das hast du aber lieb gesagt" und es tatsächlich anzunehmen. Du kannst es dir nicht verdienen, es ist ein Geschenk.
Und wenn einer nicht gelobt werden will, lass es. Man kann die Leute nicht zwingen. Verbringe deine Zeit mit Leuten, die freundlich und zugewandt auf deine Geschenke reagieren.

Mittwoch, 15. August 2018

Womit hab ich das verdient?

Womit hab ich das verdient?
Diese Frage wird oft gerufen, geknurrt, geheult; so ist es in unserer Leistungsgesellschaft tief verankert: wer was leistet, verdient was. Und in dem Fall, wenn man diese Frage also so stellt, ist es meist etwas Negatives. Fehler sind halt auch Leistungen. Fehlleistungen. Und wer sich einen Fehler leistet, verdient -- eine Strafe. Zumeist. Wer Arbeit leistet, verdient Lohn.
Aber ist es so? Bekommen wir immer, was wir verdient haben?
Wer mal in der Bibel den Satz aus 2.Thess3,10 gelesen hat, "wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" (zum Zusammenhang), weiß genau, dass das so ist. Lohn der fehlenden Arbeit ist fehlendes Essen, neuzeitlich: fehlendes Auskommen.
Da die Bibel immer dann herangezogen wird, wenn einer seine Argumente untermauern will (das taten und tun übrigens Gute wie Böse), folgt oft noch aus den Sprüchen: "der Faule dreht sich im Bett wie die Tür in der Angel" (Spr.26,14)
Also aufgestanden, Ärmel hoch und das Bruttosozialprodukt gesteigert!

Jesus sieht das glücklicherweise anders. Wenn wir wirklich bekämen, was wir verdienten, sähe es pechschwarz für uns aus. Lohn der Sünde ist der Tod! (Rö.6,23) Und Sünder sind wir ja nun mal alle.
Er lächelt dich freundlich an, wenn du ihn fragst (anklagst) "womit hab ich das verdient?" und sagt entweder, dass er nicht der Absender der Plage ist, die du ihm zurechnest, oder -- "Das kannst du dir nicht verdienen. Das ist ein Geschenk."
Geschenke sind immer was Positives, möchte ich mal behaupten. Plagen und andere unangenehme Dinge sind keine Geschenke. Warum hast du dich als Kind so auf Weihnachten und deinen Geburtstag gefreut? Weil du dich dann besonders intensiv mit Kehrwoche, Küchenarbeit und Kelleraufräumen beschäftigen musstest?
Nein, sondern weil es Geschenke gab. Unverdient.


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eine interessante Auslegung der Thessalonicher-Stelle hat übrigens Antje Schrupp.

Donnerstag, 9. August 2018

Warum kannst du nicht Mattias heißen?

Wenn meine Kollegen mich fragen, warum ich Single bin, das wäre doch gar nicht nötig und sei absolut unverständlich (es folgt eine Liste positiver Eigenschaften, die meine Eignung zur Beziehung unterstreichen), dann sage ich manchmal, dass ich ja mit Jesus zusammen bin. Das ist noch viel unverständlicher.
Gelegentlich folgt dann die Frage (von männlichen Kollegen ohne Partner), ob da nicht noch was drin sei für sie.
Nein, sage ich.
Ja, aber hömma, das mit dem Jesus … den gibts doch gar nicht. Oder höchstens in deinem Kopf. Der ist ja kein echter Mensch.

Das Gespräch würde komplett anders verlaufen, würde ich sagen: Ich bin mit Mattias zusammen. Punkt.
Keiner würde auf die Idee kommen, sich Hoffnungen auszurechnen.

Ich könnte Jesus mal fragen, ob er einen Zweitnamen hat. So einen … na jaaaaa, Decknamen. Was einfacheres. Unverfänglicher.
Aber das ist dann nicht Sinn der Sache.
Weiß ich ja auch.