Starke Frauen
Ein Brief von Mama Pitsauma -- 25.4.2013
Lieber Papa Ezali Mokili, ich, die Mama Pitsauma, schreibe dir hier meinen ersten Brief. Noch heute freuen wir uns, dass du uns besucht hast. Aber ich will dir Dankeschön für das Geld sagen, das du für die unversorgten Kinder hier im Dorf und für die Waisenkinder im Militärcamp gegeben hast. Das hat uns sehr geholfen.
Ich will dir auch sagen, dass ich inzwischen ein kleines Mädchen zur Welt gebracht habe, das heißt Elisabeth, wie deine Frau.
Die Gemeinde hat mir jetzt Urlaub gegeben, und meine Mitschwestern versorgen die Kinder im Camp Bokala jetzt auch ohne mich.
Gruß, Mama Pitsauma.
Alle im Dorf Bongondjo haben gewusst, wie viel Brutalität und Elend im nahen Militärcamp Bokala herrschen, und wie die Cholera da immer wieder Frauen und Kinder wegrafft.
Aber eines Tages hat wahrscheinlich Gott selbst zu Mama Pitsauma und den Frauen der Gemeinde gesprochen, die donnerstags regelmäßig zusammen sangen und beteten.
Das wollte ich im Februar natürlich mal selber sehen und fand 5 Frauen, die samstags für andere kochen und 20 Kinder im Militärcamp versorgen und ihnen so die Liebe Christi zeigen. Sie haben lange gekämpft, um überhaupt Zutritt ins Camp zu bekommen, und bei der Welthungerhilfe haben sie Sojamehl und anderes organisieren können, um ihre eigenen Produkte zu ergänzen.
Ich wollte ja so gerne einmal mit ihnen ins Camp gehen, aber das haben sie mir strikt verboten. „Wenn die da einen Weißen sehen, denken sie, dass wir unbegrenztes Geld aus Europa haben und alle wollen nur noch Geld und können bei uns die Liebe Jesu nicht mehr sehen. Du machst uns alles kaputt“, haben sie freundlich aber sehr bestimmt gesagt.
Ich hatte ihnen dann einige Dollars als Unterstützung gegeben, die sie gerne annahmen. Aber ich musste auch wieder an den alten Pastors denken, der sagte: „Früher brachten uns die Weißen die Frohe Botschaft und Ewiges Leben. Sie ließen dafür sogar ihr Leben. Heute habt ihr nichts als euer Geld und macht hier höchstens mal einen Besuch!“
Mama Pitsauma backt in ihrem Lehmofen morgens Brötchen, die sie im Dorf versucht zu verkaufen. Jean Pierre, ihr Mann, ist erwerbslos und hat einen großen Garten mit Zwiebeln, die er in der Stadt verkauft. 3 Kinder hatten sie schon vor der kleinen Elisabeth. Aber als ich sie abends unangemeldet an ihrer Lehmhütte besuchte, sah ich, dass noch andere Kinder bei ihnen aßen. „Ach“, sagte die Mama, „das sind Waisen und Nachbarskinder, ohne richtige Familie. Die kommen immer. Wir können dann doch nicht alleine essen!“
Irgendwann hat sie sie mal alle in eine Reihe gesetzt, und ich durfte die ganze Meute fotografieren.
Weil ich so über die Mama Pitsauma staunte, hat Jean Pierre stolz zu mir gesagt: „Lies mal Spr 31,10: Eine tüchtige Frau ist das kostbarste Juwel, das einer finden kann. Ihr Mann kann sich auf sie verlassen, sie bewahrt und mehrt seinen Besitz“.
In der Bibel sind ja viele starke Frauen beschrieben, und man sollte endlich mal noch ein paar Seite da rein kleben und über Mama Pitsauma und die vielen anderen Frauen schreiben, von denen keiner je etwas gehört hat.
Aber: Wenn du Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, und Gott, der ins Verborgene sieht, wird dir’s öffentlich vergelten. Steht so in der Bibel.
Im Himmel sind also alle diese Geschichten komplett aufgeschrieben, und ich vermute, dass das diesen Frauen vielleicht ja noch viel wichtiger ist!
Viele Grüße, Hans-Peter Gohl.
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Kongoinfos von einem, der sich damit auskennt: gohlep (ät) web (.) de
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