Mittwoch, 22. Juni 2016

verschenkte Kommunikation

"Ist alles okay bei dir?"
Die sinnloseste aller Fragen im menschlichen Miteinander!
Du siehst mir ja an, dass etwas nicht in Ordnung ist oder du vermutest es zumindest. Sonst hättest du nicht gefragt!
Warum fragst du nicht "Was ist nicht okay bei dir?" oder "Gehts dir nicht gut?" oder "Kann ich dir helfen?", "Brauchst du jemanden zum Reden/Zuhören?" oder was weiß ich sonst? Die deutsche Sprache hat eine Vielzahl von Wörtern zu bieten, warum werden an dieser schwierigen Stelle immer die falschen verwendet?
Statt auf die Frage "Gehts dir nicht gut?" mit "nee" antworten zu können (oder für grammatikalisch Korrekte mit "ja"), muss ich beim "Ist alles okay mit dir?" erst mal abwägen: mute ich dir meine Tiefpunkte zu? Wenn ja, wie fasse ich sie in Worte? Verwende ich eine weichgespülte Version oder rücke ich mit der harten Wahrheit raus, auf die Gefahr hin, dass du mich nicht ausreden lässt oder in Zukunft einen Bogen um mich machst?
In der Zeit habe ich längst abwehrend "geht schon" gesagt oder bloß genickt. Das ist ja auch viel einfacher. Wer weiß, ob du mein Problem überhaupt ehrlich wissen willst oder ob das nur eine höfliche Floskel war.
Wenn du ehrlich fragst, frag direkt. Und einfach. Wenn bei mir was nicht okay ist, hab ich andere Probleme als gleich im ersten Satz mein ganzes Problem zu definieren.
Wenn du nicht ehrlich fragst, lass es.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.