Sonntag, 2. März 2014

technisch fortentwickelt

Ich bin ja so computermäßig einigermaßen am Puls der Zeit.
Ich weiß, wie ich eine Internetsuchmaschine zu bedienen habe, um Ergebnisse zu erhalten, nach denen ich suche.
Ich weiß, dass mp3-Lieder und jpg-Bilder nur Daten sind. Die Lieder kriegen keinen Bandsalat und die Bilder sind nichts zum Anfassen.
Und so.
Aber manchmal überrollt mich die Woge der Fortentwicklungen und ich stehe den Mengenangaben fassungslos gegenüber.

Als Beispiel.
Ein USB-Stick.
Boshafterweise nenne ich die Dinger USB-Stecker, was zu Verwirrung führt bei Menschen, die damit das Gegenstück zur USB-Steckerbuchse meinen. Aber mal ehrlich, was ist Stick? Früher gabs im Handarbeitsunterricht Sticken. Das ist lange her. In Chemie gabs Stickstoff. Auch lange her. Aber Stick gibts nicht. Ich bin sicher.
Man stickt ihn ja auch nicht in den Rechner ein, sondern steckt.
Also ists ein Stecker.

Mein erster USB-Stecker bot Platz für die irrsinnige Datenmenge von 256 MB.
Das war viel. Ich habe ihn übrigens immer noch, er ist Heimat meiner Automusik.
(In einem Anfall von Nostalgie [oder ist das nur der Versuch, die Welt in alte bekannte Raster zu füllen?] spreche ich bei der Automusik von A- und B-Seite. Auf der A-Seite sind diverse Werke von U2, auf der B-Seite ausgewählte Stücke von Einaudis "Islands". Insgesamt kommen da etwa vierzig Lieder zusammen, mehr passt nicht drauf.)
Irgendwann bekam ich als Werbegeschenk einen zweiten mit einem Fassungsvermögen von 1GB.
GB ist so wie Kilo, und MB ist dann Gramm und KB Milligramm.
Ein GB fasst also viermal so viel Automusik.
Man muss sich das ja alles übersetzen, damit der Kopf es versteht. Die Sache mit obigen Nostalgie-Rastern.
Ein GB ist viel. Sehr viel. In Buchstaben gesagt: Sehrsehrviel.
Später hatte ich einen mit 4GB. Mächtig viel Platz.
Fängt man aber mit Fotos und Musik an, ist er bald voll. Für eine komplette Datensicherung ist er nicht geeignet.

Aber jetzt musste ich eine komplette Datensicherung vornehmen, weil nämlich mein altes Mütterchen einen Computerkurs machen will und auf meinen technisch gesehen etwa gleichaltrigen Rechner spekulierte.
"Du wolltest dir doch einen neuen kaufen, dann kann ich deinen alten haben. Ich geb dir auch was dazu."
"Dann musst du noch ein Weilchen warten, ich hab nämlich im Moment überhaupt kein Geld für so was. Selbst wenn du mir was dazu gibst. Ich werde wohl zum nächsten Geburtstag eine Sammlung veranstalten, und dann mal sehen, obs reicht."
(Diese Summe X, die sie mir dazu geben will, kann getrost eine Unbekannte bleiben, denn wer kein Geld hat, kann sich auch mit "kein Geld plus Summe X" keinen Rechner kaufen, der einigermaßen den Wünschen entspricht.)

Es zeigte sich, dass sie kein halbes Jahr warten wollte, denn sie setzte mich drauf an, mit dem technisch versierten Bruder einen Computer auszusuchen.
Also den für mich. Denn sie will ja den alten haben. Den, an dem ich seit Mitte 2007 alle meine KBs, MBs und auch einige GBs verfasst habe. Mit Windows XP. Steinzeit! 

Dass ich GBs verfasst habe, weiß ich jetzt, da ich den halben Abend mit der großen Datensicherung verbracht habe (und während des virtuellen Ratterns Camilleri las).
Mein neuester USB-Stecker ist äußerlich kleiner als alle seine Vorgänger und er schluckt die irrsinnige Menge von 16 GB.
Das ist noch viel mehr als viel.
Und da ist jetzt alles drauf.
Glaub ich.
Ich hab ja von so was keine Ahnung.
Brauch ich aber auch zum Glück nicht, da ich ja einen technisch fortentwickelten Bruder habe.
Übrigens der, der sonst gerne Lampen, Uhren und allerhand andere Dinge baut.

2 Kommentare:

  1. Was für ein toller Artikel! Hat mich grad richtig zum Lächeln gebracht. Schönen Sonntag!!

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  2. Ich hätte dich ja jetzt so eingeschätzt, dass du "stick" gnadenlos mit "Stock" übersetzt. Gibt auch so USB-Sticks, die aussehen wie ein Ast.

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Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.