Sonntag, 4. März 2012

Kongopost 50

Die Kulunabande

Papa Peter Mokili, ich grüße dich und die Mama Elisabeth und wünsche euch, dass Gott euch in Deutschland behütet.
Uns als Familie geht es gut, aber seit einiger Zeit geht hier in der Stadt die Angst um. Eine Räuber- und Mörderbande ist entstanden, die den Namen Kuluna trägt. Fast täglich hört man jetzt von Raubüberfällen, wobei es auch immer Tote gibt.
Das sind meistens junge Burschen, zwischen 11 und 17 Jahren, Kriegswaisen, aus dem Militärcamp.
Wir wissen mehr darüber, weil wir einen der Jungs kennen lernten und fragen konnten, warum sie denn unschuldigen Menschen wehtun, sie berauben oder sogar töten. Er hat berichtet, dass fast alle Kuluna Kriegswaisen sind, die niemand haben, der ihnen hilft. Manchmal lebt noch eine Mama, aber die hat genug Probleme, um selbst am Leben zu bleiben. Es gibt da noch viele Waisenkinder, und unser Staat kümmert sich nicht darum. Sie hungern, sind schlecht gekleidet, haben weder medizinische Versorgung noch Schulbildung. „Aber unsere Gruppe hat aufgehört zu jammern und zu betteln. Wir helfen uns jetzt selber“, sagte er. Irgendwann hat er auch erzählt, wie seine Genossen nachts einen Mann überfielen, der jammerte: „Ich bin staatlich Angestellter, und ihr wisst doch, dass wir jetzt schon 3 Monate lang kein Geld mehr bekommen haben. Was könnt ihr mir denn noch abnehmen? Lasst mich gehen, ich habe selbst Hunger.“ Die Jungs wollten aber nicht und schlugen ihn da tot.
Er hinterließ eine schwangere Frau und 5 kleine Kinder. Die Frau gehört zu unserer Gemeinde und hat jetzt durch Kaiserschnitt zwei kleine Jungs zur Welt gebracht.
Die Frauen unserer Gemeinde haben Windeln für die Babys gekauft und die 360 $ Garantie für die Operation übernommen. Dadurch entstand ein neues Problem.
160 $ hat jetzt unser Hilfsverein aufgebracht. 40 $ haben mitleidige Nachbarn mühsam zusammengelegt, und eine Extrakollekte unserer Gemeinde erbrachte noch 60 $. Uns fehlen jetzt noch 100 $. Kannst du, unser Bruder, nicht noch mal aushelfen, damit die arme Frau mit den Babys aus dem Krankenhaus darf?
Wir kümmern uns dann schon weiter um sie und die Kinder. Sie heißt Pauline, und ich habe sie da fotografiert.
Ja das ist traurig, dass nichts gegen die Kulunabande unternommen wird. Manchmal wird einer davon verhaftet, aber was sollen sie mit ihm machen. Nach 2 Tagen läuft er wieder herum. Früher gab es solche Banden nur in der Hauptstadt Kinshasa, aber jetzt ist das Problem auch hier in die Provinz gekommen.
Aber mit diesen armen Kindern können wir doch wirklich auch nur Mitleid haben. Was soll einmal aus ihnen werden? Sie haben schon so viel Elend und Kummer erlebt. Da können sie selber doch auch nur noch Kummer machen.
Wir in unserer christlichen Gemeinde und vor allem in unserm ACSPV-Hilfsverein zerbrechen uns den Kopf, ob wir nicht den einen oder anderen der Kulunabande auf einen anderen Weg locken können. Wie können wir hier fröhlich Gottesdienst feiern, wenn solche Kinder und Jugendliche draußen verderben? Das sind Fragen ohne Antwort. Da können wir nur beten. Kannst du und ihr nicht auch mit uns beten?
Gruß, Freund Jérémie Ekombe.

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Ich habe übrigens nachgefragt, was Ezali Mokili heißt, das ja auch in manchen Briefen vorkommt.
Das war die Antwort:
ezali heißt "es ist" und mokili heißt "Welt". Aber wörtlich braucht man ezali mokili als Sprichwort wie "c'est la vie" oder "so ist es nun mal". Ezali mokili habe ich anfangs wohl ein paar Mal zu oft gesagt, und schwups hatte ich wieder einen neuen Namen.

Für alle weiteren Fragen wende dich bitte direkt an ihn.
gohlep (ät) web (.) de

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