Freitag, 30. März 2012

Kongopost 53

Pastoren sind schon besondere Leute, und im Kongo sind Pastoren etwas ganz Besonderes.
Ich habe schon so viele, schöne Pastoren kennen gelernt…
…und ich habe mich immer mit fast allen vertragen…
…und manchmal ließen sie sogar mich auf ihre Kanzel.
Aber es gibt auch ganz spezielle Pastoren, so wie Jérémie in Bongondzo. Vor kurzem hat er ja von den Kuluna in Mbandaka berichtet, einer Waisenkinderbande aus dem Militärcamp. Die leben von Rauben und Morden und erschlugen einen Mann aus Jérémies Gemeinde. Natürlich wollte ich wissen, ob sich die Polizei darum kümmert, oder ob man einfach so die Augen davor schließt. Jetzt hat er drei Seiten voll geschrieben:

Die Polizei hat hier andere Sorgen, aber wir, als Kirchengemeinde, sehen das große Elend dieser Kinder und Jugendlichen voller Mitleid. Wir haben lange beraten, und dann hat die Gemeinde mich beauftragt, Leute der Kuluna zu suchen und ihnen das Evangelium der Liebe Jesu zu predigen, dass sie neu werden können. Jesus selbst hat doch klar gesagt: „Es sei denn, dass jemand neu geboren wird, so kann niemand in Gottes Reich kommen!“ Das gilt doch für alle Menschen, egal, wie gut und fromm sie sonst auch sein mögen.
So bin ich losgezogen und habe ihnen in der Bibel gezeigt, dass Gott sie liebt und darauf wartet, sie ganz neu zu machen, sogar passend für den Himmel, wenn sie denn ihr schlechtes Leben aufgeben wollen. Manche waren regelrecht begeistert, aber es gab viele Fragen: „Wie können wir denn überleben, wenn wir nichts mehr klauen?“, sagten sie. „Diebe stehlen, weil sie Diebe sind, aber neue Menschen machen neue Sachen, weil sie anders denken!“ sagte ich „Lebt ab jetzt anders und Glaubt an Gott, der euch neu machen will. Das ist eure echte Chance!“ Manchmal kamen mir schon die Tränen, wenn ich sie da so sah.

Wenn ich hier jetzt Jérémies Fotos ansehe, fällt mir gerade ein, dass Jesus ja gar keine Kanzel und auch keinen Talar hatte. Ich staune und freue mich, denn dieser Pastor Jérémie glaubt echt, diesen Burschen ganz ohne deutschen Zuschuss helfen zu können, allein durch das uralte Evangelium. Einen Christen mit solch einem ungeschützten Glauben findet man ja nicht so schnell. Der Jérémie glaubt ja nur, der denkt überhaupt nicht weiter. Das ist neu – oder vielleicht ganz alt und unmodern. Wir Deutschen brauchen doch Zahlen und Ergebnisse.
Wirklich zählen aber doch das Tun und die Ebene, wo der Pastor da sitzt. Ein bisschen beneide ich ihn schon um diesen Glauben, der vielleicht Berge versetzen könnte. Warten wir’s ab. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Schöne Grüße, Hans-Peter Gohl.
................gohlep (ät) web (.) de................

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