Sonntag, 21. Dezember 2014

Das Aussehen der Engel

Engel, lernt man früh in unserer westlichen Welt, haben Flügel und lange goldene Haare und tragen ein weißes Nachthemd. Sie führen wahlweise ein Gesangbuch, einen Heiligenschein, allgemeinen Lichterglanz oder ein Flammenschwert mit sich (wobei ich fast schon zu sehr ins christlich geprägte Detail gehe) und haben in der Weihnachtszeit Hauptsaison.
Außer sie heißen Schutzengel, dann sind sie ganzjährig unterwegs.
Ach ja, es gibt auch noch die kleinen pausbäckigen und barfüßigen Engelchen, die im Barock Trompete spielen oder Unfug treiben.
Etwas später lernt man dann, dass Engel so in die Kategorie von Elfen, Trollen und Wichteln gehören, sie also Wesen sind, von deren nicht beweisbarer Existenz einige Menschen fest überzeugt sind.
Es gibt ein paar Redewendungen, die sich mit Engeln befassen, meist heißt "Du bist ein Engel!", dass du jemandem einen großen (teils unerwarteten) Gefallen getan hast.
Dann kennt man noch ein paar farbige Engel, also gelbe, blaue, weiße und grüne.
Viel mehr weiß der Ottonormalmystiker aber nicht über sie.

Warum red ich davon?
Nachdem mich im Jahre 2007 [Achtung, hier fängt es an mit den nicht beweisbaren Dingen] ein Engel des Nachts besucht und von Depressionen geheilt hatte ... so ungefähr sah er aus, aber man kann ein himmlisches Wesen schlecht mit irdischen Farben wiedergeben ...
(Ich muss das etwas genauer beschreiben, denn ich stelle gerade beim Wühlen in den vorgärtlichen Archiven fest, dass ich zwar mehrfach davon geschrieben habe, eines Tages von diesem Engel zu berichten, aber nie was draus geworden ist.)
Dieser Engel also war drei Meter groß, denn damals hatte ich drei Meter hohe Decken und er passte haargenau ins Zimmer.
Wenn du im Bett liegst und zu einem drei Meter hohen Kerl von einem Engel aufschaust, ist das sehr groß.
Seine Farbe war wie roter Flieder in der Abenddämmerung. Durch seine Gestalt drang ein schwaches und doch sehr intensives Glimmen. Ich kann es nicht besser beschreiben, ich habe dafür keine Wörter.*
Ein Gesicht konnte ich nicht erkennen, daher habe ich keins gemalt.

Ich befand mich im "grauen Raum", also dem Zeitraum zwischen Einschlafen und Eingeschlafen-Sein, in dem du zwar noch denkst, aber nicht mehr sicher bist, ob du wirklich erlebst, was du siehst oder hörst. Es kann auch schon zum Traum gehören.
Die Bezeichnung "grauer Raum" stammt in diesem Falle von mir, möglich, dass andere Menschen damit andere Dinge beschreiben.

Der Engel stand auf einmal dunkelviolett glimmend an meinem Bett, breitete die Arme über mir aus, wie es gemalt ist, und ich dachte einen kurzen Moment darüber nach, ob er, da er ja dunkel war, überhaupt ein Engel sein könnte. Könnte ja auch die Gegenseite sein! Doch dann dachte ich: "Der hat bloß sein Licht ausgemacht, damit er mich nicht erschreckt."
Ich spürte einen tiefen Frieden, wie er so die Hände über mich breitete.
Am nächsten Morgen waren meine Depressionen weg.

Ich habe keinen ärztlichen Befund, der das bestätigen könnte, denn ich bin auch vor der Heilung nicht beim Arzt gewesen, um eine Diagnose zum Krankheitsbild zu bekommen.
Aber davor gab es viele Tage, an denen ich keine Lust hatte aufzustehen, nichts essen mochte, nicht rausgehen wollte, alles mühsam und schwer war und ich sehr litt.
Danach gab es das nie wieder. Nicht mal in den tiefsten Tiefen des Burn-Out.

Das Bild des Engels habe ich sehr viel später gemalt. Es hängt seitdem an meinem Bett.

In der Nacht zu Freitag war schon wieder ein Engel bei mir.
Er wich noch mehr von der gängigen Vorstellung ab, wie so ein Engel zu sein hat. Er war formlos und dunkelgrau und hob sich nur schwach von der Dämmerung des "grauen Raums" ab.
Gestalt und Größe konnte ich nicht erkennen, aber auch er hatte Hände und er machte die selbe Bewegung (daran habe ich ihn erkannt und an dem Frieden, den er verströmte), und danach waren meine Verspannungskopfschmerzen weg. Ich war erstaunt darüber, weil ich ja gar nicht darum gebetet hatte.
Sie kehrten auch am nächsten Morgen nicht zurück, obwohl ich die ganze Nacht auf meinem Körnerkissen geschlafen hatte, mit dem ich vorm Einschlafen noch meine Verspannung gewärmt hatte. Das ist sonst ein sicherer Garant für ein beschwerliches Aufstehen.

Ich weiß nicht, warum ich diese gar nicht typischen Engel-Begegnungen habe, vielleicht sind sie eine ganz private Sache, aber vielleicht soll ich es auch bekannt machen.
Ich glaube aber, dass eine Erkenntnis wichtig ist für dich.
Nicht die Farbe oder die Flügel machen den Engel zum Engel. Sondern es ist das, was er bewirkt.
Ist sein Wirken gut, kann er auch grellgrün sein oder pechschwarz.
Mach dich frei von deinen Vorstellungen, wie so ein Engel zu sein hat.


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* = und wann hast du das mal von mir zu hören gekriegt?

3 Kommentare:

  1. Wooooow!!!!! So wertvoll! Wunderschön! Ich bin berührt!! Danke vielmals, hast du diese Erlebnisse mit uns geteilt. Das sind zwei wirklich kostbare und wunderschöne Engel-Erlebnisse. Engel nehme ich zwar manchmal wahr, also ich weiss, dass sie da sind, aber mit meinen Augen hab ich sie noch nie gesehen.
    Schön! Ermutigend!

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  2. Danke für diesen tollen Beitrag! Schon die Beschreibung der Engel am Anfang habe ich gern gelesen und was du erlebt hast, ist einfach wunderbar und sehr bewegend. Danke fürs Teilen!

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    1. ich habs jetzt auch noch mal durchgelesen und bin über was gestolpert, das mir bisher gar nicht aufgefallen war.
      Ich war erstaunt darüber, weil ich ja gar nicht darum gebetet hatte.
      Ich hatte auch nicht für das Ende der Depressionen gebetet.
      Vielleicht ist es so, dass die Engel losgeschickt werden, wenn man keine Worte mehr hat fürs Beten.
      Ich weiß es nicht.
      Aber das macht nichts.

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Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.