Dienstag, 3. November 2009

Die Dosung von gestern

Ich kriege seit neuestem Volxbibel-Losungen. Jeden Morgen flattern sie um 5:55 in mein Emailpostfach und ich lese sie dann geringfügig später.

Gestern war es dieser schöne Vers:

Ladet Leute zu euch nach Hause zum Essen ein oder lasst sie ein paar Tage bei euch pennen; könnte sein, dass da ein Engel drunter ist, ohne dass ihr das merkt! Ist ja alles schon mal passiert... (Hebräer 13,2)


Vor ziemlich langer Zeit, als ich noch in einem Dorf mitten in der Idylle wohnte und einen Hauskreis in L. hatte, kam ich eines Abends gegen 11 von besagtem Hauskreis und fuhr an einer Bushaltestelle vorbei und da stand ein einsamer Mensch und wollte mitgenommen werden.
Einige Tage davor hatte ich Gott gefragt, wie ich erkenne, ob ein Anhalter nur mitgenommen werden will oder ein potenzieller Raubmörder mit Vergewaltigungsplänen ist.
Weiß man's? Kann man's den Menschen ansehen?
Gott sagte, die stehen da draußen und klopfen in Prinzip an. Du kannst aufmachen, du kannst es lassen.
Gut, sagte ich, dann sagst du mir, wen ich reinlassen kann und wen besser nicht.

Ich habe also Gott gefragt: Ist der gefährlich?
Gott sagte, nein, halt an, nimm ihn mit.
Ich hielt an und fragte den Mann, wo er hinwolle.
Nach W., sagte er.
Oh, sagte ich, W. liegt mal gar nicht auf meiner Strecke. Aber steig ein, ich fahr dich.
Ich dachte dabei: Dann kannste dem Menschen das Evangelium erzählen.

Während der Fahrt nach W. erzählte er mir von seiner Arbeit, dass er gerade von der Spätschicht gekommen sei und den Bus nur noch von hinten gesehen hätte. Mal wieder! Und der nächste in einer Stunde komme. Er erzählte, dass es im Moment mit dem Chef schwierig sei, und der ihn nicht 5 Minuten eher gehen lassen wolle, wegen dem Bus. Von seiner Freundin, mit der es auch nicht einfach lief, von seinen Träumen und was er sich so vom Leben erwartet hatte. Und wie wenig sich davon hatte umsetzen lassen.
Irgendwann waren wir in W. angekommen, und viel mehr als mal ne kurze Frage hatte ich nicht sagen können. Kein Evangelium, keine Glaubensbekenntnisse, nichts.
Er hatte mir sein ganzes Herz ausgeschüttet und kurz vorm Aussteigen sagte er, dass es ihm unheimlich gut getan hätte.
Ich schenkte ihm einen Kultshockk-Aufkleber (ja, damals hatte der KS noch 3k) mit der Internetadresse drauf und lud ihn ein, mal vorbei zu kommen. Er sagte, na ja, mit Kirchen hätte er es nicht so, weil da alle so ordentlich seien.
Ich sagte, er würde bei uns gar nicht groß auffallen mit dem Tattoo und den Piercings.
Er sagte, er würde sich das überlegen, aber wegen den Wechselschichten sei es nicht so einfach, und, nun ja, seine Freundin...

Als ich schließlich, eine Weile nach Mitternacht, endlich in der nachtschlafenden Idylle angekommen war, las ich noch einen Bibelvers.
Genau den von gestern.

Ich hab diesen Menschen nie wieder an der Bushaltestelle gesehen, obwohl ich oft genau um diese Uhrzeit wieder da vorbeigekommen bin.
Manchmal habe ich sogar dort gewartet, wenn der Bus gerade vor mir weggefahren war, um vielleicht...
Nichts.
Ich bin mir sicher: ich habe einen Engel im Auto "beherbergt".

3 Kommentare:

  1. YES, hammer!!! So superschön!

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  2. und vielleicht ist er sich sicher, dass ihn ein Engel nach Hause gebracht hat, fällt mir nebenbei noch ein.
    Aber denken Engel so was?
    Denken die überhaupt?

    Über Engel weiß ich zuwenig.

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Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.