Zurzeit bin ich mit der Erstellung meiner ersten Steuererklärung seit x Jahren beschäftigt und wenn man sich so durch diesen Wust aus Anträgen, Formularen und Listen quält, kommt einem ja unwillkürlich wieder dieser Arnsberger Visionär mit Namen Friedrich Merz in den Sinn, der einst forderte, die Steuererklärung solle so einfach werden, dass man sie auf einem Bierdeckel machen könne.
In Prinzip ist das natürlich möglich – man muss nur sehr klein schreiben. Und einen Sachbearbeiter finden, der das dann lesen kann.
Weil ich mir in einer frostigen Sommernacht ausgedacht hatte, ich könnte das Ganze vorm Freakstock erledigen, habe ich also viel Zeit am Kopierer verbracht, um alle möglichen und unmöglichen Beweise meines Konsumverhaltens zu vervielfältigen.
Aber als ich dann gestern meinen Vater bat, mal einen prüfenden Blick darüber zu werden und er mich entsetzt anguckte: „Wie, du machst das nicht elektronisch?!?“, habe ich kapituliert. Ausgerechnet mein altes Väterchen, das die Computertastatur mit seinem Erdbeben-Schreibmaschinenanschlag malträtiert, das mir letztes Jahr zu Weihnachten die erste Email schrieb (weil es vorher keine Emailadresse hatte) und das sich mit großer Sicherheit NIE einen Navi ins Auto holen wird – ausgerechnet von ihm werde ich kariert angeguckt, weil ich meine Steuererklärung „antik“ auf Papier erledige?
Da war ich schon etwas geknickt.
Na ja, jedenfalls ging ich also dann heute früh zum zuständigen Finanzamt, um im Zweifelsfalle einen Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars zu bekommen, und wurde von der Dame an der Formularausgabe/Information gleich noch mal geknickt: Ein Antrag auf Verschiebung der Abgabe der Steuererklärung sei nicht vorhanden. Ich solle bitte ein formloses Schreiben mit meiner Steuernummer und allen übrigen Daten verfassen.
Ich könnte das Ding auf nen Bierdeckel schreiben, fällt mir gerade ein. So als kleine anarchische Reminiszenz an den guten alten Friedrich.
Adventsreihe :: Beobachten
vor 1 Tag
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