Ich war im „Steten Quell der Freude“, wie ich das Arbeitsamt bekanntermaßen zu nennen pflege, und man muss dazu wissen, dass es Nachmittag war.
Ich habe mir angewöhnt, wenn ich keinen Termin habe, nur noch nachmittags hinzugehen, also wenn es nur was abzugeben gibt oder so. Dann ist die Stimmung besser und es gibt keine Warterei.
Jedenfalls war ich also dort und wollte den Sachbearbeiter meines Vertrauens fragen, warum mir im Januar und den Folgemonaten so viel Geld gekürzt werden soll, wer da behauptet hat, ich würde im Geld schwimmen (dabei hasse ich schwimmen) und so.
Schon die Begrüßung war zum Küssen.
„Herr K.“, sagte ich erfreut. Wenn er da ist, ist das schon ein Grund zur Freude.
„Frau P.“, erwiderte er ebenso erfreut. „Was kann ich denn gegen Sie tun?“
„Oh, gegen mich? Da müssen Sie sich aber viel Mühe geben.“ Immer gut, wenn man so einen Spruch schon mal
irgendwo verwendet hat, dann ist er schneller parat.
Nach einem weiteren heiteren Wortgeplänkel schilderte ich ihm mein Anliegen und er sagte, dafür sei er gar nicht zuständig, aber ich solle mal zu Herrn T. in Zimmer 3hundertnochwas gehen und da nachfragen.
Zimmer 3hundertnochwas ist in einem anderen Gebäude und die Tür dahin war zu. Ich versuchte es mit der Klinke und den Behindertenknöpfen und Geschimpf, aber sie blieb zu. Nach ein paar Minuten kamen zwei Mitarbeiter des Quells und zückten den passenden Schlüssel. Ich fragte, ob sie mich vielleicht auch reinlassen würden.
(Denn: wäre ich einfach mitgegangen, wäre die Wahrscheinlichkeit um ein Vielfaches größer gewesen, dass sie mich einfach wieder rausgeschickt hätten.)
Na ja, eigentlich wäre da ja absichtlich zu, weil es nur vormittags Kundenkontakt gebe, aber… ich könne es ja mal versuchen bei Herrn T.
Ich ging also zu Zimmer 3hundertnochwas und klopfte und nach einem „Ja?“ ging ich rein.
„Sie sind Herr T.?“, fragte ich den einen Queller des Zweileutebüros, aber die Auswahl war gering, denn das andere Quellchen war ne Frau.
Er guckte erschrocken und ängstlich, was mich zu der Behauptung verleitete: „Keine Sorge, ich bin nicht gefährlich.“
Wieder schilderte ich mein Anliegen, vermied es, direkte Aussagen zu machen und signalisierte, dass ich nicht bissig sei. Er bat, kurz zu warten, weil er die Akte holen müsse.
Quellchen war die ganze Zeit in ein privates Telefonat vertieft.
Herr T. kam schließlich aus dem benachbarten Büro zurück und ihm im Gefolge eine andere Quelle, die wesentlich sicherer wirkte als er. Das Telefonat endete abrupt und Quelle sagte, dass nachmittags eigentlich keine Kundenkontakte vorgesehen wären.
Eigentlich, dachte ich, dann warten wir mal ab, was
uneigentlich ist.
Damit konfrontiert, dass ich freundlich lächelnd sitzen blieb und nicht ging, suchte Herr T. weiter nach der Akte.
„Sie müssen sich einen Termin geben lassen, wir haben jetzt keine Zeit für Sie“, sagte Quelle. Quellchen vertiefte sich in den Papierkram auf ihrem Schreibtisch.
Herr T. hatte die Akte gefunden und fing an zu blättern.
Quelle sagte, nun zu ihm: „Kundenkontakte gibt es nur Vormittags.“
Ohne Anstalten zu machen, den Raum zu verlassen, fragte ich: „Die Termine krieg ich auch nur vormittags, nehme ich an?“
„Ja“, sagte sie. „An der Kundentheke im 4. Stock.“
„Also, ich frage, weil ja Meldefristen angegeben sind. Habe ich da überhaupt noch eine Chance, vor dem 14.12. einen Termin zu kriegen? Wär dumm, wenn das so aussieht, dass ich die Kürzungen akzeptiert hätte, bloß weil ich dann zu spät komme.“
„Nein, wenn hier ein Termin für Sie vorliegt, wissen wir ja, dass Sie das nicht akzeptiert haben.“
„Haben Sie denn noch einen Termin frei? Möglichst dieses Jahr?“
„Eigentlich kann ich Ihnen jetzt keinen Termin geben“, sagte Herr T., während Quelle das Büro verließ.
Ich blieb freundlich lächelnd sitzen. Mit
Eigentlich ist das so ne Sache.
Er guckte in seinen Computer und gab mir für nächste Woche Mittwoch einen Termin.
Eigentlich nicht schlecht gelaufen, oder?