Freitag, 31. August 2012

Nordenham, Bremerhaven und dann Bremen

Ich war im hohen Norden.
Ich weiß gar nicht, warum das Dings "hoher" Norden genannt wird, hoch sind da allenfalls die Windenergiemaschinen. (Mir fällt gerade das richtige Wort nicht ein.)
Mein erstes Ziel war Nordenham-Blexen.
Das ist übersichtlich und hat einen Fähranleger nach Bremerhaven, weshalb ich da hingefahren bin.
Das was du hier siehst, ist die Weser und viel plötzlicher Regen. Dahinter befindet sich Bremerhaven.
Nach der sehr platzregnerischen Hinfahrt gab es viel Sonne und "trockene" Wolken.
Das hier ist der Blick raus nach Nordenham und die Dörfer nördlich davon.

Bremerhaven hat einen "Zoo am Meer", den ich dir wärmstens ans Herz legen will, wenn du kleine Zoos magst oder kleine Kinder dabei hast.
Der Zoo ist echt süß und man latscht sich nicht die Füße platt. Und er hat einen tollen Spielplatz. Leider bin ich zu groß und hatte auch keine Alibi-Kinder dabei, ich konnte ihn also nicht ausprobieren.
Das Konzept der versammelten Tiere habe ich nicht ganz verstanden -- viele Meeresbewohner und -Nachbarn wie Eisbären, Robben, Seehunde, Pinguine und andere Seevögel, dazu dann aber auch Schimpansen und Pumas und so, aber vielleicht sind sie in Kooperation mit einem anderen Zoo.
Das kannst du ja mal in Erfahrung bringen.

Dem Eisbär war sehr langweilig. Er klagte, es sei so eng in seinem Gehege. Da konnte ich ihm nicht helfen.
Sein Eisbärkumpel ist gerade nicht zu sehen.

Die eiligen Pinguine. Den vorderen siehst du nicht mehr, nur noch seine Luftbläschenspur im Wasser.
Dieses Bild ist gut gelungen. Aus den meisten anderen waren die Biester schon längst rausgeschwommen, als die Kamera das Bild machte. Die ist einfach zu langsam.

Als Frau VORGARTEN muss ich am VORHAFEN gewesen sein!

Bremerhaven hat eine sehr hübsche Geeste.
Am nächsten Tag bin ich mit dem Fahrrad von Blexen nach Norden gefahren -- also Richtung Norden und nicht in die Stadt Norden. Das wäre dann vielleicht doch ein bisschen sehr weit gegangen!
Mein Ziel war Fedderwardersiel.
Dort gab es Brötchen mit Bismarckhering, weil ich keinen Matjes mag.
Von Blexen über Blexenwurp, vorbei an Volkers, durch Tettens, bei Waddens entlang, Burhave gequert, nach Fedderwardersiel -- und danach die selbe Strecke zurück. Das macht 29,87 Kilometer für diesen Tag. Ohne Berge zwar, aber mit einigen Deichüberfahrungen und viel Gegenwind. Man kann ja fahren wohin man will, Gegenwind gibt es immer.
Das Meer war übrigens nicht da.
Als Ausgleich gab es viel Himmel.

Ich versuche noch, die Hafenanlagen von Bremerhaven auf einem Bild zu versammeln, denn sie haben nicht auf ein Foto gepasst.
Das gibts dann im nächsten Bericht zu sehen. Wenns klappt. Sonst fällt mir was anderes ein.

EBEW 38

Die letzten Tage habe ich geografisch zwischen Fedderwardersiel und Bremen (nicht das kleine) verbracht.
Bevor ich zu meinen Reiseberichten schreite, muss ich erst mal das nie so ganz verstorbene EBEW wiederbeleben.
Ich möchte betonen: ich ging nicht suchend durch die Bremer Wallanlagen und wollte ein EBEW machen, sondern ich sah etwas und das, was ich sah, rief mir zu: Ich bin ein EBEW!!
Wer kann es ihm verwehren -- also hopp! auf die Bühne des großen Weltgeschehens.
Es ist alles wie immer. Wenn es heißt "Ein-Bild-ein-Wort", wollen wir logischerweise keine satzlangen Erklärungen haben.
Wer die Regeln nicht kennt, kann sie hier nachlesen, ebenso die Linkse zu den anderen Rätseln und ihren Lösungen.

Donnerstag, 30. August 2012

universi populi

Tomáš Naibrt (nicht der vom Fazebuk) hat uns bei der Zeytreyse 2002 in der Klosterruine Altzella Singen beigebracht.
Das heißt, einige konnten es vorher schon, andere konnten es danach auch nicht besser als vorher, aber er hat sich Mühe gegeben, Spaß vermittelt und ein paar wunderbare Lieder bekannter gemacht.
Eins davon ist dieses.

Unser Text damals hatte die erste Strophe lateinisch, die übrigen waren deutsch.
Leider habe ich sie nirgends mehr herumstehen (das Bücherregal wäre dafür ein sehr geeigneter Ort).
Die erste Strophe kriege ich leicht zusammen.
Universi populi, omnes iam gaudete
in crudele vinculum, laeti removete!
Aber es ist zu lange her, dass ich die übrigen ungefähr drei bis sieben Strophen zuletzt gelesen habe. Im Netz findet sich auch nichts Brauchbares.


Ach ja, dieser Chor singt natürlich noch andere Lieder, neben anderen dieses, das auch von diesem und diesem Ensemble dargeboten worden ist.

Dienstag, 28. August 2012

links aufgeräumt

Sonntag, 26. August 2012

Frage zum Tage LXI

Wenn ich meinen Garten lobe, ist er dann das Gelobte Land?

Samstag, 25. August 2012

eine kleine Erkenntnis zu einem großen Gott

Gott hat es nicht gereicht, dir nur deine Sünden zu vergeben.
Er liebt dich und kümmert sich um dich -- wenn du ihn lässt. Er macht dich gesund, er will, dass es dir gut geht und dass du in Frieden lebst. Du kannst ihm alle deine Sorgen sagen, er nimmt sie dir ab und du musst sie nicht mehr schleppen.

Donnerstag, 23. August 2012

KDB oder DKB?

Morgen Bald wissen wir mehr.

Die Zahlen des Tages

Irgendwann letztes Jahr, als ich zuletzt auf einer Waage gestanden hatte, wog ich 73 Kilo.
Das war aber nicht der Höhepunkt meiner Gewichtszunahme. Ich schätze, dieser Höhepunkt war ungefähr im Januar erreicht. Wie viel ich da wog, weiß ich aber nicht, ich bin nicht auf die Waage gestiegen. Verdrängung ist ja ein adäquates Mittel, um Tatsachen verschwinden zu lassen. Ich seh dich nicht, also bist du gar nicht da.
Gestern habe ich Kartoffeln gewogen und bin dann auch mal auf die Waage gestiegen. (Die Kartoffeln waren ohne mich drauf und ich ohne sie.)
Jetzt wiege ich 65 Kilo.
Mindestens acht Kilo in einem halben Jahr.

Wie hast du das geschafft, werde ich gefragt. Hast du eine Diät gemacht?
Nein, sage ich, ich hatte nur weniger Zeit zum Essen und dazu mehr Bewegung.
Also ein Diätprogramm mit Sport?
Nein, wiederhole ich, es war das firmenseitig gesponserte Fitnessprogramm bei Firma K.
Die haben dir Sport ausgegeben?!
schnauf... Nein, ich war dort arbeiten. Das heißt, du rennst den ganzen Tag hin und her, mit Karren, ohne Karren, versuchst Kundenwünsche zu erfüllen, den Chefs gerecht zu werden und so weiter und hast keine Zeit, dir ständig was zwischen die Kiemen zu schieben. Davon nimmt man auch ganz prima ab.

Außerdem hat sich durch die viele Bewegung auch mein Haltungsfehler wieder etwas gestreckt und an guten Tagen kann ich 20 Situps machen. So fit war ich noch nie.

Mittwoch, 22. August 2012

Querstreifen machen dick

zweifache Luftaufsichtsbaracke im Ohr

Es gibt Worte, die lösen eine Lawine von Erinnerungen aus. An manche davon erinnert man sich gern, an andere hätte man lieber nie wieder gedacht.
Manche Worte entfesseln auch einen Ohrwurm, der nach seiner Ausdauer schon ein ganzer Lindwurm sein könnte.

So ein Wort ist mir irgendwann im Laufe der letzten Woche widerfahren, ich weiß nicht mal mehr den Zusammenhang.
Luftaufsichtsbaracke.
BÄM!
Ein Lied mit Luftaufsichtsbaracke kann fast jeder, es gibt reichlich Coverversionen eines bekannten Liedermacherhits.
Aber wenn einer zwei Lieder mit diesem ungewöhnlichen und etwas sperrigen Wort geschrieben hat und die mir dann abwechselnd durch den Gehörgang rauschen... tja, da machste nix.
Hier das eine zum Anhören
und das andere leider nur zum Lesen und Selbersingen, denn ich hab es nirgends tönend im Netz gefunden.
Wenn du es selber singst, hol gelegentlich Luft, auch mitten in der Zeile, wenn das sein muss.
Total erschöpft kehr ich zurück in den Kreis meiner Lieben:
Ein Jahr lang hab ich an dem neuen Album geschrieben.
Frühling, Sommer, Herbst und Winter hab ich Lieder gemacht.
Jetzt bin ich fertig, jetzt will ich Beifall und zwar, dass es nur so kracht!
Aber statt der Jubelschreie bei meinem Auftauchen
Hör‘ ich nur ein Stöhnen: „Also wir könn’ dich gar nicht brauchen
Und eh du hier dumm und unnütz in der Gegend ‘rumstehst
Und uns nervst und allen tierisch auf den Senkel gehst,
Setz dich noch mal an deinen Schreibtisch, schreib noch 2 bis 3 Lieder,
Du bist doch grad so schön dabei, danach komm meinetwegen wieder!“
„Aber ich hab doch fast ein Jahr geschrieben!“ werf ich flehend ein.
„Na ja, dann kann‘s ja nicht so ungeheuer schwierig sein!“

Schreib über die Gen-Tomate
Und Silikonimplantate,
Über die Haushaltsdebatte,
Über die alte Fußmatte,
Über die Kindergeburtstage,
Über die Borkenkäferplage.
Und hast du eigentlich schon
Ein Lied zur Rentendiskussion?
Schreib über bedrohte Wale,
Volkers Videoskandale,
Geißle den Verfall der Normen
Und die Rechtschreibungsreformen.
Sieh mich nicht so komisch an und schreib sofort den Hammerhit
Über Eurofighter, Hauptstadtwahn und Transrapid.

Ich rechtfertige mich wortreich: „Ich hab doch grade, aber...“
„Hier gibt‘s kein ja und aber und jetzt ist Schluss mit dem Gelaber
Und komm mir nicht mit ‘Ich fühl‘ mich ja so leer und ausgebrannt“
Was bist du nun, ein Profi oder bist du Dilettant?
Dir fällt doch sonst immer was ein, du machst doch sonst sofort aus allen
Dingen gleich ‘nen Vers, da wird dir jetzt auch was einfall‘n!
Muss ja nicht 20 Strophen haben, dann machst du‘s halt mal kurz,
Du machst doch sonst ‘ne Oper aus jedem Kaninchenfurz.
Du machst auch sonst vor gar nichts halt und gar nichts ist dir Spötter heilig,
Jetzt stell dich nicht so an, mein Gott, jetzt sei nicht so langweilig!“
„Über fast alles hab ich schon geschrieben!“ – „Ja, aber nur fast!
Jetzt mach ein Lied über all das, worüber du noch nicht geschrieben hast!“

Schreib endlich ein Lied für Dicke,
Über die Weltengeschicke,
Wo bleibt deine blitzgescheite
Hymne von der Bankenpleite?
Und hast du schon die Ballade
Über den Krampf in der Wade,
Von Politikergeschwätz
Oder Hochschulrahmengesetz?
Wo bleibt der ultimative
Song über das Positive?
Wann kommt endlich das furchtlose
Chanson von der offnen Hose,
Wann kommt endlich dein Song über den Aufschwung Ost?
Sattle deinen Pegasus und ab geht die Post!

Also um dich herum, da wimmelt es nur so von Themen,
Und du Faulpelz druckst hier rum, wirklich, du solltest dich was schämen.
Dein einer Sohn jobbt jeden Abend in Fallis Restaurant,
Dein andrer baut in Töpfen eigenart‘ge Pflanzen an,
Deine Tochter büffelt Mathe und ich schinder und racke,
Und außerdem hab ich den ganzen Haushalt an der Backe.
Nur der Herr Dichter mischt sich unters Volk und erwartet Applaus,
Macht auf Genie und hängt uns hier total die Diva raus,
Zeigt intellektuelle Blässe und was Durchgeistigtes, Morbides,
Und macht ‘nen Riesenaufriss wegen eines kleinen Liedes.
Jetzt steh hier nicht länger rum wie ein gerupftes Huhn,
„Spitz deinen Griffel und hau rein, wir haben alle was zu tun!“

Schreib offen und ohne Schonung
Mit der dir eigenen Betonung,
Schreib was zum total Ablachen,
Schreib was zum sich Sorgen machen,
Ossis, Wessis, Besserwisser,
Bildungsspießer, Eckenpisser.
Schreib wie‘s um dieses Land steht:
Rinderwahn und Sparpaket!
Schreib nicht nur was Niedliches,
Schreib was Unappetitliches,
Nicht immer nur Luftaufsichtsbaracke,
Hau mal richtig auf die Kacke,
Schreib meinetwegen über Hundekot und Taubendreck.
Hauptsache, wir ham dich erstmal von der Straße weg!

Ja, noch‘n Lied wär extra smart
mit der geballten Kraft
der kreativen Leidenschaft,
nicht dilettantisch und nicht laienhaft,
Du hast den Saft!
Später sagen alle: Du hast‘s geschafft!
Doch vorher schreib doch bitte noch ein Lied,
Vielleicht über das Leuchten unter Wasser,
wenn man sich des Nachts
das Meer von unten besieht.
Egal, was heut geschieht,
schreib noch ein Lied! (gesungen von Frederik Mey)

Ich tu immer alles, damit der Wille meiner Frau geschieht,
(Und das hab ich jetzt davon, – Und das hat er jetzt davon,) – Und das hab ich jetzt davon: Noch‘n Lied.

Montag, 20. August 2012

Ein Familiendrama

Aus meiner Perspektive war es ein Kartoffelkübel.
Ich brachte ihn auf die Terrasse und kippte ihn um.
Schließlich ging es ja um die Kartoffeln!
Meine Perspektive war nicht die einzige.
Mäuse sind klein, und Mäusekinder sind es erst recht. Wühlmauskinder dürften die kleinsten sein.
Ich habe fünf gefunden, aber es können auch mehr gewesen sein.
Was hast du mit ihnen gemacht?
Was hätte ich tun sollen? Sie ins Tierheim bringen? Nichts hab ich gemacht, sondern sie mit dem umgekippten Nestrest bedeckt und die Kartoffelkübelernte auf den nächsten Tag verschoben.

Samstag, 18. August 2012

SOMMER

ich hatte ganz verlernt, wie er sich anfühlt.
SOMMER:
stabiles Hochdruckgebiet, das nicht weicht und nicht wankt
jeden Tag warme Luft und sonst heiße Luft
Sonnenschein, bis der Sonnenuntergang vorbei ist
Sommermusik hören
keine Jacke mitnehmen müssen
Durst haben auf kalten Matetee, der schwarz wird, wenn man lang genug wartet
usw.........................

Freitag, 17. August 2012

Schritt, Schritt, Aus-fall-schritt!

Heute im Programm:
der Möhrentanz.
(Ententanz kann jeder, he?)
So fantasieanregende Möhren hatte ich noch nie.

gülden

Darf ich Bilder vom letzten Jahr zeigen, wenn es dieses Jahr nicht klappt auf der Blumenwiese?
Ja, darf ich. Hab ich mir gerade selbst erlaubt.

Donnerstag, 16. August 2012

Die Titelzeile bleibt leer

Es ist nicht schwierig, einem Komplimente zu machen, der keine Komplimente haben will.
Es ist unmöglich.
Jedes freundliche Wort verhallt, wenn dein Gegenüber über sich nichts freundliches zulässt, weil er selber nur schlecht über sich denkt.
Du sagst Freundliches, bist beharrlich freundlich, bist noch freundlicher. Nichts kommt an, nichts kommt zurück, außer Zweifel und dann Spott.
Irgendwann machst du dich davon frei, weil es dich aussaugt, brichst den Kontakt ab, und fühlst dich doch nicht wie ein Sieger.
Noch später triffst du die Person wieder und sie sagt, warum hast du den Kontakt damals abgebrochen, wir hatten doch so eine gute Zeit miteinander?
Du hast Zweifel und dann Spott für diese Einschätzung.
Siehste, sagt die Person und ist in ihrer Selbst bestätigt und endlich fühlst du dich frei und wie ein Sieger. Denn du kannst der Person nicht helfen, sie hat nichts begriffen von dem, was du versucht hast ihr zu vermitteln.
Mach dich frei, dann bist du es.

↝੦↜

Warum werden mir im Internet Wohnungsanzeigen angezeigt, die viel zu groß und viel zu teuer sind? Wofür gebe ich vorher in der Suchmaschine meine Wünsche ein, wenn sich doch niemand darum schert?
Warum gebe ich Garten ein und kriege überdachter Stellplatz?
Reden wir dieselbe Sprache?

↝੦↜

Bei meinem Kollegen Saša Stanišić ist der Krieg angekommen und seine Sätze lassen sich immer noch nicht einfangen.
Sein Buch heißt "Wie der Soldat das Grammofon repariert", auf dem Einband sind ein Akkordeonspieler und zwei einander jagende Hunde am Strand, das Ganze als goldgerahmtes Bild vor Blümchentapete. Die Szene mit dem Soldat und dem Grammofon ist nicht so wichtig für das Buch, dass ich es danach benannt hätte. Mir ist allerdings noch kein besserer Titel eingefallen.
Hierfür schon gar nicht.
Lesen und Schreiben ist zugleich Leichtigkeit und Schwerarbeit. Bei ihm wie bei mir. Nur dass er längere Sätze macht.

Spathiphyllum

Auch bekannt als: Friedenslilie, Einblatt, Scheidenblatt, Blattfahne etc.
Hier morgens um 8:00 von hinten im Gegenlicht und in meinem Wohnzimmer. Bis vor kurzem stand sie noch im Bad, aber sie ist zu groß geworden.

Mittwoch, 15. August 2012

Firma K. ist vor der Zeit wie der Hund vorm Schwanz.

So würde es zumindest mein Vatter formulieren.
Hintergrund dieser aufsehenerregenden Überschrift ist der:
Spätestens am 1. Oktober soll das Weihnachtszeug in den Regalen stehen. Deshalb darf ich vorarbeiten, schließlich bin ich Aushilfe. Aushilfsweihnachtswichtel, um es genau zu sagen.
Dazu werden alle Sachen ausgepackt und farblich sortiert auf Karren geladen.
Weihnachtszeit, oh Weihnachtszeit!
Ich kann dir sagen, die meiste Zeit, seit ich das am Montag angefangen habe, bin ich überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung gewesen. Immerhin haben wir gerade Hochsommer, auch vom Thermometer her.

Hier hab ich dir ein paar Fotos von dem Zeugs mitgebracht.
Praktischerweise wurde ich an einen Platz ganz hinten im Lager gewiesen, "da stehst du keinem im Weg", was natürlich dazu führt, dass auch niemand einfach so mal vorbei schaut -- und sei es nur, um ein paar dumme Sprüche zu servieren.
Es ist recht einsam, und wenn ich mir nicht gerade Weihnachtslieder mit seltsamen Texten ausdenke oder einem Lagerkoller anheim falle oder Kartonallergie kriege (passend zum Umzug) habe ich Zeit zum Nachdenken. So besonders anspruchsvoll ist die Arbeit ja nicht.
Heute habe ich versucht zu ergründen, warum ausgerechnet ich für diese Arbeit auserkoren wurde, denn ich bin bei Firma K. nicht die einzige Aushilfe.
Irgendwann ist mir die Lösung eingefallen.
Im Erstnamen heiße ich ja nicht Frau Vorgarten, sondern Julia.
Drei Fünftel davon, also JUL, sind ebenso drei Fünftel des schwedischen Worts für Weihnachten.
Ich darf nichts anderes tun. Es ist meine Bestimmung.
Weihnachtszeit, oh Weihnachtszeit!

Montag, 13. August 2012

fünf Meter, die Begeisterungsstürme unter den himmlischen Heerscharen ausgelöst haben

Als Kind bin ich sehr schüchtern gewesen. Die meisten anderen Kinder haben mir Angst gemacht. Sie wollten immer unverständliche Dinge von mir und haben nie zugehört, wenn ich etwas nicht oder anders wollte.
Von den meisten Sachen, die man so machen kann, habe ich mich auch ferngehalten, weil ich Angst hatte, ob ich sie könnte. So gesehen ist es ein Wunder, dass ich mit vier Jahren Fahrradfahren gelernt habe.
Außerdem hatte ich Angst vorm Wasser. Irgendwie war es mir nicht geheuer.
Als ich in die fünfte Klasse kam und es Schwimmunterricht gab, konnte ich also nicht schwimmen.
Die Sportlehrerin hielt ihre Methode für wirksam und warf mich ins Wasser. Ich ertrank zwar nicht, aber mein Verhältnis zum Wasser änderte sich dadurch ganz sicher nicht zum Guten!
Mit ungefähr dreizehn gelang es mir unter großen Mühen und mit noch mehr Überwindung, das Seepferdchen zu machen. Alle Erwachsenen hatten plötzlich den Entschluss gefasst, dass ich schwimmen können müsse.
Dann gab es ein Sportabzeichen in der Schule, für das man natürlich auch acht Bahnen schwimmen musste. Mit viel Augenzudrücken der Lehrer am Beckenrand habe ich Bronze erreicht.
der größte sportliche Erfolg meiner frühen Jugend!!!
Danach bin ich nur noch mit den anderen zum Schwimmen gegangen, wenn es die Umstände gar nicht anders zuließen. Wohl gefühlt habe ich mich allerdings nie. Zu groß war die Gefahr, dass ein ignoranter Mensch mich unter Wasser drücken könnte. Es gibt ja so Leute, die das sogar witzig finden.
Irgendwann landete mein Badeanzug in der Altkleidersammlung. Was sollte ich damit?
Irgendwann hatte ich mich auch gut in meiner Eigendiagnose „wasserscheu“ zurecht gefunden. Das verleitete zwar immer wieder Leute zu blöden Fragen („wie duscht du denn dann?“ – „in Regenmantel und Gummistiefeln!“), aber insgesamt war es okay. Im Zweifelsfall erzählte ich die Geschichte mit der Sportlehrerin und hatte Ruhe von dem Thema.
Im Sommer vor zwei Jahren ging es beim Reifetraining (ich berichtete) um Ängste. Wir beteten gegen die Angst vorm Wasser. Das war im Juli. Der August und der restliche Sommer war nicht geeignet für Badetouren. Ich war also die Angst los, aber immer noch nicht schwimmen gegangen. Außerdem musste ich ja erst einen Badeanzug kaufen!
Neulich beim Geburtstagsgutscheinshoppen im Second-Hand-Laden mit meinen drei Stilberaterinnen kam mir auch ein Tankini in die Finger. Ich wollte ihn weglegen, schließlich waren wir um Hosen da, aber Jesus meinte: „Na los, probier ihn an!“

Heute kam ich aus dem G’schäft und im Auto war atemlose Hitze und das Thermometer sagte „27,5 Grad“ und Jesus sagte: „Ideales Wetter zum schwimmen gehen!“
Ich habe mich erst noch ein bisschen in der Wohnung rumgedrückt und unentbehrlich wichtige Dinge getan, wie zum Beispiel das Bad geputzt und bin dann losgefahren zur Talsperre, an der mein Garten liegt.
Habe mir einen ruhigen Seitenarm mit seicht abfallendem Ufer gesucht und - - - - -
- - - - - - bin ins Wasser gegangen und fünf Meter parallel zum Ufer geschwommen und war völlig außer Atem und hatte Herzklopfen bis zum Hals und bin unter dem Jubel der Himmlischen Heerscharen wieder ans Ufer gestakst.
Vergangenheit überwunden! Großen Sieg errungen!

Ich wusste gar nicht, dass Schwimmen so einfach ist und zugleich so anstrengend. Aber das ist wohl Übungssache.
Ich hatte übrigens tatsächlich keine Angst.
Ich sags ja immer. Beten hilft.

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p.s.: vielleicht waren es sogar acht Meter.

Schuhe an und los

Vielleicht ist das diese Woche auch für dich wichtig.
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Aus diversen Gründen bin ich seit geraumer Weile recht unzufrieden mit meiner aktuellen Wohnsituation.
Weil Wohnungssuche aber eine Frage des richtigen Zeitpunktes ist und Gott ein Meister des richtigen Zeitpunktes ist (schließlich hat er Zeitpunkte erfunden), habe ich mich bisher nicht auf die Suche nach einer neuen Wohnung begeben. Wohnungssuche birgt ja auch Stress und damit komm ich nicht immer gleich gut zurecht.
Und insgesamt habe ich wohl auch auf eine Wolkensäule gewartet oder die Flammenschrift an der Wand. Auch wenn ich dann renovieren muss.
Sonntag morgen ereignete sich dann folgendes Gespräch:
Gott: also, ich weiß nicht, worauf du noch wartest. Meine Vorbereitungen sind abgeschlossen. Losgehen musst du selber.
ich: ...

Wenn du jetzt denkst, das hätte es so ungefähr oder knapp ähnlich schon mal gegeben -- stimmt.
Der Herr sagte zu Abram: "Geh weg aus deinem Land, verlass deine Heimat und deine Verwandtschaft, und zieh in das Land, das ich dir zeigen werde."
1.Mose 12,1
Ab heute bin ich also wieder einmal aktiv auf Wohnungssuche.
Wenn du ein passendes Objekt zur Hand hast, lass es mich wissen.

Sonntag, 12. August 2012

Minútky

Hühnchen hat nach ungefähr fünfeinhalb Jahren treuer und präziser Klingelei den Dienst quittiert. Für so ein Hühnchen ist das eine beachtlich lange Zeit.
Also bin ich losgeflattert und habe nach einem neuen Küchenwecker Ausschau gehalten. Zwei Daseinsformen wurden akzeptiert: Hühnchen oder Ei.
Schließlich muss es ja auch zum Körbchen passen. Was sollte ich da einen silbernen Uhrklotz rein tun? Ist dies nicht der Vorgarten mit den großen Zusammenhängen?
Ein edelstahlgraues Ei wurde meine neue Küchenuhr.
Ich hatte mich kaum genug über die Beschreibung auf der Packung belustigt (Timerfunktion setzt sofort ein -- umständlicher kann man einen mechanischen Wecker kaum beschreiben!), als er mir
aus der Hand rutschte und auf den Boden knallte und nicht mehr korrekt arbeitete.
Also eierte ich los und suchte nach einem neuen Wecker. Dieses Mal nicht mit glatter Edelstahloberfläche, sondern mit einem anderen Material.
Hühnchen hat mir scheinbar auf seine alten Tage noch ein Paar ziemlich dicker Eier ins Nest gelegt.
Bei der Verpackung gab es keine Hinweise zur Timerfunktion, sondern eine aussagekräftige Zeichnung und den Namen des Gegenstandes in 21 europäischen Sprachen.
Slowakisch hat mir am besten gefallen: Minútky.

Hühnchen ist übrigens die einzige Uhr, die sich gegen den Uhrzeigersinn dreht.
Wir haben auch einen Stundentest unternommen und nach 55 Minuten (angesichts der Gesamtdauer des Tests eine vertretbare Prüfinstanz) stellte sich heraus, dass Silberei drei und Holzei zwei Minuten langsamer als Hühnchen sind. Vielleicht ist Hühnchen aber auch nur ein bisschen vor der Zeit. Wer da nun richtig liegt -- 
Gack.

Samstag, 11. August 2012

wo die Bohnen schön wohnen

Das Knobeln ist ausgeknobelt. Wir, also der SF und ich, kommen zu keinem Ergebnis -- was daran liegen wird, dass wir a) nie aufgeben und b) ziemlich gleich gut sind. Zumindest im Knobeln und im Nie-Aufgeben.
Also erzählt niemand die Geschichten vom Freakstock 2012 oder vom Vorgarten ohne Frau Vorgarten und wir gehen zum Alltagsgeschäft über.

Jüngst waren wir in dem Land, wo die Bohnen schön wohnen*, um mal nach den Kartoffeln zu gucken und was die Erbsen so tun.
Erbsen und Bohnen geht es gut, die Gladiolen sind kurz vorm Losblühen, die Klimmöppe tun es bereits volle Rakete, der Mais ist klein und fleißig, Kürbisse wirds wohl auch geben, Mangold eher nicht, Zucchinis schon mal gar nicht (keine Ahnung, was dieses Jahr los ist, die Gärtnerei ist recht mühsam...) und die Himbeeren bereiten sich auf eine große Party vor. Ich muss nur noch Schneisen schlagen und einen Monat abwarten.
Hier ein paar wohlsortierte Impressionen.

Ich hätte das Bild hochkant drehen müssen, also links ist oben, aber ich habs vergessen. Du siehst hier ungefähr fünf fröhlich durcheinander rankende Kürbispflanzen.
der kleine Mais... wühlmaussicher im Kübel...
rechts Bohnen, links (und bald auch rechts) Erbsen
Die Zwiebelrakete enthält nun Klimmöppe, was ihr sehr gut steht
die Gladiolen, ebenfalls wühlmaussicher im Kübel. Wortherkunft: Gladius (lateinisch) für Schwert. Man kanns ahnen, wenn man die Blätter sieht.
Tja, und die Kartoffeln....
...haha, dieses Jahr sind sie jedenfalls keinem Schaf zum Opfer gefallen, da könnte ich ja froh sein.
Welche "Krankheit" das sonst ist, also Krautfäule oder Schneckenfraß oder was sonst oder mir ein Agent Orange drauf gekippt hat, weiß ich nicht. Ich werde sie nächste Woche oder heute ausmachen, dann wird mans sehen.
Gegen Krautfäule spricht, dass die im Kartoffelkübel genauso aussehen, und die haben ja unten einen Ablauf. Ich hatte den Kübel auf drei Steine gestellt, wegens der Staunässe.


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* = Suae quisque fortunae fabia est ist ein Wortspiel, das sich aus der lateinischen Weisheit Suae quisque fortunae faber est (jeder ist seines Glückes Schmied) und dem lateinischen Wort für Bohne, fabia, zusammen setzt. Demnach hieße es "jeder ist seines Glückes Bohne".
Ich habe keine Ahnung, ob glückliche altrömische Bohnenfreunde das so gesagt hätten, ich habe es mir selbst ausgedacht.
Falls du einen Fabian kennst, weißt du jetzt: dem Namen nach müsste er Bohnen mögen.

Donnerstag, 9. August 2012

Kongopost 61 (si je n'ai pas d'amour)

Jenie, der Neue.
Lieber Papa Peter Mokili, ich schicke dir 2 Fotos, wie Papa André jetzt auch noch kostenlos das Waisenhaus verputzt hat. (Anmerkung von Peter: Barfuss auf solch einem Gerüst, da ist es gut, dass im Kongo niemand über Sicherheit am Bau redet.)
Das andere Foto zeigt den Polizisten mit Jenie.
Als hier der Krieg zwischen Laurent Kabila und Jean Pierre Bemba tobte, ist Jenies Oma mit ihrer Tochter aus dem Urwald hier in die Stadt Mbandaka geflüchtet, wo sie keinerlei Verwandte hatten und hungerten. Die Oma konnte aber Brennholz machen und verkaufen. Mit anderen fuhr sie dann über den Fluß, um dort kleine Bäume zu fällen. Davon konnten sie leben.
Ihre Tochter wurde, wer weiß von wem, schwanger. Bei der Geburt gab es dann aber Probleme, und es sollte im Krankenhaus ein Kaiserschnitt gemacht werden. Der Doktor forderte dafür 493 $, aber sie hatten nur 30 $. Der Doktor sagte: „Fragt eure Familie, dass sie euch Geld gibt!“ Aber sie hatten ja niemand. Alle waren ja im Krieg umgekommen und sie waren die einzigen Überlebenden. Nach langer Diskussion, während sich das Mädchen vor Schmerzen auf dem Boden wälzte, sage der Arzt: „Ohne Geld, keine Operation!“ Nach diesem Wort fiel die Mutter mit einem lauten Schrei um und war tot. Das war für die Tochter solch ein Schock, dass sie plötzlich das Baby so zur Welt gebracht hat.
Ein großes Elend kam über die junge Frau mit dem Baby, und es blieb nichts anderes, um lebendig zu bleiben, als die Prostitution.
Bald war sie Aids-infiziert und hat noch lange damit gelebt. Als sie dann starb, ist sie vom Roten Kreuz beerdigt worden, und den kleinen Jungen brachte man zur Polizei, weil sonst niemand da war. Die schickten ihn dann zu uns. Siehe Foto oben.

Das alles tat uns so Leid, und Mama Chimene und die anderen Waisenkinder haben den armen Jungen noch dazu aufgenommen, und er gehört jetzt zu uns. Siehe Fotos unten.
Du weißt ja, dass ich als Pastor jeden Sonntag in der Gemeinde predige, aber im Waisenhaus zeigt sich erst, ob meine Predigt überhaupt gültig ist.

Ich habe in meiner Bibel gelesen:
Wenn ich in allen Sprachen der Welt oder sogar mit Engelszungen reden könnte, aber keine Liebe in mir hätte, so wären alle meine Worte hohl und leer und ohne jeden Klang, wie ein dröhnendes Stück Eisen oder eine lärmende Schelle. (1 Kor.13,1)

Ich, dein Freund, Pastor Jérémie Nkole Ekombe.


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Die Amtssprache im Kongo ist französisch. Da heißt der 1.Korinther 13,1 so:
Supposons que je parle les langues des hommes et même celles des anges: si je n'ai pas d'amour, je ne suis rien de plus qu'un métal qui résonne ou qu'une cymbale bruyante.
Die meisten Menschen reden aber Lingala.
Weil Gott kein Ding unmöglich ist, gibt es die Bibel natürlich auch in Lingala. Da klingt das so (drunter in grau die wörtliche Übersetzung):
Ata nakolobaka na maloba na bato mpe na banje,
Angenommen ich rede in Sprachen von Menschen und der Engel
nde nazangi bolingo, nazali bobele ngonga ekolobaka ngbaa ngbaa
aber mir fehlt Liebe, dann bin ich eine Glocke die läutet: ngbaa ngbaa
to elondja ekolobaka ngbengbele ngbengbele.
Oder eine Elondja die schreit ngbengbele ngbengbele.

Weil hier alles große Zusammenhänge hat, kam heute die Volxbibellosung mit diesem Text:
Ohne Liebe geht gar nichts! Selbst wenn ich perfekt alle Sprachen, die es auf der Welt gibt, sprechen könnte, auch die Sprache der Engel, aber in all dem, was ich darin reden würde, wäre keine Liebe, dann wären meine Worte wie Müll, sie wären ohne Bedeutung, hohl und leer.