Ich bin etwas in Rückstand geraten, deswegen heute zwei Kongoposten auf einmal.
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Pastor Jérémie schrieb am 12.3.:
………Als der Krieg nach Kisangani kam und Nadys Papa bei einem Autounfall ums Leben kam, ist die Mama mit den beiden kleinen Mädchen mit einem Schiff flussabwärts geflüchtet. In Lisala starb Nadys kleine Schwester an Malaria und wurde da irgendwo am Ufer begraben.
In Kinshasa hatten sie keinerlei Verwandte, schlugen sich aber eine Zeit lang mit Betteln und Gelegenheitsarbeiten durch. Dann bekam die Mama einen ganz dicken Bauch, und weil sie kein Geld für Medikamente hatte, starb sie da wie ein Tier.
Eine Frau aus der Nachbarschaft wollte mit dem Schiff nach Mbandaka fahren und Nady mitnehmen, weil die Sippe aus der Äquatorregion stammt. Vielleicht findet man da Verwandte, die sich um das Mädchen kümmern. Aber als das Schiff in Bolombo anlegte, ist die Frau ins Wasser gefallen und Fischer fanden ihre Leiche. Nady war wieder ganz alleine und wollte sich in den Fluss stürzen, aber die Leute vom Schiff haben das Mädchen so lange festgehalten, bis sie in Mbandaka ankamen.
Eine Verwandte der Frau aus Kinshasa nahm sie da dann mit nach Hause.
Ihr Mann hatte noch eine Frau, aber beide Frauen hatten ihm keine Kinder geboren. Nicht lange, da fing der an, Nady zu bedrängen, mit ihm zu schlafen, damit er endlich Kinder bekäme. Aber sie fand den Alten schrecklich und meinte, dass sie wohl sein Kind, aber nicht seine Frau sein könnte. Als dann mal beide Frauen außer Haus waren, versuchte er Nady zu vergewaltigen.
Nady konnte aber flüchten und lebt seitdem als Straßenkind.
Wenn aber ein großes Mädchen auf der Straße überleben will, muss sie sich wohl auch notgedrungen prostituieren. Sie wurde schwanger, von wem auch immer, und als sie einen kleinen Jungen zur Welt brachte, warf sie das Baby in aller Hoffnungslosigkeit in ein Kloloch. Kurz darauf ging ein Mann auf diese „Toilette“ und hörte Babyweinen. Er fischte das Kind heraus, und es lebte.
Nicht lange, da wusste man, dass Nady die schlechte Mama war und verhaftete sie.
Ihre Deklaration:
Ja, ich habe das Baby darein geworfen. Was soll ich anders machen? Ich habe keinen Menschen und bereits mehr Kummer erlebt, als irgend jemand anders auf der ganzen Welt. Ich habe nichts zu essen, nur kaputte, dreckige Kleidung, und ich schlafe im Dreck der Straße. Solch ein Leben wollte ich dem armen Kind ersparen. Ich möchte doch selber lieber endlich tot sein.
Bußgeld konnte man ihr nicht abnehmen. Wenn man sie ins Gefängnis steckte, müsste man für sie auch Essen besorgen. Die Ärmste schlagen, konnte nachher auch keiner mehr.
Also brachten sie die beiden zu uns in die Kirche. Unser ACSPV-Hilfsverein soll sich um sie kümmern und einen Arzt für das Baby bezahlen.
Das arme Kerlchen lebt wirklich noch, und wir haben ihm den Namen Mose gegeben. Das Mose-Baby hatten sie ja früher auch schon aufgegeben, aber jemand zog es aus dem Wasser, und später wurde etwas überaus Großes aus ihm. Wer weiß, was noch aus diesem Mose wird. Hoffnung ist jetzt da!
Ein Schicksal von Millionen. Wo aber Menschen mit Hoffnung sind, kann doch Neues entstehen. Da möchte ich irgendwie bei sein.
Gruß, Hans-Peter Gohl.
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gestern dann:
Neulich habe ich die schlimme Geschichte von Nady geschrieben, die im Kongo solch ein erbärmliches Leben mit Flucht und Sterben, Prostitution und viel Unglück hatte. Zuletzt hatte sie ja in aller Not ihr Baby ins Kloloch geworfen. Das Kind wurde aber gefunden, und die beiden kamen in Pastor Jérémies Hilfsverein ACSPV, und man nannte es Mose.
Gute Menschen haben hier Geld gegeben, um Mutter und Kind zu helfen. Am 13.4. hat Jérémie das Geld bekommen. Nady freute sich und wollte sich endlich mal satt essen
Mit dem Restgeld wollte sie am Fluss Fische holen und auf dem Markt wieder verkaufen. Eine Nachbarin von Jérémie, die auch mit Fischen handelt, wollte ihr dabei helfen.
So gingen sie zusammen mit einem Jungen zum nahen Kongostrom.
Da in Bongondzo ist eine ganz besonders starke Strömung und es sind große, starke Strudel am Ufer.
Während die Frauen da mit den Fischern verhandelten, kam ein großes Schiff vorbei, und durch die Wellen sind alle plötzlich im Wasser gewesen und haben den Halt verloren.
Den Jungen, die Nachbarin und den kleinen Mose haben Fischer retten können. Aber Nady ist ertrunken und man hat ihre Leiche bisher nicht gefunden.
Jetzt haben sie uns das Kind gebracht und es schreit fast immer. Wir haben Milchpulver gekauft und versuchen es still zu kriegen.
Betet doch bitte mit uns für dieses Kind.
Gott will, dass der Junge lebt!
Das alles ist furchtbar traurig und ganz und gar unbegreiflich.
Wenn aber dieser kleine Junge, der nicht nur aus dem Kloloch sondern auch noch aus dem Kongostrom gerettet wurde, nicht umsonst Mose heißt, dann kann noch was aus ihm werden. Dann hören wir vielleicht noch von ihm.
Ich versteh nichts, habe aber Wunder gesehen und glaube, dass Gott will, dass nicht nur dieser kleine Jung leben soll.
Euer Hans-Peter Gohl.