Dieser Artikel erschien im Kranken Boten, Ausgabe 4/2012.
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Beten für Bullen.
Eines Tages im Sommer 2007 ging der Auspuff meines Autos ziemlich weit vorne ab.
Ich bekam einen Werkstatttermin für den übernächsten Tag, deponierte das alte Rohr im Kofferraum (Auspuffrohre gehören nicht in den Restmüll, die Werkstatt sollte sich darum kümmern) und dröhnte durch die Gegend.
Am nächsten Tag geriet ich in meine allererste Polizeikontrolle. Sie galt nicht mir speziell, sondern jedes vielleicht zehnte Fahrzeug wurde angehalten und die üblichen Fragen wurden gestellt.
Ich war schrecklich nervös; wie gesagt war es meine erste Kontrolle.
Der Polizist, ein freundlicher junger Kerl, wollte meine Papiere sehen und einen Blick in den Kofferraum tun.
Als ich die Klappe öffnete, sagte er überrascht: „Oh, das Teil gehört da ja nicht hin.“
Ich zitterte mich durch „Werkstatt“, „Termin“ und „morgen“.
Zum Abschluss fragte der Polizist: „Kennen Sie einen S.Pfläging?“
Ich: „Das ist mein Bruder.“ (Du liebe Zeit, was hat er denn diesmal angestellt?!)
„Ach, dann grüßen Sie ihn schön von mir. Christian, dann weiß er schon Bescheid.“
Ich habe danach bestimmt noch eine Stunde weiter gezittert.
Hinterher wusste ich, dass die Nervosität (nennen wir es ruhig: Angst) völlig für umme gewesen war.
Selbst wenn mein Bruder schlimme Dinge getan hätte, wäre ich deswegen nicht verhaftet worden.
Selbst wenn ich keinen Werkstatttermin gehabt hätte, hätte ich weiterfahren können. Auspuffrohre fallen eben manchmal ab und mit so einem Donnerofen fährt niemand länger als unbedingt nötig.
Ich beschloss etwas an der Situation zu ändern, weil ich nicht immer zittern wollte, sobald die Polizei in Sichtweite war.
Ich beschloss zu beten.
Und zwar nicht dafür, ab sofort nie wieder in Polizeikontrollen zu geraten, sondern für die Polizisten.
Immer wenn ich eine Polizeisirene hörte – was so selten nicht vorkommt, denn ich wohne in Hörweite zweier Bundesstraßen – betete ich für Weisheit und Bewahrung für die Beamten. Dass sie ihre Sache gut machen. Dass sie wissen, wann sie nach dem Gesetz und wann eher nach dem Herzen entscheiden können. Dass sie heil durch die Nacht (oder jegliche andere Schicht, aber besonders nachts) kommen. Dass sie in einem stabilen sozialen Umfeld leben können, das es ihnen ermöglicht, souverän mit den Risiken ihrer Arbeit umzugehen. Dass sie trotz Schichtdienst gut schlafen und gesund sind. Und so weiter.
Zwischen diesem Entschluss und der nächsten Kontrolle lagen zum Glück ungefähr vier Jahre. Vier Jahre, in denen ich üben konnte, Polizeibeter zu sein und mir sicher werden konnte in der Erkenntnis, dass Polizisten „auch nur Menschen“ sind.
Menschen wie wir Nicht-Polizisten.
Menschen, die menschlich behandelt werden möchten.
Menschen, die mein Gebet brauchen. Jetzt. Denn wer weiß – vielleicht bin ich gerade jetzt die einzige, die für sie betet.
Seitdem bin ich in einige weitere Polizeikontrollen geraten. Und stell dir vor: nach der vorletzten Kontrolle habe ich für die nächste gebetet, weil ich den Beamten dann auch endlich mal mitteilen wollte, dass ich seit Jahren für sie bete!
Was hat das Ganze mit mir gemacht?
Ich bin wesentlich entspannter geworden. Das Auftauchen eines Dienstfahrzeuges hat für mich nichts bedrohliches mehr oder etwas, das mich unter Druck setzt.
Ich habe festgestellt, dass die Polizisten, denen ich entspannt und freundlich begegne, ebenso auf mich reagieren. Wenn ich sie anlächle, können sie gar nicht anders als auch zu lächeln! Ja, ich kann gute Stimmung und Gelassenheit in angespannte Situationen bringen!
Die Damen und Herren sind für mich fast „Kollegen“ geworden. Ohne dass sie es wissen, nehme ich teil an ihren Sorgen und Nöten, denn Gott sagt mir, wann Gebet nötig ist. Manchmal weckt er mich mitten in der Nacht, ich bete für Bewahrung und Weisheit und kann weiterschlafen.
Was hat das Ganze mit der Polizei meiner Stadt gemacht?
Das kann ich nicht beurteilen, da ich ja hauptsächlich übernatürliche Kontakte pflege. Erst recht habe ich keine Erfolgsstatistiken zur Hand. Aber ich weiß, dass meine Beterei Wirkung zeigt.
Vielleicht sagst du jetzt, dass es leicht ist für Polizisten zu beten, wenn man nie ungerecht von ihnen behandelt worden ist oder auf einer Demo mit ihnen aneinander geraten ist.
Ja. Kann sein.
Aber es geht nicht darum, dass sie dich immer lieb behandelt haben und du deswegen für sie betest! Es geht darum, trotzdem für sie zu beten!
Jesus hat gesagt, liebt eure Feinde und segnet, die euch hassen. Und die Polizisten tun nur ihren Job, die sind nicht mal deine Feinde.
Findest du das gut, was Jesus gesagt hat?
Was regst du dich dann über die „Scheiß-Bullen“ auf?
Ich frag dich: Wer, wenn nicht wir wäre besser geeignet, für unsere Polizei zu beten?
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