Die Aller ist ein überwiegend schiffbares Gewässer.
Sie ist flach, kurvig, hat im Oberlauf einige Schleusen und ist oberhalb Celle nicht mehr für Motorboote zugelassen.
Bis vor ein paar Jahrzehnten verkehrten noch Binnenschiffe auf ihr.
Bevor ich mit ihr in Kontakt geriet, wusste ich nur, dass sie ein Fluss ist, der irgendwo in Niedersachsen rumfließt und auch durch Verden kommt, denn die Stadt heißt ja auch Verden/Aller.
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Die Kirche von Westen bei Dörverden bei Verden/Aller
(Der Name trügt. Westen liegt im Süden von Verden) |
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Die Riefen im Sandsteinfundament des Kirchturms rühren angeblich daher, dass die Ritter vor Betreten der Kirche ihre Schwerter stumpf schlagen mussten (sie durften nicht mit scharfen Waffen in den Godi) und sie hinterher wieder geschärft haben. |
In Westen ging die Landratte an Bord der MOLLE.
Bei der Lokalzeit OWL vom WDR kannst du
noch ein paar Tage leider kein
Filmchen mehr sehen, in dem die MOLLE auch kurz zu sehen ist.
Der erste Tag auf der Aller war fies. Es war kalt und nass und windig. Zudem war die Strömung stark und wir sind vorsichtshalber immer in den Außenkurven gefahren, um nicht auf den reichlichen Sandbänken aufzulaufen.
Die Molle hat eine Kajüte, in der ich aber miserabel geschlafen hatte. Und so ein Festländer ist ja auch das Wellenschaukeln nicht gewöhnt. Da wird jeder Landgang zum Wagnis. Schwanke ich oder schwankt der Boden?
Wir machten Halt in Rethem.
Rethem wird von einer Bundesstraße in zwei Hälften geschnitten.
Die Restaurants hatten Ruhetag, öffneten erst später oder hatten ihr Geschäft aufgegeben, aber die Leuchtreklame noch nicht abgenommen. Immerhin war eine Imbissbude für uns da.
In Rethem fand ich trotz allem eine Sparkasse, was gut war, weil ich mein letztes Geld für die Fahrkarte von Bremen nach Dörverden ausgegeben hatte.
Der Besuch im Geldinstitut war kurz und ernüchternd, wie es eben ist, wenn man eine größere Summe erwartet und eine unter 15 Euro vorfindet.
Da wird so eine Reise dann zum Wagnis -- ohne Geld, mitten in der niedersächsischen Einöde -- tja, was machste da?
Ich habe gehofft, nicht ausgesetzt zu werden.
Abends machten wir in Hodenhagen fest.
Mein mitreißender Mitreisender erklärte unaufgefordert
jaja, die Klugscheißer..., dass der Ortsname nichts mit Hoden zu tun hat, (der heißt auf plattdeutsch Klöte und kommt selten in der Einzahl daher), sondern mit hüten. Hagen ist der Wald. Demnach wurde im Wald gehütet.
Alles klar.
In Hodenhagen war es noch ungemütlicher, schließlich waren wir gründlich durchgefroren und angefeuchtet.
Wir erkundigten uns nach einem Restaurant und kehrten im "
Café am Deich" ein, das ich hiermit wärmstens empfehlen möchte. Erst recht an einem kalten Tag. Sehr lecker, sehr angenehm. Wir blieben bis Geschäftsschluss um 10 und krochen dann in die Koje.
Weil das nächsttägige Wetter nicht hübscher war als das vom Vortag, blieb ich liegen. Ich hatte auch mal wieder nicht sehr gut geschlafen.
Wir waren etwa eine Stunde unterwegs, als ein starker Stoß das Schiff erschütterte. Wäre Platz gewesen, wäre ich aus der Koje gefallen.
"Sandbank", stellte der Kapitän fest.
Wir steckten mitten in der Leinemündung fest. Die Leine fließt da nicht in die Aller, sondern in einen Kanal, der ein paar Allerwindungen abkürzt und mittels einer Schleuse einen Höhenunterschied (und ein Wehr) überbrückt.
Kuckstu.
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Hinten die Leine, nach rechts aus dem Bild fließend, vorne der Verbindungskanal.
In der Mitte zwischen beiden ein heller Streifen, da sind die Untiefen. |
Die Leine hat im Laufe des letzten Hochwassers eine Menge nichtwässrigen Flussinhalt bewegt, erfuhr ich.
Ich zog mich an, um die Lage zu betrachten.
Gleich darauf durfte ich mich wieder ausziehen, also partiell, denn was ist dran an der Redensart "Der Kapitän geht als letzter von Bord"?
Das heißt, dass die Passagiere fürs Losschleppen des Schiffes zuständig sind!
"Das Wasser ist ganz warm", sagte er.
Ich erwartete nicht viel Wärme.
Warm ist eine subjektive Empfindung, gerade wenn es um schnell fließendes Wasser oberhalb deiner Knie geht.
Ich sag dir, es war kalt.
Der Boden unter meinen Füßen war grobkörnig-sandig, das war das Gute daran. Hätte ich auf spitzen Steinen stehen müssen, wären wir da nicht so gut weggekommen.
Aber wir sind weggekommen.
Und in die erste von vier Schleusen.
Da die Aller mal mit großen Frachtkähnen befahren wurde, muss so eine Schleusenkammer groß genug sein für einen großen Frachtkahn. Da passt viel Wasser rein. Viel!
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aber erst muss mal alles Wasser raus, da wir ja stromaufwärts unterwegs sind.
Dieses Foto hat sich von selbst umgedreht. Oben ist unten. Es ist ganz verwirbelt. |
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Wenn alles Wasser raus ist: Tor auf, einfahren, Tor zu ... |
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... und Wasser marsch. Wir haben in der Mitte der Schleusenkammer festgemacht. Sie ist also doppelt so groß wie hier zu sehen ist. |
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am nassen Streifen an der Kammerwand siehst du, wie viel Wasser noch fehlt. |
Die zweite Schleuse wurde vom selben Schleusenwärter bedient, die dritte war selbst zu bedienen.
Da der Kapitän als letzter von Bord geht, rate, wer hat den Aushilfsschleusenwärter gegeben?
Ich natürlich.
So eine Schleuse zu bedienen ist nichts dolles, wenn man lesen kann.
Wasser raus,
______ unteres Tor auf,
______________ Schiff rein,
____________________ neues Wasser rein,
_____________________________ oberes Tor auf,
_____________________________________ Schiff raus.
Aber es macht unglaublich Eindruck, wenn man da steht und auf die Knöpfe drückt und Radfahrer kommen des Weges oder ein Reisebusfahrer. Man ist auf einmal Schleusenwärter und damit fast allwissend, wird sogar um Erlaubnis gefragt für Dinge, die einen gar nichts angehen.
Oberhalb der Schleusen ist die Aller aufgestaut und ergo nicht so flach und das Landschaftsbild ist auch ein wenig anders. Man fährt fast auf Grasniveau zwischen den Weiden entlang -- vor allem reichen die Weiden bis an den Fluss heran und kein Deich ist dazwischen. Die "kleine" Aller scheint früher eine Menge Verwüstung angerichtet zu haben mit ihren Hochwassern.
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Vor der ersten Schleuse mündet übrigens die Böhme in die Aller.
Nebenan ist das Dorf Bosse.
Freu dich!
Wieder ist ein vormals weißer Fleck auf deiner Landkarte hellgrau geworden. |
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Den Rindviechern war sämtlich langweilig.
Oder es war sehr lange kein Schiff vorbei gekommen.
Das zweite von links (man kann es nicht gut erkennen) hat weiße Ohren.
Das ist sehr selten bei dieser Sorte Rind. Achte mal drauf. |
Wovon ich kein Foto machen wollte und auch nicht konnte, war der Eisvogel, den wir mit dem Motorenlärm aufschreckten. Er floh nicht vom Fluss weg, sondern parallel zu uns, sodass ich ihm lange beim Fliegen zusehen konnte. Der Eisvogel ist etwas ganz besonderes, ich freu mich immer, wenn ich einen sehe.
Ich habe übrigens die ganze Zeit nach Krokodilen Ausschau gehalten und kein einziges gesichtet.
Erst später ist mir aufgegangen, woran das liegt.
In der Aller gibt es keine Krokodile, sondern nur Allergatoren.