Durchs Fenster leuchtet eine knallrote Erdbeere in mein Wohnzimmer herein, eine ideale Inspiration fürs aktuelle Thema, auch wenn beim Schreiben September ist und du den Text erst im Oktober bekommst. Vielleicht gibt’s dann immer noch frische Erdbeeren vor meinem Fenster.
Der Erdbär und der Himbär
Erdbeeren und Himbeeren sind die einzigen mehrjährigen Pflanzen in deinem Balkongarten, und zwar nicht nur, wenn du gut mit ihnen umgehst. Sie sind beide frosthart, die Himbeere erneuert sich alle zwei Jahre, die Erdbeere trägt bei guter Pflege vier bis sechs Jahre (sortenabhängig).
Also, sie überleben den Winter ohne jegliche Zuwendung.
Mit Zuwendung werden sie dir nächstes Jahr aber tolle Früchte bescheren, deswegen erkläre ich, was zu tun ist.
Ich gehe fest davon aus, dass du die Erdbeere den Sommer über gedüngt hast. Brav. Mach weiter damit, bis ungefähr Anfang November. Sie wird stark und robust, lagert die Nährstoffe in ihren Wurzeln ein und kommt so besser über den Winter – und im Frühjahr gut aus den Puschen. Verwende zum Schluss Langzeitdünger, er wirkt dann schon, wenn du noch gar nicht über das neue Balkongartenjahr nachdenkst.
Wenn dir gerade der Gedanke kommt, dass es fein wäre, nächstes Jahr Erdbeeren zu haben, kauf die Pflanzen jetzt und nicht erst im Frühjahr. Die Voraussetzung für eine reiche Ernte werden im Herbst zuvor gelegt, und wenn es in deiner Verantwortung liegt, kannst du es gut machen.
Es gibt hunderte Sorten, erkundige dich vorm Kauf, welche Eigenschaften zu deinen Erdbeerplänen passen. In meinem Kasten sind Ostara, eine immertragende Sorte, und Senga Sengana, die sehr viel Aroma hat und die Farbe sogar noch im Marmeladenglas behält. Ich esse sie aber immer direkt auf.
Bei den Himbeeren gibt es überdies jetzt eine wichtige Entscheidung zu treffen: Du kannst die vertrocknenden Zweige vom Sommer abschneiden, die Himbeere braucht dann nicht mehr Platz als ihr Kübel. Sie wird im Frühjahr neu austreiben und die Beeren werden aller Voraussicht nach im Juni reif sein.
Willst du nützlichen Insekten über den Winter ein Obdach bieten? Dann schneid die Zweige nicht ab. Ohnehin hast du ja jetzt eine Menge Platz auf dem Balkon, sie sollten dich nicht stören. Wenn die kalte Jahreszeit vorbei ist, verlassen die Marienkäfer, Ohrenkneifer und anderen Nützlinge ihr Quartier, dann kannst du sie immer noch abschneiden. Die Pflanze treibt ebenfalls neu aus, ist aber erst im August/September mit ihren Früchten fertig. Das hat den Vorteil, dass die Larven, die den Himbeergenuss im Juni oft trüben, im Spätsommer längst als Insekt unterwegs sind.
Was meine geschätzten Mitleser auf den klimatisch rauen und ansonsten wunderschönen Nordseeinseln betrifft: ich kann von hier aus kein Patentrezept geben. Probiert es aus und lasst mich an euren Erkenntnissen teilhaben.
Der dickste Kürbis
Falls du jetzt noch Kürbisse hast, die aber nicht reifen wollen, entscheide dich für den dicksten und entferne alle anderen von der Pflanze. Vielleicht wird er dann noch was. Merke dir fürs nächste Jahr, dass er mehr Dünger braucht. Auch kannst du seine Ranken über andere Kübel wachsen lassen und sie mit Erde bedecken. Dort wachsen neue Wurzeln, die zusätzlich Nährstoffe aufnehmen können. Gib ihnen nächstes Jahr auch neue Erde; Kürbisse und Zucchini sind Starkzehrer, die im zweiten Jahr auf der selben Erde nicht gedeihen.
Farbenfroh und frosthart
Die Kapuzinerkresse ist im Oktober fertig mit ihrem farbenfrohen Werk, du kannst die Pflanzen abschneiden und die Samen trocknen, um sie im nächsten Jahr erneut auszusäen. In den frei gewordenen Kasten kannst du Herbstzauber pflanzen. Darunter verstehen wir Gärtner allerhand Pflanzen, die frosthart sind und jetzt im Herbst durch späte Blüten und bunte Blätter auffallen. Dazu gehören diverse Gräser, Fetthenne, Heidekraut, Hebe, Heuchera und so weiter. Einiges wächst aufwärts, anderes hängt, sodass du eine hübsche Komposition herstellen kannst und du den Winter über nicht auf den nackten Balkon gucken musst.
Im dritten Kasten (nach Erdbeere und Herbstzauber) befinden sich vermutlich die Küchenkräuter. Die brauchen jetzt keine besondere Behandlung, ich rate nur dazu, den Kasten bei Kälte nah an die Hauswand zu stellen und mit Vlies einzupacken. Vlies lässt im Gegensatz zu einer Plastikfolie Luft und Feuchtigkeit hindurch, darunter entsteht kein Schimmel. Minze und Schnittlauch überstehen den Winter auch ohne Hilfe. Im Frühjahr werden die Kräuter dann zurück geschnitten und gedüngt und dürfen sich neu entfalten. Wenn dir das zu viel Arbeit ist, ernte die restlichen Blätter, trockne sie oder frier sie ein und kauf dir im nächsten Jahr neue Pflanzen.
Pimp the Zimmerpalmi
Bereite deine Zimmerpflanzen jetzt auf die Zeit der trockenen Heizungsluft vor. Stelle sie alle nach draußen, packe die Töpfe in Plastikfolie ein und brause sie vorsichtig ab. So wäschst du den Staub von ihren Blättern, sie atmen leichter und können besser Chlorophyll bilden (und sehen dazu viel besser aus). Man kann sie nach der Dusche mit Blattglanz besprühen, das gibt’s auch im Baumarkt oder Blumenladen. Blattglanz verhindert natürlich nicht das erneute Ablagern von Staub.
Besorge dir einen Wasserzerstäuber und sprühe sie in der Heizperiode am besten täglich an, sie brauchen Luftfeuchtigkeit. Sonst kriegt sie braune Blattspitzen. Du kannst auch mit Luftbefeuchtern nachhelfen, die du auf die Heizkörper stellst. In Prinzip reicht da eine einfache Plastikschale. Gefäße aus unglasiertem Ton verdunsten schöner.
Das Wichtigste für deinen Balkongarten zum Schluss:
vergiss nicht zu gießen. Die meisten Kübelpflanzen sterben nicht am Frost, sondern weil sie vertrocknen.
Hausaufgabe: recherchiere Fruchtfolge, Starkzehrer und Selbstunverträglichkeit