Montag, 31. Oktober 2011

Oktober zum Letzten

Heute ist Reformationstag.
Und weil das hier kein ausschließlicher Wissensvermittlungsvorgarten ist, kannst du dieses Mal selber zu Tante Wiki gehen und alles nachlesen, was du so wissen willst. Auch die Schaltfläche "Zufälliger Artikel" kann ich sehr empfehlen. Man denkt gar nicht, wie viel man nicht weiß.

Für dich gibts noch ein paar schöne Fotos, die ich neulich geknipst habe, als ich....
.....einen sonnig-frostigen Spaziergang mit T. machte.
Man denkt gar nicht, wie schön dieses Land ist.
Mit Heimat meinte ich übrigens nicht "Deutschland", sondern  
das Bergische Land. Das ist mir wesentlich näher.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Neurosen sind keine neuen Rosen

Bloß dass du paranoid bist, heißt nicht, dass dich keiner verfolgt.

Samstag, 29. Oktober 2011

Sommerkonserven

Wenn dir der vergangene Sommer nicht gereicht hat oder er schon wieder zu lange vorbei ist, möchte ich dir Fräulein Cataglyphis' Sommerkonserven ans Herz legen.
(auch wenn ich mittlerweile begriffen habe, wie man Filmchen einfügt, hat es bei diesen nicht geklappt. Ausnahmen bestätigen das Regal.)

Freitag, 28. Oktober 2011

Es muss ... welche Jahreszeit?

Kürzlich deuteten noch alle Anzeichen darauf hin, dass es Herbst sei. Bäume versetzen und so.
Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher.
Immerhin blüht ein Frühlingsblümelein in meinem Garten!
Sein Nachbarblümelein hat auch schon eine Menge Knospen hervor gebracht, es wird sein Gotteslob wohl in gelb anstimmen.
Und das alles nur, weil ich die Primelkumpels aus dem Dickicht unter Freund Hortense befreit habe, als ich da mal jätetete!

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Kongopost 44

Aaron habe ich im Juli in Mbandaka bei Pastor Jérémie kennen gelernt. Seine für uns unvorstellbare Lebensgeschichte hat er mir jetzt geschickt, und ich habe sie übersetzt.
Gott ist ein Schutz in Zeiten der Not. Psalm 9,10.
Gruß, Hans-Peter Gohl.
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Ich, Molengo Malela Aaron, bin im Dorf Libanda, oben am Ubangifluß geboren.
Das genaue Datum weiß man nicht. Dort habe ich auch die Höhere Schule besucht. Aber am 16.4.1999 kamen die Bemba-Rebellen und kämpften gegen die Regierungstruppen von Präsident Kabila-Papa. Unsere ganze Familie konnte entkommen und in den Urwald flüchten. Alle aus unserm Dorf waren geflüchtet oder tot. Aber wir konnten den Wald nicht verlassen, obwohl unser Papa an einem Leistenbruch litt.
Juli 2011
Wir haben mit Naturheilmitteln alles versucht, aber er ist ganz qualvoll in unserer Mitte gestorben, und wir haben ihn da im Wald begraben müssen.
5 Jahre lebten wir im Dschungel, und als wir ins Dorf zurückkamen, war da nichts mehr. Wir bauten notdürftig eine Hütte, und Mama begann Hühner aufzuziehen.
Es gab weder Ziegen noch Schweine in der ganzen Gegend, und die Felder waren alle geplündert und verwildert. Auch alle Unterlagen von mir, um einmal die Universität in Mbandaka zu besuchen, waren weg.
Als wir langsam wieder etwas Ordnung geschaffen hatten, kamen im Februar 2010 die Enyele-Rebellen und kämpften gegen die Munzaya. Wir flüchteten wieder in den Dschungel, weil es keine andere Möglichkeit gab, das Leben zu retten. Aber Mama litt schon lange an Bluthochdruck und Gastritis, und als sie auch noch Malaria bekam, starb sie dort im Wald ohne jede Hilfe. Auch sie haben wir da irgendwo im Dschungel begraben müssen. So blieb ich mit meinem kleinen Bruder alleine übrig.
Der konnte das Dschungelleben nicht mehr ertragen und wollte versuchen ins Dorf zurückzugehen. Wir ernährten uns ja die ganze Zeit von Sachen, die die Affen fressen, und wir lebten auch wie Affen.
Die Rebellen fanden meinen Bruder und rekrutierten ihn in ihre Armee. Als er aber fliehen wollte, haben sie ihn angeschossen und totgeschlagen.
Als die Rebellen weg waren, wollte ich nicht in unser Dorf zurück. Zu viele schlimme Erinnerungen waren da. So bin ich denn flussabwärts bis in die Stadt Mbandaka gekommen.
Da, am Hafen, habe ich jemand von der A.C.S.P.V. von Pastor Jérémie Nkole Ekombe kennen gelernt. Der war der erste Mensch, der Mitleid mit mir hatte. Er und seine Frau Bébé haben mich aufgenommen, obwohl sie schon drei Waisen in ihrer Familie hatten.
Von hier aus kann ich jetzt zur Universität gehen, was immer mein großer Wunsch war. Aber Papa Jérémie hat mich auch gefragt, was ich den könnte.
Im Dschungel habe ich viele Fertigkeiten erwerben können, die die Städter gar nicht mehr kennen. So verdiene ich meinen Unterhalt und das Schulgeld, indem ich über den Fluss fahre und spezielle Palmblätter hole, die ich zu Dachplatten verknote. Das ist sehr mühsam und Papa Jérémie muss oft aushelfen, denn die akademischen Gebühren und Kosten werden immer wieder erhöht.
Aaron bei der Arbeit
Aber Gott hat mir auch beim Studium sehr geholfen, sodass ich schon einige Examen bestanden habe. Mein Leben liegt ganz und gar in Gottes guten Händen.
Ich, der Student Molengo Malela Aaron.
genauere Infos zum Kongo bei gohlep (ät) web (.) de

Dienstag, 25. Oktober 2011

Letzte Ausfahrt vor der Kasse

Immer wieder interessant, was die Leute dann eigentlich doch nicht kaufen wollten.

Samstag, 22. Oktober 2011

Thekengespräche

Es sah zwar für mich so aus, als ob sie sich unterhielten, aber ich hab kein Wort verstanden.
Es blubberte so.


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p.s.: für Nicht-Ortskundige: das Dings heißt "Thekengespräche", weil unter dem Leopardenmuster die Kultshock-Theke ruht.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

statistikfreundliche Urlaubserinnerungen

Auch der schönste Urlaub hat mal ein Ende.
Der SF ist wieder da.

Und das hat er mitgebracht: (alle Fotos sind anklickbar-vergrößerbar.)
Seltsame Typen aus Limburg
annähernd rechtwinklige Motten
siamesische Gummibärchen
den längsten Streusel der Welt
Eierdattelkirschtomaten - für Leute, die sich nicht entscheiden können
Flugzeuge in ner Tüte
Das Bild einer großen Ernte.Die Ernte hat er erfreulicherweise an Ort und Stelle gelassen.
Ein Kaminfeuer für lange kalte Herbstabende wie heute
ein Laserschwert, denn man weiß nie
eine Menge Zuckertütchen, für den Fall, dass obiges nicht wirkt
und einen Artikel über Forscher.
Dazu gehört auch der Dialog, den er heute nach vollbrachter Heimkehr mit meinem Vatter hatte:
SF: Wie wird man Forscher?
V: das ist ganz einfach. Du musst nur was wissen und alles drumrum auch ganz toll finden.
SF: gut, und wie krieg ich Geld dafür?
V: dafür musst du einen finden, der es toll findet, was du alles weißt....
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Wär das ja schon mal geklärt!

Jetzt gibts Wiederdaheimpizza.
... und ach übrigens: er hat einen heißen Tipp, wo der ROSAT niedergehen wird: über Lennep. Schließlich ist das die Röntgenstadt.

Schluss mit Jugendstil

Ade, bergische Gründerzeit.
Solche prachtvollen Fensterrahmen baut heutzutage niemand mehr.
Und welches Haus wird noch mit mehr als einem Muster verschiefert?

Wenn so ein ehemals schönes, inzwischen herunter gekommenes Haus abgerissen wird, habe ich immer ein kleines Bisschen Angst vor dem Gebäude, das nach ihm entstehen wird.
Die Stadt, in der ich das heute fand, hat sich schon allerhand bauliche Katastrophen erlaubt.
Was mich nicht davon abhält, sie zu mögen.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Jasmin

Revolution in Nordafrika schädigt Blumenhändler in China
Im Frühling kürten aufständische Tunesier die Jasminblüte zum Symbol ihres Diktator-Sturzes. Das hat die florale Schönheit in China auf den Index gebracht. Die Behörden sperrten das Zeichen für Jasmin in Textnachrichten. Großhändlern rund um die Hauptstadt Beijing verboten sie auf unbestimmte Zeit, den in China verbreiteten Zierstrauch zu verkaufen.
gelesen in GEO, Ausgabe September 2011

Was sagt uns das?
Die chinesische Regierung hat Angst um ihre Macht… wegen einer Blume, bzw. einer Idee.
aus Wikipedia


(Entschuldige, dass ich diesen Gemeinplatz bemühe.)
Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.

Montag, 17. Oktober 2011

es muss Herbst sein

Bei den Hacke-Schüppe-Spielen von letzter Woche ging mir abrupt auf: Es muss Herbst sein!
Denn ich überlegte, wie ich die Forsythie von Gewächshausens Hinterseite an die Vorderseite umgesetzt kriegen könnte. Da sieht man mehr von ihr und ich kann die Hinterseite gründlich jäten.
Bäume umsetzen! Na, klingelts?

Allerdings sind mir bei diesem Projekt zum ersten Mal Zweifel an der Durchführbarkeit gekommen.
Die Bodenbeschaffenheit ist anders, es liegen wesentlich mehr Steine rum und ich komme auch nicht von allen Seiten an den Wurzelballen dran. Die Forsythie steht direkt am Fundament des Gewächshauses. Den Spaten hab ich schon verbogen. Ts, ts, ts!
Lass dich überraschen, ob das Bäumeumsetzen ein herbstliches Phänomen ist oder Fräulein Salix' Umzug letztes Jahr nur ein einmaliges Ereignis.
(Was für den Umzug von Herrn Forsyth spricht, ist jedenfalls: er wiegt nicht so viel wie Frl. Salix.)

Sonntag, 16. Oktober 2011

in einem ordentlichen Haushalt

geht nichts verschütt.
Alles taucht irgendwann, irgendwo wieder auf.
So heute beim Aufräumen die handschriftliche Notiz des Statistikfreundes, wann er seinen Jahresurlaub zu nehmen gedenkt.
Jetzt – er ist schon mittendrin.
Bereits gestern kam diese Postkarte an.
Also kann er von der Vermisstenliste gestrichen werden.

Hin und weg und hin

Es kommt in regelmäßigen Abständen vor, dass ich davon rede, das Land verlassen zu wollen. Das ist in den vergangenen drei Jahren zweimal passiert.
Weil es anderswo vielleicht besser ist als hier.
Weil anderswo die berufliche Situation einfacher ist.
Weil es auch anderswo Freunde zu finden gibt.
Weil auch anderswo ein Gartengrundstück auf mich warten könnte.

Und wenn ich über diese Dinge leiser oder lauter nachdenke, wird etwas in mir unruhig.
Das ist nicht das Fernweh, das sich im Voraus freut.
Das ist die Heimatliebe. Die im Voraus Angst hat, dieses Land verlassen zu müssen.
Dieses wunderschöne Land.
Über das ich hier schon die eine oder andere Zeile geschrieben habe.
Das Land, das meine Herzenslandschaft hat, die sanften grünen Hügel, das milde Klima, den alles durchdringenden Dauerregen, die grauen Tage. Die prachtvollen Wälder, die lieblichen Täler, die Höhen, die Talsperren, die Flüsse und Bäche. Die Leute, die von so vielen Außenstehenden als unfreundlich, humorlos und verschlossen bezeichnet werden. Die Dörfer, die Hofschaften, die uralten kleinen Städte, die weniger hübschen großen Städte. Das Fachwerk, die Kirchtürme mit Zwiebelhut.
Das Land, das ich nie, nie, nie verlassen will.
Denn es kann nirgends besser sein als hier.
Und ich weiß, Gott hat mir diese starke Liebe zum Land nicht einfach so gegeben oder weil es das Land meiner Vorfahren ist, sondern weil mein Platz hier ist.
Also will ich es mitteilen:
allen, die von den Plänen gehört haben oder auch nicht,
allen, die sichtbar sind oder unsichtbar,
allen die es was angeht oder auch gar nicht:
Ich werde nicht das Land verlassen, das meine Heimat ist.
Ich bleibe.

Freitag, 14. Oktober 2011

zwölfhundertzweiundsiebzig

Vor dir siehst du Eintrag Nr. 1272.
Diese Zahl nehme ich zum Anlass, dir ein wenig über das Jahr 1272 zu erzählen.

Im Jahre 1272 passierten eine Menge Dinge, die du überwiegend hier nachlesen kannst und sicher auch anderswo. Aber hab keine Angst, das hier wird kein langer, trockener Beitrag zum Thema Geschichte, gespickt mit Jahreszahlen von Kriegen zwischen Königen, an die heute nichts mehr erinnert außer einer abgewetzten Grabplatte.
Schließlich liest du gerade nichts aus der Rubrik Lexi + Konn, sondern Lüh + Rik, was dich diesbezüglich beruhigen dürfte.
Denn es geht um Isendal.
Auch über "Isendal" gibt es im Netz eine Menge Dinge zu lesen, aber das ist alles nicht mein Isendal.

Mein Isendal ist so:
Der kleine, untersetzte Mann mit dem dichten roten Vollbart und der Glatze lehnte aus dem Fenster und klemmte die Schlagläden an den Haken fest, die in der Außenwand des Wirtshauses verankert waren. Neben dem gedrungenen Gebäude mit dem strohgedeckten Dach stand eine große Blutbuche, nach welcher die Schenke benannt war. Der „Rote Baum“ war jedem in der Gegend wohlbekannt.
„Gott zum Gruß, Vater Ambrosius!“, rief er dem alten Zisterzienser im schwarzen Habit mit dem weißen Skapulier zu.
„Guten Morgen, Henning“, erwiderte der Geistliche, blieb aber nicht stehen, um ein Schwätzchen zu halten, wie es sonst seine Art war, sondern schritt munter aus. Er ging am gemütlich an den leichten Hang geschmiegten Haus vorbei und nickte grüßend einem jungen Mann zu, der am gegenüberliegenden Ende des Dorfplatzes seine Werkstatt öffnete.
Aus der breiten Haustür der Gaststätte kam eine Frau in den mittleren Jahren. „Seid gegrüßt, Vater Ambrosius“, sagte sie und lächelte.
„Guten Morgen, Edelgard. Sag mal“, hielt er nun doch in seinem raschen Gang inne, „täusche ich mich, oder hast du gesagt, dass du heute Honigkuchen backen wolltest?“
„Ihr täuscht Euch nicht, Vater Ambrosius, Euer Gedächtnis ist nach wie vor einwandfrei. Sie sind noch warm. Möchtet Ihr welche mitnehmen?“ Sie lächelte jetzt noch herzlicher, und ihre grauen Augen strahlten. Dass der Geistliche eine Schwäche für Süßes hatte, war kein Geheimnis.
„Oh, das wäre…“, verzückt schloss er die Augen, „mhmm, das wäre wunderbar. Vielleicht ein paar mehr, dann hat auch der alte Klaas etwas von deinen Künsten.“
„Wollt Ihr solange eintreten?“, bot Edelgard an und wies in den „Roten Baum“. Sie war die Wirtin und hatte die Herrschaft über die Küche und alles, was damit zu tun hatte.
„Neinnein, lass nur. Die Luft ist so frühlingshaft mild, und die Sonne scheint warm, ich bleibe lieber hier draußen, um mich an ihren Strahlen zu erfreuen.“
Währenddessen schlenderte der junge Mann zum Wirtshaus herüber, das – zumindest was die leiblichen Bedürfnisse betraf – der Mittelpunkt Dorfes Isendal war. „Morgen zusammen“, begrüßte er die beiden.
Edelgard nickte ihrem Sohn zu und verschwand im Haus. Kurz darauf kam sie mit einem Teller goldener und herrlich duftender Honigkuchen zurück.
„Toll! Sind die alle für mich?“, fragte der junge Mann begeistert.
„Nichts da, Nano. Kein einziger ist für dich – Finger weg!“, wies sie ihren Sohn zurecht, aber der Geistliche lachte. „Sei nicht so hart zu ihm, er muss doch viel essen, so stark wie er ist.“ Damit hielt er ihm den Teller hin.
„Eben“, fand Nano und nahm mit jeder Hand eins der Küchlein.
„Puh, hast du schwarze Finger!“, bemerkte seine Mutter. „Wäschst du die eigentlich mal am Tag?“
„Bin ich Waschweib oder Schmied?“, grinste er.
„Waschweib jedenfalls nicht“, mischte sich eine weitere Stimme in die lustige Unterhaltung.
Die Anwesenden drehten sich zum Sprecher um, es war Gereon vom Schäferhaus.
Vater Ambrosius reichte ihm freundlich den Teller entgegen. „Wenigstens hast du saubere Finger. Und wo ich dich gerade sehe, hast du heute schon etwas zu tun?“, erkundigte sich der zweitälteste Bewohner des Tals bei dem jungen Mann, der gut einen Kopf größer war als Nano.
„Wenn Ihr mich braucht, habe ich Zeit, Vater Ambrosius“, antwortete Gereon kauend. „Was steht denn an?“
„Ach…“, machte der und winkte ab, „das erklär’ ich dir unterwegs.“ Er nickte den Umstehenden zum Abschied zu. Edelgard schickte ihren am dritten Kuchenstück kauenden Sohn zurück an seinen Arbeitsplatz und ging selber wieder ins Wirtshaus.

Der Dorfplatz hatte entfernt die Form eines Dreiecks mit ungleichen Seiten.
An der kürzesten Seite befanden sich die kleine Kirche und Vater Ambrosius’ Häuschen.
Rechts daneben befand sich ein Weg, der aus dem Tal heraus und damit in fast alle anderen Richtungen führte. Dem Bachlauf der Ise folgend gelangte man zu ein paar weiteren Häuschen.
Wenn man jedoch auf dem Dorfplatz blieb und sich noch ein Stück weiter nach rechts wandte, blickte man auf eine krumme Zeile aus drei eingeschossigen Häusern. Im Einzelnen standen dort das Bürstenmacherhaus und sein Garten, die Böttcherei und die Schmiede. Die ersten beiden Häuser waren etwa gleich groß, die Schmiede war schmal. Alle lehnten aneinander und bildeten einen sanften Halbkreis, sodass man glauben konnte, sie stünden tuschelnd beisammen.
Gegenüber den drei Gebäuden standen in der längsten Seite des Dreiecks das Wirtshaus, das Stellmacher- und das Korbflechterhaus sowie das des Sattlers.
Zwischen dem „Roten Baum“ und dem Stellmacherhaus war ein schmaler Durchgang gelassen worden, dort kam man zu den am Hang gelegenen Gärten. Die nächsten beiden Häuser waren aneinander gebaut, und die Sattlerei stand wieder alleine.
Der Weg zwischen Kirche und „Rotem Baum“ führte zwischen ansteigenden Wiesen und einem plätschernden Bächlein zum Schäferhaus hinauf.
Auf dem Dorfplatz vor der Kirche wurzelte eine mächtige Blutbuche, die an die 200 Jahre alt sein mochte. Ihr gegenüber am spitzen Ende des Platzes befand sich ein Brünnchen mit gemauerter Einfassung. Das Wasser, das aus dem Becken heraus floss, lief durch eine steinerne Rinne über den Platz und durch den Garten, der eigentlich zur Schmiede gehörte, aber von der Böttchersfrau Barbara benutzt wurde.
Die spitzeste Ecke des Dorfplatzes ging an Sattlerei und Schmiede vorbei in einen weiteren Weg über, der das Tal der Ise hinauf und in südliche Richtungen führte.
Hinter der Zeile der drei Häuser floss die Ise entlang. Vom Bach aus hatte man zum Dorfplatz einen Höhenunterschied von geschätzten acht Fuß zu überwinden. Unterhalb der Schmiede wuchsen auf einem ebenen und schmalen Streifen allerhand Wiesenblumen, zwischen den anderen Häusern und dem Bach war mehr Raum.
Hier unten hatten die drei Häuser jeweils eine weitere Tür sowie ein paar Fenster. Da die Keller hin und wieder bei Hochwasser überschwemmt wurden, war hier unten nur das Vieh untergebracht. Nur die Schmiede war so klein, dass kein Raum für Tiere war; Nano Schmied wohnte alleine unter dem winzigen windschiefen Dach.
Nun ist ja immer noch nicht klar geworden, was das alles mit dem Jahr 1272 zu tun hat.
Und doch! Denn diese Geschichte findet anno domini 1272 statt.
Eines Tages, wenn mal gar nichts mehr zu tun ist, ich keinen Garten zu bestellen habe und auch sonst nur Langeweile in der Luft hängt, dann mache ich noch einen weiteren Außenposten des Vorgartens urbar und veröffentliche für dich meine Isendal-Geschichte, von der du schon mehr gelesen hast als dir klar war, denn einige Minnen (1-2-3-4-5-6-7-8) wurden natürlich auch dort vorgetragen.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Ami de la statistique

Ist dir aufgefallen, dass es furchtbar still ist im Vorgarten?
Bei der gerechten Märchenangelegenheit mit ihrem unterbeschäftigtentrat der Statistikfreund zuletzt in Erscheinung, immerhin vor fast 8 Tagen.
So langsam mache ich mir Gedanken, wo er eigentlich die ganze Zeit steckt.
Doch wohl nicht etwa in Schwierigkeiten?!?

Mittwoch, 12. Oktober 2011

wunderschöner Tag

Wie oft habe ich das Lied nun schon gehört? Unzählbar.

Am besten gefällt mir I know I'm not a hopeless case.
Denn ich bin nicht nur not a hopeless case, sondern noch dazu priceless precious.
Cee hats gestern schon gesagt. Danke, liebe Friedensbringerin!

Dienstag, 11. Oktober 2011

ßänk ju matsch

So ein Tag mit leichtem Dauerregen ist wie geschaffen dafür, sich wetterfest anzuziehen und in den Garten zu fahren und Tiefbau zu veranstalten. Nie klebt der Matsch besser.
Und außerdem habe ich ja, ich mag kaum darüber sprechen, diese dunkle Seite.
Die Seite des Gartens, um die ich mich bisher kaum gekümmert habe.
Genauer gesagt sind es zwei Seiten, nämlich die untere und die hintere Seite des Gewächshauses.
Gelegentlich haben diese Flecken auf der Linse meiner gärtnerischen Wahrnehmung mal Bekanntschaft mit der Sense machen dürfen, aber viel mehr ist seit Gartenübernahme nicht passiert.

Deswegen, und weil ich eine Frau der Tat bin, waren sie heute dran.
Das heißt natürlich, heute habe ich damit angefangen, denn fertig bin ich noch nicht mit ihnen. Wie bei fast allem im Leben ist auch diese Angelegenheit nicht "mal eben" erledigt.
Heute habe ich mir die Hinterseite des Gewächshauses vorgenommen.
Oben siehst du den Anfangszustand, hier den vorläufigen Endzustand.
Nebenbei hab ich dann noch ein paar Erdbeeren gepflückt und verzehrt, zwei Kürbisse geerntet und unter großen* Mühen in den K-Raum meines Autos verfrachtet, an der Legendenleiter Samen gepflückt und da auf meinem Matschspielplatz eine Horde Schneeglöckchenzwiebeln aufgeschreckt. Damit sie nicht heimatlos im Garten umher irren müssen, habe ich sie mit nach Hause genommen, wo ich ihnen im Fenschterkäschtle eine neue Bleibe bieten werde.
Hinterher war dann alles erdig-braun-klebrig. Die Regenjacke, die Regenhose, die Gummistiefel, zwei Paar Handschuhe, die Werkzeugstiele, die Kürbisse, die Terrasse, der Tisch, die Thermoskanne, meine Brotdose - ein Fest.
Ich kann den Geruch nicht benennen, aber wahrscheinlich riecht so ein nasser Garten großartig.

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*= je größer der Kürbis, desto größer die Mühe.
Sonntag erntete ich schon eine Kofferraumladung voll und ich weiß nicht, wie ich annehmen konnte, die seien groß gewesen.
beim dicken gelben Pfeil ist noch ein kleiner grüner, man sieht ihn nicht. Und der linke von den beiden großen ist der schwerere. Morgen verschenk ich ihn an meine Kusinen und eine Kindergartengruppe, vielleicht gibt es da eine Waage für präzisere Angaben.

Montag, 10. Oktober 2011

alles total verwirrt

Warum sollte es dem Vorgarten besser gehen als mir?
Hier ist mal wieder alles verschoben und verquer.
Eigentlich müssten die vier Vorstellungsseitennamen nebeneinander stehen.
Tun sie nicht.

Und die Einträge der vergangenen Monate des laufenden Jahres müssten sich einfalten, also nur noch der Monatsname und die Menge der Einträge zu sehen sein und nicht jeder Eintrag. Und die Monate vergangener Jahre auch, sodass nur noch die Jahreszahl zu sehen ist.
Tun sie nicht.

Und die Beiträge der lieben anderen Blogger müssten ganz anders formatiert sein. Das Wappen vorne, dahinter der Name dick, darunter der Eintrag dünn. Und so.
Tun sie nicht!
Menno!!

_____________________________
Ich hab schon geprüft, ob ich mal wieder irgendwelche verborgenen html-Fehler gemacht habe... aber ich find nix. Kann mir mal einer weiterhelfen?
...oder ist das eine Geschichte nur zwischen mir und meiner Wahrnehmung, bzw. der Bildschirmdarstellung? Und du siehst alles in gewohnter Ordnung?
Menno zum Zweiten.
Hilf mir trotzdem.

Sonntag, 9. Oktober 2011

das ist das Vorgärtnern zurzeit:

ein bisschen mühsam.
merkst du sicher.
aber aufgeben...? können die anderen.

das ist Gott niemals:

nachtragend.

Samstag, 8. Oktober 2011

heiße Fotos

Auf meinem Weg zum vielfüßigen Wahnsinn stand ich im Stau.
Schon zuhause in den Verkehrsnachrichten wurde er mir verkündet, acht Kilometer lang vor einer Baustelle, aber meine Ortskenntnis abseits der Autobahn endet am Rhein. Der Stau lag dahinter.
Also blieb nur hinten anstellen und warten, bis ich durch war.
Ich war schneller durch als ich den Stau hinter mir gelassen hatte.
Denn es war heiß, damals, vor sechs Tagen.
Im Kassettenfach erfreuten mich vier irische Kerle mit ihrer Musik.

Freitag, 7. Oktober 2011

Weisheit zum Aussuchen

heute hab ich T besucht und das sind die Postkarten in ihrer Wohnung, die ich dir mal zeigen wollte.
 
 
Da kannst du dir nun aussuchen, was deinen Tag begleiten soll.

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Wäre Gesanges voll unser Mund

1.
.em7......hm7....................C.............G/H
Wäre Gesanges voll unser Mund
.am..............G/H...............C6..........D, H
voll wie das Meer und sein Rauschen,
..C............D...........em...D....C
klänge der Jubel von Herzensgrund,
.B/F.................F................C4...3....D4 3
schön, dass die Engel selbst lauschen –
.....G.............hm7..........C2.............D
so reichte es nicht, es reichte doch nicht
..G....hm7..............C2.......D4..3........(1.-3.) H4 3 (4.) G
dich Gott, unsern Gott zu loben!
2.
Stünde in unsern Augen auch Glanz,
wärmten wir uns an den Strahlen,
trügen die Füße uns leicht wie im Tanz,
weg von den Nöten und Qualen –
so reichte es nicht, es reichte doch nicht
dich, Gott, unsern Gott zu loben!
3.
Spannten wir unsre Hände auch aus,
weit wie ein Adler die Schwingen,
schützten wir so unser Erdenhaus,
dass alle Kinder gern singen –
so reichte es nicht, es reichte doch nicht
dich, Gott, unsern Gott zu loben!
4.
Läge uns auch von Herzen daran,
all jene Male zu nennen,
da du uns so viel Gutes getan,
daran wir dich Gott erkennen –
so reichte es nicht, es reichte doch nicht,
dich, Gott, unsern Gott zu loben!
T: Eugen Eckert, M: Alejandro Veciana - aus: "Alles, was lebt"(c) HABAKUK, Frankfurt

Mittwochs ist Chor.
Ein Lied nehm ich mir immer mit nach Hause, im Ohr und im Herzen.
Am liebsten das schönste.
Vielleicht kannst du es nachspielen.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Frage zum Tage LII

Sind englische Märchen gerechter, nur weil sie fairytale heißen?

Eingang einer Beschwerde

Es wurde bemängelt, ich läge zuviel rum.
Auf dem Sofa, im Liegestuhl - und dazwischen würde ich komische Scheißhaufenfotos knipsen.
Tja, was soll ich zu meiner Verteidigung sagen?
Es stimmt.
Am Wochenende bin ich zum Rumliegen nach E. gefahren und hab den vielfüßigen Wahnsinn besucht.
Aber ich habe dort auch gearbeitet. Habe wilde Tomaten in Erbsengröße gepflückt (für einen Tomatensalat artet das also schon in Arbeit aus), habe die Bande gebändigt, habe mit M. am schönsten Matschspielplatz der Region Minigolf gespielt und ihn großzügigerweise gewinnen lassen (87 zu 63, ein sehr knappes Ergebnis...), habe Gartentipps weitergegeben, habe Laub geharkt unterm Walnussbaum und ihn halt auch liegend von unten beguckt, ebenso den Apfelbaum, den Kirschbaum und die Eberesche.
Das alles hat mich so in Atem gehalten, dass ich keine Fotos machen konnte, aber den Walnussbaum hab ich vor ungefähr 2 Jahren schon mal von unten betrachtet. Im November. Ohne Blätter.
Gestern war noch wesentlich mehr Laub drauf.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Kongopost 43

Die Lehmkirche von Baptistenpastor Jérémie steht haargenau, wenn es so was im Kongo geben sollte, auf der Äquatorlinie.
Die Baptistenpastoren in Amerika und Deutschland und im Kongo sind aber alle ganz und gar unterschiedlich. Jérémie ist ein Mann fürs Beten und verbringt oft mehrere Tage mit Fasten und Beten in seiner Lehmkirche. Da scheint Gott ihn dann aber nicht ruhig sitzen zu lassen, sondern er gibt ihm klare Anweisung, Armen zu helfen.
So fand ich bei ihm die drei Waisenmädchen Fifi, Mado und Eyenga, über die ich schon mal geschrieben habe, und die hier auch schon Paten haben. Aber er hat auch Aaron aufgenommen, dessen Familie von den Enyenge-Rebellen ermordet wurde, und von dem ich später mal berichten will.
Irgendwann habe ich Jérémie überreden können, neben seiner Gemeinde einen Verein zu gründen, der unabhängig ist und sich für Bedürftige einsetzt. „Euch Baptisten leiht doch keiner auch nur einen Dollar. Aber für einen Verein, wenn er denn funktioniert, kannst du schon werben!“ So entstand der A.C.S.P.V. (Christlicher Verein zur Unterstützung Bedürftiger) Der hat inzwischen große Gemüse- und Zwiebelfelder.
Und dann hat Jérémie auch noch einen Ökumenetick und keine Probleme, bei anderen Kirchen, die es da ja wie Gras am Waldrand gibt, wie die CDCC oder CADC, Gottesdienste über praktische Nächstenliebe zu machen und nachher mit der Kollekte abzuhauen.
Im Juli habe ich fast eine Woche bei ihm und Mama Bébé gewohnt, um zuzusehen. Ich habe auch das Waisenhaus gesehen, das damals aber noch leer war. Jetzt schrieb Jérémie, dass der A.C.S.P.V. eine kompetente Betreuerin gefunden und 2 Kinder aufgenommen hat.
Jérémie hat geschrieben:
„Dorcas (13) ist in einem der Pfahlbauten auf der Kongoinsel Bolondjo geboren und ihr Papa wurde beim Fischen von einem Krokodil gefressen. Seine Frau war damals im 9. Monat und ist dann bei der Geburt verblutet. Es gibt auf den Inseln keine medizinische Hilfe. Dann ist schon das erste Wunder passiert, denn die Oma hat das Baby wirklich am Leben gehalten. Bald ist die Oma aber auch gestorben und irgendjemand hat das Waisenkind nach Mbandaka mitgenommen. Als das Mädchen 12 Jahre alt war, hat der Vermieter der Gasteltern gesagt: „Entweder das Kind geht raus, oder ich kündige euch allen. Dorcas ist ein Hexenkind und will mich töten. Meine Frau hat sie schon krank gemacht!“ So wurde Dorcas Straßenkind und hat sich meistens in der Nähe vom großen Markt in Mbandaka aufgehalten. Über ein Jahr lang hat sie sich von Müll und kleinen Diebstählen ernährt. Leute unserer Gemeinde haben sie da gefunden und mitgenommen.
Joseph (11) ist auch ein Straßenkind und wir haben ihn auf dem Markt Lomata gefunden. Sein Vater war Soldat oder so und ist im Krieg bei Goma gefallen. Josephs Mutter war aus Ruanda (Hutu). Die starb, wie so viele im Militärcamp, an Cholera. Weil niemand im Camp den kleinen Joseph haben wollte, ist er abgehauen, um da nicht verhungern zu müssen.
Judith ist die Betreuerin unsers Waisenhauses. Sie kann mitfühlen, weil sie auch Waise ist. Sie hat aber die Höhere Schule in Pädagogik und Philosophie abgeschlossen. Als wir von der Gemeinde sie fragten, ob sie nicht die Betreuung übernehmen möchte, hat sie mit großer Freude sofort ja gesagt. „Ich bin Waisenkind, und man hat mir geholfen, als ich kurz vor dem Verhungern war. Ich möchte dankbar sein und nie vergessen, wie mir geholfen wurde.“
Sie wohnt jetzt mit den Kindern zusammen. Es ist ja ein Unterschied, ob ein Kind in einem Heim oder zu Hause aufwächst. Aber unsere Gemeinde ist fest entschlossen, dass den Kindern im Waisenhaus nichts fehlen soll.“

Ich habe das alles früh genug geschrieben, weil der Aldi hier jetzt schon Schokoladennikoläuse hat, und vielleicht jemand noch gar nicht ganz genau weiß, wem sie oder er was zu Weihnachten schenken soll.
Leider kann man gar keine Schokoladennikoläuse oder so nach Mbandaka schicken. Ein bisschen Geld für die Kinder aber schon.
Ganz herzliche Grüße, euer Hans-Peter Gohl / Ezali Mokili.
gohlep (ät) web (.) de