Freitag, 7. Mai 2010

ostermond anno domini 2002

Man kann nicht immer über Politik reden, ohne einen Tick am Polli zu kriegen.
Oder über Gärten.
Ein bisschen Kultur muss auch sein.

Kleines Glossar:
die
Pompfe ist eine stumpfe Übungswaffe, etwa zwischen Lanze und Pike
der
Zossen ist ein anderes (abfälliges) Wort für Pferd
"Pferd" wollte sich einfach nicht auf "entschlossen" reimen, egal wie ich das blöde Vieh gelockt habe.

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„Des Ritters raue Rache“

Frieder war ein Meister leiser Töne
er war zu haben für alles Schöne,
ein Ästhet, wie er steht im Buche,
stets nach Wohlklang auf der Suche.
Er war von schlanker Gestalt
und auch noch gar nicht alt
er ließ sich nimmer gehen
ja, Frieder war gut anzusehen!


Wen erstaunt, dass Schöngeist Frieder
schrieb gar wunderbare Lieder?
Selbst niederste Unbeschreiblichkeiten,
zum Gefallen der holden Weiblichkeiten
fasste er in harmonische Zeilen,
ohne lang dran zu feilen.
Die zarten holden Damen
sprachen verzücket seinen Namen
und doch hatte er kein Liebesglück
bei den hochwohlgeboren Weibesstück’.
Denn immer, wenn’s zur Sache ging
Frieder fühlte wie ein Schmetterling
bekam er nur zu hören
von den edlen Gören:

__„Oh lasset uns doch Freunde bleiben
__ich vermag es nicht wie Ihr zu schreiben,
__doch gehört mein Herz,
__verzeiht diesen Schmerz,
__schon einem anderen Frommen
__er wird bald zu mir kommen.“

So sprachen sie auch Lügen
um Frieder zu betrügen,
zwar war die Abwechslung gelegen,
doch er nicht genug verwegen.
Sie standen mehr auf Sachen
wie Kämpfe gegen Drachen
auf harte Kerle, Einzelgänger,
Kurz: sie hielten unsern Minnesänger
für einen Hosenscheißer
machten ihn zum Possenreißer
ohne sein blutend Herz zu sehen
doch das sollte ihnen noch vergehen!


Diese entsetzliche Schmach
ertrug Frieder Tach um Tach
bis ihm der Kragen platzte.
Er rülpste, er soff, er schmatzte
er haute auf den Putz
er wälzte sich im Schmutz
er kämpfte gegen Drachen
und machte solche Sachen.
Manchem Gegner wurde angst und bange,
saß wie'n Kaninchen vor der Schlange
sah und spürte Frieder ausflippen
kriegte die Pompfe zwischen die Rippen
war am Boden, eh er’s sich versah,
als wär er schwach wie nach der Cholera.


Die holden Damen
raunten seinen Namen
mit andrer Betonung
war das die Belohnung?
Für blaue Flecken, Schrammen, Striemen?
Frieder riss sich eisern am Riemen.
Er wollt sein raues, neues Leben
nicht einfach wieder aufgeben
nur, um bei den Damen zu sitzen
und singend ihre Ohren anzuspitzen.
Nein, sprach Frieder fest entschlossen,
ich bleib hier bei meinem Zossen.
Eines angeseh’nen Ritters Achtung zu erlangen
ist leichter, als sich eine Maid zu fangen.


Und die ihn einst verlachten,
ließ er siechen und schmachten.
Die ihn zuvor verschmähten
stieß er fort wie alte Gräten.
Die ihm Hohn und Spott bescherten
traf man trostlos in den Gärten.


Und die Moral von der Geschicht’:
Verarsche deinen Ritter nicht!



wie der Titel des Beitrags ahnen lässt, von April 2002

1 Kommentar:

Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.