Dienstag, 24. Mai 2016

Kongopost 95

Drei Eier für 350 US-Dollar.
Immer wenn ich bei Richard wohnte, kamen die Kranken, Behinderten und Armen zu mir so wie früher zu Jesus. Nur kann ich niemand heilen wie Jesus. Ich kann höchstens vertrösten.
2011 kam Mama Boketsu und zeigte mir Jean, ihren Enkel, der ein schreckliches Gewüchs am Kopf und auf dem Rücken hatte. Ich sollte ein Heilungs- oder Zauberwort sagen, oder besser noch, den Jungen mit nach Europa nehmen.
Ich war total entsetzt und absolut hilflos. Als Richard meinte, dass der Doktor das operieren könnte, wurde die Mama schlimm böse und schrie, daß die Leute beim Doktor nur sterben und dass der Junge da ganz sicher umgebracht würde. Es wurde heftig diskutiert, aber als ich weg war, hat Richard den Jungen wohl heimlich entführt und in die “Klinik“ gebracht.
In Basankusu braucht man beim Operieren vor allem eine Taschenlampe aus China.
Aber der gute Junge hat alles überlebt, und ich habe damals 350 $ gezahlt. Danach habe ich aber auch nichts mehr davon gehört.
Jetzt schrieb Richard, dass Jean zu ihm gekommen ist und ihm drei Eier gegeben hat. Ein Ei sollte er mir nach Europa schicken. Richard wusste erst gar nicht, wieso der ihm die Eier gab, aber da hob Jean sein Hemd hoch und zeigte ihm die riesige Narbe auf dem Rücken.

Ich habe mich ja längst daran gewöhnt, dass viele Leute im Urwald nicht schnell mal eben Danke sagen, wie wir Deutschen. Die können ihren Dank aber jahrelang im Herzen halten, ohne ein Wort zu sagen. Sie würden immer zu mir stehen, wenn ich wieder nach Basankusu komme.
Wir hier haben als Kinder gelernt, Danke zu sagen, selbst wenn wir ein Bonbon bekamen. Damit war das Bonbon dann aber auch abgegolten.
Jean kam jetzt nach fünf Jahren zu Richard, um sich zu bedanken und gab ihm die drei Eier, die er wahrscheinlich geklaut hat. Er hat ja keine Eltern, und er haust bei seiner Oma.

Ich habe überlegt, dass wir hier versuchen, uns schnell gegenseitig selbst zu entschuldigen und das oft sogar bei Christus. Aber kann man das denn überhaupt?
350 $ habe ich für Jeans OP bezahlt, und sein Dank waren jetzt drei kleine Eier. Da ist doch überhaupt nichts abgegolten!
Ob ich nun mit viel oder wenig Wasser getauft wurde und Danklieder singe oder auch mal Armen helfe, mein Dank gegen Jesus, der sich für mich kreuzigen ließ, ist ja immer noch viel ärmer, als drei Eier gegen 350 US-Dollar.

So will ich meinen Dank gegen Christus am Kreuz immer in meinem Herzen tragen, egal, was kommt oder auch nicht kommt.
Hans-Peter Gohl.

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