Dieser Artikel erschien im Kranken Boten, Ausgabe 6/2013.
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So oder so: du sollst den Text hier lesen können.
Der Zimtsegen.
Fürbitte.
Das klang für mich immer sehr altbacken. Und anstrengend. Es klang nach mitten in der Nacht aufstehen und stundenlang vorm Bett kniend seine Pflicht zu tun. Womöglich mit einer langen Liste mit Personen und Anliegen, die abgearbeitet werden musste.
Auch ein bisschen nach Selbstkasteiung. Ich mache das, damit Jesus bei Person X dies und das tut, aber das tut er nur, wenn es mir wirklich, wirklich ernst ist! Das beweise ich ihm jetzt!
Bis mir jemand sagte: „Ich wusste gar nicht, dass dir Fürbitte so am Herzen liegt.“
Moment mal, ich – Fürbitte? Wie denn das?
(Das war übrigens kurz vorm Freakstock 2012. Zu dem ich übers Polizistengebet schrieb.)
Falls du beim Wort Fürbitte ähnliche Assoziationen hast wie ich früher, habe ich eine gute Nachrichten für dich.
Sofern du mit dem Wort gar nichts anfangen kannst, freu dich, dann lernst du hier was tolles.
Du musst dafür nicht drei Stunden eher aufstehen. Fürbitte ist zu jeder Tageszeit möglich.
Du brauchst auch keine Liste. Die meisten Personen oder Anliegen, für die du betest, kennst du sowieso. Lass dich vom Geist leiten oder folge deinen Gedanken oder „von Hölzken auf Stöcksken“. Die Reihenfolge ist nicht wichtig.
Und erst recht ist das Gelingen der Fürbittengebete nicht von deiner Körperhaltung abhängig. Erstens ist ja sowieso klar, dass du betest und Gott handelt, es also nicht an dir liegt, ob und was passiert. Und zweitens geht es um deine inneren Werte. Die Geisteshaltung.
Ein paar Beispiele gefällig, wie Fürbitte bei mir aussieht?
Gerne.
Morgens in den acht Minuten, während der Tee zieht, turne ich Wirbelsäulengymnastik-für-Eilige auf meiner Matte und bete für bestimmte Personen. Die sind fast jeden Tag an der Reihe.
Gott, segne A, dass sie geduldig mit den Kindern umgehen kann.
(Da bin ich beim Stichwort Kinder.)
Segne B und lass sie schwanger werden, sie wünscht sich so sehr ein Kind.
Und segne ihren Mann C, mach seinen Rücken gesund.
(Stichwort Heilung.)
Ich bitte dich für D. Heute ist die Untersuchung. Lass die Ärzte schnell rausfinden, was er hat. Und dann auch eine Therapie finden, die gut anschlägt.
Mach E stark, die das Geschäft die ganze Zeit alleine führen muss. Gib ihr heute freundliche Kunden.
(Stichwort Geld.)
Ich bitte dich für F. Zeig ihr, wie sie mit ihrem wenigen Geld besser umgehen kann.
Und so weiter und so fort. Ich hangele mich durch meine Anliegen.
Manchmal nenne ich auch nur die Namen, Gott weiß ja, was ich vorbringen will.
Tagsüber habe ich mehr um die Ohren und so eine Fürbittenkette ist selten möglich. Dann lasse ich mich von plötzlichen Eingebungen leiten.
Zum Beispiel steht vor mir an der Ampel ein LKW aus Nordhorn. Ich bitte Jesus, die beiden Leute zu segnen, die ich aus Nordhorn kenne. Hallo Joanna und Thomas! Das seid ihr! (Das kleine Ereignis gab übrigens den Anstoß, diesen Artikel zu schreiben.)
Wie ich so an die beiden denke und immer noch rot ist, segne ich noch rasch das Redaktionsmitglied, das auch dort in der Gegend wohnt.
Grün, weiterfahren, Gedanken woanders.
Kurz drauf bricht sich ein Lichtstrahl in einem Straßenschild, eine Art Regenbogen ist zu sehen. Danke, Papa! Der Regenbogen, egal, ob er aus Sonne und Regen oder LED-Licht und Straßenschild besteht, ist das Zeichen des Bundes.
Ach ja, segne doch bitte G., gib ihr Gewissheit darüber, dass du sie liebst mit all ihren Schwächen.
Und so geht es den ganzen Tag – oder auch mal einen ganzen Tag gar nicht.
Mach dich frei von Zwängen und festen Vorstellungen. Fürbitte ist bei jedem anders. Meine Omma hat früher erst ihre drei Kinder nebst Partnern „bebetet“, dann die zehn Enkel, die übrigen Verwandten, Freunde, die Ältesten der Gemeinde, Missionare, Kranke, Gesunde und so weiter. Von einer anderen alten Frau weiß ich, dass sie eine Rolle (ungenutztes!) Klopapier am Bett stehen hatte, auf die sie Blatt für Blatt mit weichem Bleistift die Namen all derer geschrieben hatte, die ihr am Herzen lagen. Nachts, wenn sie nicht schlafen konnte, rollte sie die Rolle von der linken in die rechte Hand und hatte erfüllte und gesegnete Nachtstunden.
Mein liebstes Beispiel für meine Art der Fürbitte ist aber immer noch der Zimtsegen.
Bei einem D-Treffen hat H. in der Vorstellungsrunde gesagt, dass er keinen Zimt mag.
Seitdem segne ich ihn jedes Mal, wenn ich in meiner Küche stehe und den Zimtstreuer zur Hand nehme. Ich habe sonst gar nichts mit ihm zu tun. Macht nichts! Segen hilft immer.
Jetzt fragst du dich vielleicht noch, was dir das Ganze bringt.
Weiß ich nicht. Ich kenne dich nicht.
Mir hat die Querbeetsegnerei bisher gebracht, dass meine Beziehung zu Gott besser geworden ist, intensiver.
Er muss ein liebevoller Gott sein, wenn ich zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Anliegen zu ihm kommen kann, die womöglich nicht mal mich betreffen.
Mich macht es auch weichherziger gegenüber den Bedürfnissen meiner Mitmenschen, wenn ich mir regelmäßig vergegenwärtige, in welcher Situation sie sind.
Fürbitte ist nicht nur, dass du für jemanden bittest, sondern du machst sein Anliegen zu deinem Anliegen. Du wirst mit ihm eine Einheit vor Gott.
Ich glaube, das ist die Hälfte von „Der Mensch soll nicht alleine sein“. Wer alleine ist, hat keinen, der für ihn betet. Eine menschliche Katastrophe.
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Adventsreihe :: Beobachten
vor 1 Tag
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