Freitag, 9. April 2010

Kongopost 24

Manchmal gehts hier zu wie aufm Hauptbahnhof. Eine Kongopost nach der nächsten rauscht rein. Jetzt habe ich auch die Fotos und sofort geht es weiter mit der Republik am Kongofluss.
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Mbandaka, Hauptstadt der Provinz Équateur.

Heute schrieb mir Pastor Jérémie aus Bongonzo-Mbandaka.

Am Ostersamstag hatten wir die riesige Freude 41 Leute taufen zu können. Schon um 6 Uhr morgens, als es eben hell wurde, sind wir zum Fluß gezogen. Die Täuflinge hatten eine gute Vorbereitung erfahren. Viele waren noch jung, aber alle über 12 Jahre alt. Der älteste Mann war 81 und eine Frau war 78 Jahre alt. Eigentlich wollten 46 Personen getauft werden, aber als einige sahen, wie tief sie in die Strömung im Fluss gehen mussten, haben 5 Personen Angst bekommen und sind geflüchtet.
Am Ostersonntag kamen alle zum Freudenfest mit einem großen gemeinsamen Essen.

Aber gegen 10:45h kamen Soldaten in die Kirche und befahlen, dass jeder sofort nach Hause laufen soll. „Die Enyele sind in Mbandaka“, schrieen sie.
Viele konnten wenigstens noch die Kinder und das Essen mitnehmen. Andere sind in der Panik einfach so weggelaufen. Der alte Mann, der am Tag zuvor getauft wurde, ist nachmittags vor Aufregung gestorben. 2 schwangere Frauen hatten eine Fehlgeburt. Es war schrecklich.

Die Enyele sind ein Volksstamm am Ubangifluss, und sie hatten wegen der Fischrechte Streit mit den Munzaya. Diese Zankerei hat sich im Norden der Provinz zu einem richtigen Bürgerkrieg mit unterschiedlichen Rebellengruppen ausgeweitet. Es hat da schon unzählige Tote gegeben und zigtausend Menschen sind über die Grenze nach Brazza geflüchtet. Die Regierung versucht schon lange erfolglos da für Ordnung zu sorgen.

Eine Gruppe der Enyele hat das Schiff Makaîla gekapert, das flussabwärts fuhr und ist am Ostermorgen in Mbandaka an Land gegangen. Sie waren nur mit Buschmessern und Pfeil und Bogen bewaffnet. Weil aber an diesem Sonntag niemand an Böses dachte, konnten sie am Hafen das Kamp der UNO und gleich daneben die Residenz des Gouverneurs erobern. Dabei fielen ihnen viele Maschinenpistolen und andere Waffen in die Hände, und bald hatten sie auch die Wachen auf dem Flugplatz überwältigt.

Da haben die Soldaten, zusammen mit den UNO-Leuten endlich Widerstand geleistet und ein harter Kampf begann. Man hörte sogar Geschützfeuer, das Mbandaka erschütterte. Aber zuletzt wurden die Rebellen vertrieben. Man weiß nicht wo sie jetzt sind.
Die Stadt ist jetzt voll Militär. Aber auch in der vergangenen Nacht hörte man Schüsse fallen.
2 UNO-Soldaten, 4 andere Soldaten und 9 Enyele sind tot. Es gibt auch unter der Zivilbevölkerung Tote und sehr viele Verletzte. Der Trommler unserer Kirche hat eine Kugel im Arm und liegt im Krankenhaus.
Aber die UNO-Soldaten sind von weit her gekommen, um im Kongo zu helfen, jetzt mussten sie hier durch Kongolesen sterben. Das ist alles sehr traurig.
Alle haben Angst. Es gibt weder einen Markt noch offene Geschäfte. Ein Brot von 200 Franc konnte ich für 500 Franc kaufen.

Aber es ist Ostern, und das heißt: Jesus lebt!

Wir haben Angst und wissen uns nicht zu helfen.
Aber so, wie Jesus gelitten hat und auferstanden ist, wird es für uns auch eine Auferstehung geben.

Ich, Pasteur Jérémie Nkole Ekombe.

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Wenn die Kirchen hier auch nicht so voll und Erwachsenentaufen eher selten sind und manches schon geändert werden könnte. Ich danke erst mal wieder meinem Gott für den Frieden in unserm wunderschönen Deutschland.

Der ewig reiche Gott soll uns bei unserm Leben
ein immer fröhlich Herz und edlen Frieden geben
und uns in seiner Gnad erhalten fort und fort
und uns aus aller Not erlösen hier und dort.

Ich bete aber auch für unsere Freunde, dass sie in allem Elend nicht auch noch den Glauben verlieren.

Herzlich, euer Hans-Peter Gohl. [gohlep-ät-web-.-de]
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Hier noch ein paar andere Fotos.
Erst mal ein Polizist, wie ja auch klar zu erkennen ist.

Der dicke Quergestreifte ist Richard, und der sehr blasse Afrikaner vor ihm ist natürlich mein lieber alter Onkel. Wer die anderen sind, weiß ich nicht.

So grün ist es da.... das schaffen meine Zimmerpflanzen nicht.

Es kann auch sehr idyllisch aussehen am Äquator.

1 Kommentar:

  1. Musste mir unbedingt mal mehr erzählen von deinem Onkel, Kongo und so... ;-)

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Nur Mut. So ein Kommentarfeld beißt nicht.