Mittwoch, 18. September 2013

Ich klebe Preisschilder auf Blumentöpfe.

Bei einer Begegnung auf meiner Reise werde ich gefragt, was ich in dem Gartencenter zu tun habe, in dem ich arbeite.
Ich klebe Preisschilder auf Blumentöpfe.
Das stelle ich mir ja ziemlich entspannt vor.
Dann stellst du es dir falsch vor.

Wie ich schon andernorts bemerkte, handelt es sich um ein großes Gartencenter. Richtig groß. Das heißt, man kann viele Pflanzen verkaufen.
Das heißt auch, man muss sich nicht auf drei Sorten beschränken, sondern kann richtig viel anbieten.
Im Idealfall tummeln sich viele Kunden unter unseren Glasdächern.
Das heißt, man sollte von den vielen Pflanzen ein paar auf Lager haben, damit es immer genug zu kaufen gibt und der Kunde eine gute Auswahl hat.
Das heißt, es geht viel Ware durch den Wareneingang und meine Abteilung.

Lieferungen kommen immer Mittwochs früh, Freitags früh, Freitags spät, manchmal aber auch an anderen Tagen. In einen großen LKW passen so an die 40 Karren. Manchmal ist er voll und alles ist für uns, manchmal wird nur ein Teil abgeladen, dafür kommt später noch ein anderer Lieferant.
Letzte Woche hab ich mal das Lager geknipst, wie es aussieht, wenn ich an einem normalen Tag morgens hinkomme. Dazu die Gedanken, die ich dann so habe.

Erste Reihe.
Wer hat denn den Hubwagen abgestellt, wo keiner hingehört? Auf dem dritten Karren von rechts kleben schon Preise, das muss Kollegin P gewesen sein, sie war am Vortag hier.

Zweite Reihe.
Lauter so Kleinkram. Wer soll bloß all die Kalanchoe kaufen? Auf der Liste meiner zehn unbeliebtesten Pflanzen rangiert das Kalanchoe ziemlich weit oben. Erstens ist es hässlich, zweitens muss man es aus der Folie auspacken und dann braucht es viel mehr Platz auf der Palette. (Und der ganze Müll!) Und drittens ist es hässlich.

Dritte Reihe.
Zum Glück gibts viele Lücken. Wenn ich die Pötte geschickt sortiere, krieg ich schon davon eine halbe Reihe leer.

Vierte Reihe.
Calluna steht auf der Kassenliste. Da muss ich nichts machen, außer sie umpacken. Und den Bambus holt sich die Baumschule so ab. Aha, der kleine Kugel-Buxus aus der Werbung.

Fünfte Reihe.
Noch mehr Buxus (3. Karren von rechts). Ansonsten viel Kassenliste.

Sechste Reihe.
Au weia. Damit werd ich nie heute fertig.

Siebte Reihe.
Die Folien müssen runter, sonst gammelt es drunter zu schnell.

Und im Gang müsste ich auch mal aufräumen. Wer hat denn den Karren da abgestellt? Ist das zuviel verlangt, die Sachen gleich wegzuschmeißen? Wetten, die sind nicht mal abgeschrieben?

Den Computer hat gestern keiner ausgemacht. Und der Drucker brummt auch die ganze Nacht.
Mannmannmann. Muss das denn sein? Alle reden vom Stromsparen, und hier?

Erst mal Platz schaffen, damit ich mit der Arbeit anfangen kann.
Auf den weißen Zetteln stehen Artikelnummer, Menge und Preis, was ich brauche, um das Preisschild auszudrucken. Auf dem Preisschild stehen dann ebenfalls Preis, Artikelnummer und der EAN-Code. Artikel aus der Werbung kriegen einen Aufkleber ohne Klarpreis, denn nach Ende der Werbung kosten sie wieder mehr und so muss man sie nicht erneut auszeichnen.

Spätestens um halb neun stehen mir die Kollegen auf den Füßen, diese und jene Partie ist ganz wichtig, kannst du dir die vielleicht als erstes vornehmen?
Manchmal lasse ich mir von ihnen eine Reihenfolge machen, manchmal habe ich keine Lust (das hängt u.a. von meiner Laune, der Nachtlänge, den Kollegen und allerhand anderen subjektiven Faktoren ab) und sage nur, dass ich vorne anfange und irgendwann hinten angekommen sein werde, oder vorher Feierabend habe.
Karren mit Großpflanzen sind natürlich beliebter als die mit dem Kleinzeug, weil ich da viel schneller fertig bin.
Um oben genannte Dickblättrigen arbeite ich auch gerne mal einen ganzen Tag herum. !Zufällig! ist dann auf einmal keine Zeit mehr für sie.

Heute war alles ganz anders.
Gestern hatte jemand die Bestellung abgesagt und die Info nicht weitergegeben und so standen Kollegin P und ich heute früh im leeren Lager.
Nix zu tun? Wir gehen einen Kaffee trinken und fahren wieder nach Hause!
Nix da! Ihr bleibt hier! Ihr könnt den Keller aufräumen!
Was soll denn das bringen? Wir räumen da auf und schaffen Platz, damit die ganzen faulen Kollegen ihren Mist wieder abstellen können, wo er nicht hingehört?
[...]

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Aus Datenschutzgründen sind die Fotos teilweise etwas verunschärft.

3 Kommentare:

  1. Oh, ich mag die Kalanchoe! Hatte eine daigremontiana oder so, Mother of a thousand. Goethe mochte die auch aber irgendwann geht die ein..

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  2. Klar geht die irgendwann ein, sogar eine tausendjährige Eiche stirbt mal.
    Nee, ehrlich, wenn man sie sorgsam* gießt, kann ein bis halbmetergroßer Busch draus werden. Ich hab so Dinger schon gesehen, also nicht in freier Wildbahn, sondern auf Blumenausstellungen. Die sehen dann echt nach was aus, kosten aber entsprechend...

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    * = da sie Wasser einspeichert, ist Verfaulen ihre häufigste Todesursache.

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    1. haha, sorgsames gießen ist natürlich auch nicht alles.
      Licht, Luftfeuchtigkeit, Temperatur, gelegentlich ein bisschen Dünger...
      da ist ne Pflanze lange glücklich.

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