Donnerstag, 9. Oktober 2014

Autoteile, die nicht kaputt gehen dürfen, wenn du eine Frau bist und von Männern keine dummen Sprüche kassieren willst

Verzeih. Die Überschrift ist so lang, weil es mir unmöglich war, den Sachverhalt kürzer zu fassen.
Und verzeih noch mehr. Es ist ganz schlecht und fast typisch Frau, sich gleich am Anfang schon zu entschuldigen.
Ich entschuldige mich für alles, was ich falsch gemacht habe und falsch machen werde. Verzeih.

Genug entschuldigt. Zum Thema.
Bei einem der Vorfahre meines Gefährts konnte ich anfangs die Motorhaube nicht öffnen. Zwei Männer nahmen sich des Problems an und gingen wahrscheinlich davon aus, dass ich das halt nicht richtig machen würde, deswegen würde es nicht klappen. Frau halt.
Bei vielen Autos ist der Hebel zum Öffnen der Motorhaube links vorne im Fußraum. Bei diesem Auto war es eine wenig stabil wirkende Plastiklasche unterm Lenkrad. Ich zog und zog und zog an ihr, weil die anwesenden Männer es verlangten -- die Klappe blieb verschlossen.
Du musst da mal richtig dran ziehen!, wurde mir erklärt.
Wie ziehe ich richtig an etwas, wenn ich vorher schon sehr dran gezogen habe -- und nichts kaputt machen will? Zwischen "richtig dran ziehen" und "kaputtmachen" schien mir da ein schmaler Grat zu sein.
Ich stieg aus und forderte die Männer auf: Macht et selbst!
Der eine ließ sich nieder, zog und stellte fest: das klappt nicht.
Erfreulicherweise brach der Hebel dabei nicht ab, auch wenn der Mann ganz sicher richtig zog. Der andere Mann fingerte im Spalt der Motorhaube herum, bis beide feststellen konnten, dass das Schnappschloss dort völlig eingerostet war und die Klappe deshalb nicht aufging.
Danke für das in mich gesetzte Vertrauen!
Immerhin haben sie den Motorraum zugänglich gemacht. Wahrscheinlich hatte das Auto ihren Ehrgeiz geweckt.

Das jetzige Gefährt hat einen Wackelkontakt. In der Elektrik. Beim Blinker ist er mir zuerst aufgefallen.
Ich habe bereits alle dummen Sprüche über Wackelkontakte und Blinker gehört.
Du solltest mal das Birnchen wechseln. Aha, geht - geht nicht - geht - geht nicht! Das ist kein Wackelkontakt, der muss das tun!
Jajaja. Alles wahnsinnig lustig.
Der Wackelkontakt betrifft nicht den Blinker an sich, sondern nur den rechten. Alles andere wäre zu einfach und vielleicht tatsächlich mit einem Birnchenwechsel zu beheben.
Mit dem Blinker streikt auch die ABS-Warnleuchte.
Wenn ich die Autobahn verlasse und vor Erreichen des Bremsstreifens nur vom Gas gehe, geht diese Leuchte an. Ist sie an, geht der Blinker aus.
Sie geht ebenfalls beim Rückwärtsfahren an. Der Blinker tuts dann logischerweise auch nicht mehr. Aber rückwärts braucht man ja meist keinen Blinker. Außer vielleicht beim fahrschulkorrekten Rückwärtseinparken. Aber das mach ich eh so fix, das lohnt sich nicht, dafür zu blinken. Maß nehmen, rückwärts, einschlagen, rückwärts, umlenken, drin. Auch über die linke Schulter. Manch ein Mann bewundert mich dafür.
Die Warnleuchte geht nur wieder aus, wenn ich den Motor neu starte.
Neu im Spiel der Blinkerverhinderer ist die Bremse.
Wenn ich bremse, was man ja vorm Abbiegen gelegentlich tut, blinkt der Blinker nicht. Lasse ich die Bremse los, blinkt er wieder.
Bei Schlaglöchern und ähnlichen Straßenereignissen können sich die Beschwerden verdichten oder auflösen.
Bei trockenem Wetter ist das Auto so gut wie beschwerdefrei, bei nassem Wetter ... denk dir was. Ich habe es in den warm-trockenen und kühl-nassen Tagen der letzten Wochen beobachtet.
Es erinnert ans Juppimobil, bei dem Teile der Armaturenbeleuchtung meist nur angingen, wenn man vorher die Frontscheinwerfer ausschaltete. Während der Fahrt konnte das zu Verwirrung bei den Verkehrsteilnehmern führen. Auch hier verfälschten Schlaglöcher das Ergebnis, manchmal gar ein kräftiger Schlag auf die Armaturenabdeckung.
Eigentlich ist die ganze Geschichte so schräg, dass sie bei Genie+Streich einsortiert werden könnte. Das glaubt einem doch kein Mensch, sag ich dem Gefährt. Das ist mein Charakter, sagt der Gefährt.
Zum Glück sind wir noch nicht wegen Charakter oder Unterlassung von der Polizei angehalten worden noch haben wir Auffahrunfälle verursacht.

Gestern haben Gefährt und ich den Mechaniker des Vertrauens besucht.
Hm, sagt er nach ausführlicher Schilderung des Sachverhalts (und Einwurf einiger dummer Sprüche über Wackelkontakte und Blinker). Da müssen wir mal reingucken.
Ich denk mir so, Autoelektrik ist ein bisschen wie Impulse im Gehirn. Was wird er finden, wenn er dem Gefährt ins Gehirnskästchen guckt?

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