Samstag, 6. Oktober 2007

Fisch vorm Frühstück

Heute morgen riss mich mein Bruder aus dem Schlaf, indem er bei mir anrief.
Scheinbar bin ich jetzt zuständig, ihm die Welt zu erklären, da unsere Eltern gestern in Urlaub gefahren sind.
Die Frage, die seine Welt bewegte, war: „Hast du den Fisch in den Flur gelegt?“
Die Frage, die meine Welt bewegte, war sowohl stilistisch als auch inhaltlich kürzer: „Hä?“
„Ja, den Fisch! Hier im Flur liegt ein Fisch. Wenn du ihn mir auf einen Teller gelegt hättest, hätte ich das ja noch verstanden, aber warum liegt er auf den Boden?“
„Welcher Fisch?“ (Wie gesagt, ich war noch nicht ganz wach.)
„Der Fisch, der hier im Flur liegt.“
„Ich hab da keinen Fisch hingelegt. Warum sollte ich dir ‘nen Fisch in den Flur legen?“
„Na ja, egal. Penn weiter.“

Ich haute mich also zurück ins Bett, denn die vergangene Nacht war mit Simenons Maigret und dem Mann auf der Bank sehr rasch verstrichen. Doch mein Hirn hatte, mittlerweile viel zu wach zum weiterschlafen, schon mit der Produktion von Gedanken angefangen, und hauptsächlich ging es darin um Fische. Da der Fisch sicher keine Fingerabdrücke oder Fußspuren hinterlassen hatte, stellte ich mir also in guter alter Krimi-Manier die Frage: Wie war der Fisch in den Flur gekommen?
Da gab es eigentlich nur drei Möglichkeiten.
  1. er war irgendwann nach dem letzten Flurgang meines Bruders die Kellertreppe raufgehüpft und hatte sich dort hingelegt, vielleicht auf der Suche nach einer größeren Menge Wasser.
  2. er war zu nachtschlafender Zeit von Nachbars Katze irgendwo aufgefischt worden und die hatte den Job mit der Kellertreppe erledigt. Da die Katze das Grundstück annektiert hat, gehört ihr schließlich auch das Haus, das darauf steht.
  3. die Handwerker, die das Haus gerade mit einem Gerüst verziert haben, hatten den Fisch kurz vor Feierabend in der Dachrinne gefunden und ihn im Flur abgelegt.
Möglichkeit drei erschien mir allerdings wenig plausibel. Wie hätte der Fisch zuvor aufs Dach kommen sollen? Also blieben nur noch zwei Möglichkeiten.
Ich habe mich schließlich für Nummer zwei entschieden, denn die Katze hat sich „ihr“ Haus auch schon ein paar Mal von innen beguckt und es passt zu ihrem freundlichen Wesen, alle Menschen ihrer Umgebung an ihrem Jagdglück teilhaben zu lassen.

Mal sehen, was die brüderliche Welt beim nächsten Anruf bewegt.

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