Mittwoch, 28. Juni 2017

Kongopost 100

Manche Leute erkennen Gott, wo andere ihn nie vermuten würden.

Vorgestern habe ich eine arme, kranke Witwe mit dem Motorrad 20 km in ihr Dorf gebracht, wo sie nun sterben soll. Hier im Krankenhaus hat der Doktor gesagt, dass ihr Brustkrebs so weit wäre, dass man nicht mehr operieren kann. So habe ich unterwegs versucht, sie zu trösten. Aber was sind da schon Worte?
Es war schon dunkel, als ich nach Hause fuhr. Im Dschungel zwischen Bakungu und Ikau muss man auf der Brücke den Bonokobach überqueren.
Als ich das Motorrad aussetze, um es rüberzuschieben, hörte ich aus dem Gestrüpp eine Frau ganz jämmerlich um Hilfe schreien. Durchs Gestrüpp suchte ich einen Weg, um zu sehen, was da wäre. Plötzlich standen zwei Banditen mit Gewehr und Buschmessern da, und einer griff mir sofort an die Kehle und stieß mich in den Bonoko, der gerade Hochwasser hat. Mit meinen Gummistiefeln konnte ich kaum schwimmen und wurde abgetrieben, bis ich mich irgendwo festhalten konnte.
Ich hatte noch gar nicht begriffen, was passiert war, da hörte ich das Wunder – ein Motorengeräusch. Ein Auto der katholischen Kirche kam gerade noch um diese Zeit. Und weil mein Motorrad da im Weg stand, stiegen die Priester aus. Ich schrie um Hilfe, und sie hörten auch die Frau jammern. Die Banditen flüchteten, und man half mir aus dem Wasser. Sie bargen auch die arg zugerichtete Frau. Sogar ein Bein schien gebrochen zu sein. Das Motorrad kam auf die Ladefläche des Autos, und ich war klatschnass, aber ganz und gar unverletzt.
Die Frau kam ins Krankenhaus, und die Polizei will jetzt Leute verhören.
Zu Hause habe ich erst mal alles meiner Nanella erzählt und begriffen, in welcher Gefahr ich war. Und dann sah ich plötzlich, wie nah Gott mir doch ist, um mich in alle dem zu bewahren. Nanella jammerte und half mir aus den nassen Sachen. Aber ich will bis ans Ende nicht mehr zweifeln und nicht aufhören Gott zu danken.
Ganz sicher war er mir da an der Brücke näher als je in irgendeiner Kirche oder so.

Heute war ich nun im Krankenhaus und ganz entsetzt. Rose Mbondi heißt die Ärmste, 29 Jahre alt, vom Ngombestamm, katholisch. Ihre Eltern wurden von den Rebellen ermordet. Eine Oma hat sie und ihrem Bruder geholfen. Sie hatte Fische gekauft, um sie zu verkaufen, damit der Bruder zur Sekundarschule gehen kann. Auf dem Weg ist es passiert.
Besonders schlimm sind die mutwilligen Verletzungen im Unterleib. Ich habe Gott bei ihr am Bett gedankt, dass wir noch lebendig sind und habe versprochen, irgend woher Geld für ihre OP zu besorgen.

Psalm 68,21: Wir haben einen Gott, der hilft und der vom Tod errettet.
Das ist jetzt auch mein Psalm. Ich, Richard Iyema.

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