In diesem Fall muss die Frage allerdings lauten: Was war eher da, das Buch oder der Film?
Und die Antwort ist unzweifelhaft sehr viel leichter zu geben: Es war das Buch.
Es wurde von einem gewissen Herrn Fleming geschrieben und obwohl manchmal auf meiner Eingangspost „J. Fleming“ steht, sind wir weder verwandt noch verschwägert. Da handelt es sich dann um einen Schreibfehler.
Besagter Herr Fleming – Ian Fleming – hat vor einigen Jahrzehnten eine Figur geschaffen, die als Nullnullsieben in die Filmgeschichte eingegangen ist. Mit der Literaturgeschichte hat das nicht so gut geklappt.
Dennoch bescherte mir die Lektüre des „Casino Royale“ kurz vor Veröffentlichung des gleichnamigen Films meine erste Nacht mit einem Agenten ihrer königlichen Majestät, denn weglegen-und-morgen-weiterlesen ist nicht drin. Es ist spannend und schlüssig und die Figuren, einschließlich des widerlichen Le Chiffre, sind plastisch und nachvollziehbar. Eigentlich ist er im Buch sogar noch besser als im Film.
Wobei man den Filmemachern zugute halten muss, dass sie sich trotz geändertem Wertekodex (es wurde 1966 geschrieben) und völlig anderer weltpolitischer Lage ziemlich genau an die Vorlage gehalten haben.
Beim Lesen blieb ich an einer Formulierung hängen. In einer emotionalen Szene mit Herrn Bond und Fräulein Lynd (wie gesagt, es stammt aus den anständigen 60er Jahren) beschreibt Ian Fleming seine Hauptperson:
„Wie alle harten und kalten Menschen wurde er leicht sentimental.“
Ich las es noch einmal, kam aber nicht darauf, was mich so aufmerksam gemacht haben könnte. Ich merkte mir die Seitenzahl, um irgendwann später darüber nachdenken zu können.
Schließlich fiel mir auf, dass ich nicht beurteilen kann, ob harte und kalte Menschen leicht sentimental werden: weil ich keine harten und kalten Menschen kenne.
Welch ein Glück.
Adventsreihe :: Beobachten
vor 1 Tag
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