Dienstag, 1. Oktober 2013

Kongopost 79

Hallo liebe Kongofreunde.
Richard hatte Malaria, und das ist schlimm für einen selbst und für alle im Umkreis. Man hat total hohes Fieber und fühlt sich so kotzelendig, dass man am liebsten dauernd sterben möchte. Man kann nicht mehr klar denken, alle Gelenke tun weh, man verliert seinen Glauben und ist absolut untröstbar.
Bei mir war das früher auch noch immer mit ganz furchtbarem Heimweh verbunden.
Richard hat mir jetzt diesen Brief geschrieben:

Ich kann jetzt wieder auf zwei Beinen stehen, bin aber ganz elendig, auch, weil man bei meinem liebsten Enkeltöchterchen Lepra festgestellt hat.
Es fing mit einem hellen Flecken am Bein an. Jetzt nimmt die Arme Pillen, wovon ihr schwindelig wird. Aber das ist noch nicht genug, nein, jetzt ist auch noch meine Frau Nanella krank geworden und liegt da mit furchtbaren Schmerzen im Bauch und am Ischias oder so. Manchmal fällt ja alle Kümmernis auf einmal über einen her.

Gestern Abend kamen Gemeindefrauen mit Geschenken, um mit Nanella für Heilung und Trost zu beten. Als sie fertig gesungen und gebetet hatten, habe ich den frommen Müttern die ganze Ungerechtigkeit der Welt und alle Zweifel an Gott und meinen ganzen Kummer gesagt. Ich habe auch von der Lepra bei uns berichtet und, dass die anderen Kinder wohl auch angesteckt würden. „Schön, dass ihr gebetet habt, aber mein Beten gilt in Gottes Ohren gar nichts. Er interessiert sich überhaupt nicht für meine Probleme!“

Da hat eine der Omas gesagt:
„Richard, mein Junge, du bist ganz dumm, wenn du meinst, dass Gott jemals macht, was du willst und gut findest. Nur Gott weiß, was wirklich gut ist. Wer nur glaubt, wenn es ihm gut geht und alles nach Wunsch verläuft, ist wie jemand, der Wasser vom Brunnen in einem Korb nach Hause zu tragen will!
Junge, du brauchst einen Eimer für deinen Glauben und keinen Korb. Der Eimer heißt: Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird's wohl machen. Psalm 37. Hast du nicht gesehen, wie Gott dich und uns alle bis hierher getragen und ertragen und uns immer wieder geholfen hat? Gib ihm jetzt auch den Rest. Er wird's wohl machen!“ Dann hat sie Nanella und ihre Pillen gesegnet, ist gegangen, und ich habe jetzt wieder Frieden im Herzen.
Bananen kann man im Korb tragen. Die sind fest. Aber Wasser und Glauben brauchen einen Eimer, einen, der ganz dicht ist.
So hoffe ich, dass unser aller Glaube im Eimer ist.
Gruß, Hans-Peter Gohl.

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